Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 347 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1571

Beschreibung

Epitaph des Sigmund Siginger. Innen in der Nordostecke des Langhauses. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Ganz oben ein fünfzeilig eingehauener Bibelspruch (A), darunter ein mit Fase eingetieftes, flachbogig abgeschlossenes Feld mit zwei Vollwappen in hohem Relief, bekrönt im Bogenscheitel von einem Engelskopf; im unteren Drittel der Platte Schrifttafel mit Sterbevermerk (B). Ränder ausgebrochen, linke untere Ecke durch aufsteigende Feuchtigkeit abgewittert; heraldisch rechte Helmzier beschädigt. In der Mitte des oberen Randes kleine rechteckige Aussparung für eine Eisenklammerhalterung, weiteres Vierkantloch im Bereich der linken Helmzier.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 190, B. 105,5, Bu. 2,8–3,2 (A), 3,7–4,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    ICH WEIS · DAS · MEIN · ERLÖSER · LEBET · VND ER · WV̈=/RT · MICH · HERNACH · AVS · DER · ERDEN · AVFFERWECKEN / VND · WERDE · DARNACH · MIT · DISER · MEINER · HAVT / VMBGEBEN WERDEN · VND · WERDE · IN · MEINEM / FLAISCH · GOTT · SEHEN1) · ETC(ETERA) · HIOB · 19

  2. B

    SIGMVND SIGINGER ALS ER WAR
    SEINES ALTERS FV̈NF VND SECHZIG IAR
    KELLER DER GRAFSCHAFT HOHENLOE
    ALHIER VIEL IAR SANFT IN CHRISTO
    ENTSCHLIEF DER LEIB RVHT HIE IN GOT
    DIE SEEL LEBT VOM EWIGEN TODT
    [DV]RCH CHRIST ERLÖST VND ALLER NOTa)
    O(BIIT) [. .] MART(II)b) A(NN)Oc) 71d)

Übersetzung:

Er starb am (…) März im Jahr (15)71. (B)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Siginger2, Eisenhut.

Kommentar

Die Kapitalis ist sorgfältig und mit annähernd gleichbleibend schmaler Kerbe eingemeißelt. O ist kreisrund, die übrigen Bögen sind entsprechend gebildet. I hat durchweg einen Punkt, S ist zumeist und W mitunter leicht nach rechts geneigt. M hat senkrechte Schäfte und einen nur knapp unter die Zeilenmitte reichenden Mittelteil. Besonders bemerkenswert ist neben der ET-Ligatur das K mit stark verkürzten Schrägbalken. Über V mit Lautwert „U“ ist häufig ein kurzes Häkchen als diakritisches Zeichen gesetzt, jedoch nicht konsequent. Die Worttrenner sind dreieckig.

Sigmund Siginger war ein Sohn des gräflich hohenlohischen Kellers zu Öhringen Johann Siginger, dem er 1552 im Amt nachfolgte3. Verheiratet war er mit Wandelbar Eisenhut4. Das Öhringer Kelleramt verblieb auch in der nächsten Generation in der Familie: auf Sigmund folgte sein Sohn Hauprecht nach (vgl. nr. 437).

Textkritischer Apparat

  1. Das T klein in das O eingestellt.
  2. Suspensionskürzung durch Doppelpunkt.
  3. Das O klein und über einem Punkt hochgestellt.
  4. Danach eine lange liegende Zierranke.

Anmerkungen

  1. Hi 19,25–26.
  2. Linksgewendet.
  3. Vgl. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 4.
  4. Vgl. Birkenstock 48 Nr. 47.

Nachweise

  1. Birkenstock 48 Nr. 47.
  2. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle (ungenau, zu 1568).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 347 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0034705.