Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 714 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1621

Beschreibung

Grabplatte der Elisabeth Gräfin von Hohenlohe geb. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Ursprünglich im Fußboden des Langhauses, im Mittelgang als südliche Platte in der vierten Reihe von Osten1; bei der Kirchenrenovierung 1888 im Erdgeschoß des Blasturms an der Südwand aufgerichtet, dritter Stein von Osten. Platte aus Sandstein mit Messingauflagen: Auf einem Schriftrahmen zwischen schmalen profilierten Leisten umlaufender erhaben gegossener Sterbevermerk (A); im Feld in der Mitte ein großes gegossenes Vollwappen mit drei Helmen, in den Ecken vier weitere Wappenschilde; über und unter dem mittleren Wappen je eine querrechteckige Tafel mit Bibelsprüchen, oben (B), unten (C). Schriftgrund aller Inschriften mit Punktrasterpunzen bearbeitet. Die Platte ist zusammen mit zwei weiteren in einen neogotischen Rahmen eingelassen, dadurch alle Ränder bis auf den linken verdeckt. Steinoberfläche verwittert; stellenweise mit Gips ausgebessert und mit grauer Farbe gestrichen. Gips und Farbe abblätternd.

Siehe Lageplan.

Maße: L. ca. 225 (sichtbar: 218,5), B. 114, Bu. 4,9 (A), 2,5 (B), 2,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/7]

  1. A

    IMa) IAHRa) 1621 . DEN 17 . IVLIIa) IST DIE DVRCH=/LEVCHTIGE HOCHGEBORNE FVRSTIN VND FRAW FRAW ELISABET GEBORNE HERZOGIN ZV / BRAVNSWEIG VND LVNEBVRG . GRAVINNE , VO(N) / HOHENLOHE FRAW ZV LANGENBVRG WITTIBE IN DEM HERREN SELIGLICH ENTSCHLAFFEN .

  2. B

    Jchb) weisz das mein Erlöser lebt , vnd er wird mich her=/nach aus der Erden aufferwecken , vnd werde darnach / mit dieser meiner Haut vmbgeben werden , vnnd wer=/de in meinem Fleisch Gott sehen , Denselbigen werde ich / mir sehen , vnd meine Augen werden in schawen , vnd kein Fremb=/derc)2) . Hiob : 19 ·

  3. C

    Vnser Wandel ist im Himel , von dannen wir auch war=/ten des Heilandes Jesu Christi des Herrn , Welcher vn=/ser(n) nichtigen Leib verklären wird , das er ehnlich werde / seinem verklärten Leibe , Nach der Wirckunge , damit er kan / auch alle ding Jhm vnterthenig machen3) . Philipp : 3 .

Datum: 27. Juli 1621 n. St.

Wappen:
Braunschweig4;
Dänemark5
Mecklenburg6
Sachsen-Lauenburg7Sachsen8.

Kommentar

Die Kapitalis weist überwiegend schmale Proportionen auf. Ungewöhnlich sind die annähernd senkrecht verlaufenden mittleren Bogenabschnitte des O und analog dazu mitunter auch bei C, D und G. Die Fraktur ist sehr regelmäßig und kunstvoll gestaltet. Die Oberlängen sind leicht nach rechts gebogen und haben durchweg in der Höhe der Oberlinie des Mittellängenbereichs einen kurzen Anstrich. Über u ist stets ein v-förmiges diakritisches Zeichen gesetzt. Bogenverbindungen sind relativ häufig. Besonders aufwendig und sicherlich nach der Vorlage eines Schreibmeisterbuchs ist die J-Initiale am Beginn der Inschrift (B) ausgeführt.

Elisabeth ist eine Tochter des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg († 1592) und der Prinzessin Dorothea von Dänemark aus dem Haus Oldenburg. Sie ist 1565 geboren9. 1586 heiratete sie den Grafen Friedrich von Hohenlohe-Langenburg, der bereits 1590 verstarb (vgl. nr. 448). Aus der Ehe ging nur eine Tochter hervor, die im Alter von acht Jahren gestorben ist und wie ihr Vater in der Öhringer Stiftskirche beigesetzt wurde (vgl. nr. 502). Elisabeth ging keine zweite Ehe ein und starb nach 31jähriger Witwenschaft in Coburg10. Sie wurde nach Öhringen überführt und unmittelbar neben ihrem Ehemann im Mittelschiff der Stiftskirche bestattet.

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe deutlich vergrößert.
  2. Die reich verzierte J-Initiale nimmt die gesamte Höhe der fünf Zeilen ein.
  3. Letzte Zeile in kleinerem Schriftgrad.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Hi 19,25–27.
  3. Phl 3,20–21.
  4. Gespalten und dreimal geteilt, 1. Braunschweig, 2. Lüneburg, 3. Everstein, 4. Homburg, 5. Hoya, 6. Diepholz (Löwe), 7. quadriert von Alt-Bruchhausen und Neu-Bruchhausen, 8. Diepholz (Adler).
  5. Gekrönter Schild. Über Schildfuß durch Danebrogkreuz quadriert und mit quadriertem Mittelschild belegt, dieser wiederum mit einem Herzschild belegt; Herzschild: Oldenburg; Mittelschild: 1/4. Schleswig, 2. Holstein, 3. Stormarn; Hauptschild: 1. Dänemark, 2. Norwegen, 3. Schweden, 4. Goten (schreitender Löwe über neun (5:4) Herzen), im Schildfuß Wenden.
  6. Quadriert und mit Mittelschild (Schwerin, hier fälschlich geviert statt geteilt) belegt, 1. Mecklenburg, 2. Rostock, 3. Stargard, 4. Wenden (Werle).
  7. Quadriert, 1/4. Sachsen, 2. Pfalzgrafschaft Sachsen, 3. Brehna.
  8. Quadriert und mit Mittelschild (Sachsen) belegt, 1. Thüringen (linksgewendet), 2. Meißen, 3. Pfalzgrafschaft Sachsen (linksgewendet), 4. Landsberg (hier fünfmal gespalten statt zwei Pfähle). Verschobene und um ein Wappen aus der Urgroßelterngeneration erweiterte Ahnenprobe, hier um das Wappen der Mutter des väterlichen Großvaters, der Margarethe Herzogin von Sachsen (Haus Wettin); vgl. Eur. Stammtaf. NF I.1, Taf. 23, 153f.
  9. Vgl. Eur. Stammtaf. NF I.1, Taf. 24f.
  10. Vgl. ebd. Taf. 25 u. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 6.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103.
  2. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 46 (nur A).
  3. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 714 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0071406.