Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 675 Neuenstein, Friedhofskapelle 1617

Beschreibung

Grabplatte der Maria Schreiber geb. Zobel. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Nordwand des Langhauses als vierter Stein von Osten angebracht. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen schmalen Randleisten; im Feld oben zwei aneinandergeschobene Vollwappen in Relief, unten gerahmt von zwei Engelsköpfen, darunter eine Schrifttafel mit Bibelspruch (B) und Versinschrift (C). Die Tafel ist im Bereich der unteren Inschrift (C) seitlich eingezogen, mit einem Rollwerkrahmen versehen und unten halbrund ausgezogen; unter der Tafel zwei Engelsköpfe im Profil. Leicht abgetreten und bestoßen, Ränder ausgebrochen; der obere Teil der Platte und die rechte untere Ecke fehlen.

Maße: L. (Rest) 157, B. 88,5, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [– – – / . . . . . . S]AMa) FRAW MARIA DES EHRNVESTEN V(ND) HOCHACHBARN HERRN [SEBASTIANb) / S]CHREIBERS STADT VOGTS ZV NEIENSTA[INc) / . . . . .]CHEd) HAVS FRAW GEBORNE ZÖBLIN ANNO 1617 DEN 7 IANVA[RII . . . . . .]

  2. B

    SAPIENTIAE 3e) · / DER GEREGHTENf) SEELEN / SIND IN GOTTES HAND VND / KEINE QVAL RV̈RET SIE ANg)1)

  3. C

    WEIL ICH VOR GOTT / VNGERECHT ERFVNDEN /
    VER BARGh) ICH MICH / IN CHRISTI WVNDEN /
    DARIN RVCH ICH / GANTZ SICHERLICH /
    BIS GOTT THVT AVFF/ER WECKHENh) MICH

Versmaß: Deutsche Reimverse (C).

Datum: 17. Januar 1617 n. St.

Wappen:
Schreiber2, Zobel3.

Kommentar

In den Inschriften (B) und (C) sind die Anfangsbuchstaben zumeist etwas vergrößert. Die Kapitalis zeigt weitgehend quadratische Proportionen. Auffällig sind die klobigen quadrangelförmigen Punkte über I und über den Umlauten. C hat nur am oberen Bogenende einen kräftigen Sporn. Der Schrägschaft des N ist gelegentlich geschwungen oder einfach gebogen und reicht dann deutlich über den rechten Schaft hinaus. Der untere Schrägbalken des K und die Cauda des R sind geschwungen. Z hat einen langen Mittelbalken. Bemerkenswert ist im übrigen die unregelmäßige Ausrichtung der Sporen am Balken des T. Der weit offene Bogen der 6 ist unten spitz ausgezogen.

Zu Sebastian Schreiber, dem Ehemann der Verstorbenen4, vgl. nr. 756.

Textkritischer Apparat

  1. Vermutlich zu [TVGENDS]AM zu ergänzen.
  2. Zur Ergänzung vgl. den Kommentar.
  3. Vom A nur der untere Abschnitt des linken Schrägschafts erhalten. Das N am Wortende war vielleicht gekürzt, der zur Verfügung stehende Platz reicht jedenfalls nicht für eine Ausführung des Buchstabens in voller Größe aus.
  4. Vermutlich [EHELI]CHE.
  5. Die Zahl hervorgehoben durch einen darübergesetzten, nach oben ausgebuchteten Strich. Die erste Zeile ist zentriert.
  6. Sic!
  7. Unter der Zeile in der Mitte ein beidseitig in Zierlinien ausgezogenes Quadrangel.
  8. Falsche Worttrennung.

Anmerkungen

  1. Wsh 3,1.
  2. Aus einer gezinnten Mauer hervorwachsende gekrönte Jungfrau, in den erhobenen Händen rechts eine Schreibfeder, links ein Tintenfaß mit Deckel und Tragriemen haltend. Die Helmzier ist weitgehend zerstört. Soweit aus den erhaltenen Resten erkennbar, dürfte über einem Helmwulst wiederum die Jungfrau zwischen zwei Büffelhörnern dargestellt gewesen sein. Vgl. dazu auch nr. 783 Anm. 4.
  3. Balken, belegt mit zwei fünfstrahligen Sternen und oben begleitet von einem springenden, in den Vorderläufen ein Herz haltenden Marder (Zobel?). Die Helmzier ist völlig zerstört.
  4. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 2 (1609–1668) (LKA, KB Film 1347), Sterberegister zu 1617.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 675 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0067504.