Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 330 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) vor 1569, 1569

Beschreibung

Epitaph des Balthasar vom Klein. Innen an der Westwand der nördlichen Seitenkapelle (ehem. Kapitelsaal, „Hölle“), erster Stein von Norden, ringsum eingeputzt. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Breiter schmuckloser Rahmen mit an den Ecken aufgelegten Wappenschilden; im Feld Vollwappen in Relief unter einem Rundbogen; in den Bogenzwickeln Engelsköpfchen; in der unteren Hälfte eine quer über das Bogenfeld gelegte und den Rahmen teilweise überdeckende Schrifttafel mit zeilenweise eingehauenem Sterbevermerk. Begrenzungslinien der Zeilen vorgeritzt. Linksschräg verlaufender Bruch im oberen Drittel der Platte; das heraldisch linke untere Wappen beschädigt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 227, B. 104,5, Bu. 4,9 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/3]

  1. ANNOa) 15⟨69⟩b) DEN ⟨LEZTEN⟩ / TAG ⟨SEPTEMBRI⟩ STARB DER ER=/BER VND VEST BALTASER / VOM KLEIN DER ZEIT KEL=/LER · ZV ÖRINGEWc) DEM / GOT DER ALMECHTIG / GNEDIG VND BARMHERCZ=/IG SEIN WÖLL AMEN

Datum: 30. September 1569.

Wappen:
vom Klein;
vom KleinAdelsheim
unbekannt1 Stetten.

Kommentar

Die Kapitalis ist insgesamt dünnstrichig, aber dennoch mit klar erkennbarem Strichstärkenwechsel eingehauen. Die Bögen sind in der Regel kreisrund. Neben dem sehr breiten M mit schrägen, weit ausgestellten Schäften und kurzem Mittelteil fällt vor allem ins Auge, daß bei E und Z die oberen Balken meist deutlich länger sind als die unteren. Beim E ist das Ende des unteren Balkens zudem hakenförmig hochgebogen. Über I ist regelmäßig ein kleiner kreisförmiger I-Punkt gesetzt. An die freien oberen Bogenenden ist regelmäßig ein geschwungener und hakenförmig gekrümmter Sporn angesetzt, der auch den oberen Abschluß der senkrechten Cauda des G bildet sowie gelegentlich an Balken- und Schaftenden zu beobachten ist. Die Raumaufteilung ist insgesamt wenig gelungen, die Zeilen sind meist nicht bis zum rechten Rand beschriftet. Der Versal am Beginn der Inschrift ist in seiner Grundform auf ein pseudounziales A der Gotischen Majuskel mit auf den linken Schaft aufgesetzter tropfenförmiger Schwellung zurückzuführen, die Form ist hier jedoch durch Aufbrechung und Verdoppelung dieses Schafts und des gewölbten Deckbalkens verfremdet. Die Sterbedaten sind durch ihren abweichenden Schriftduktus eindeutig als Nachträge erkennbar. Balthasar vom Klein ließ sich zu Lebzeiten ein weiteres Epitaph in Pfedelbach errichten (nr. 240), auf dem derselbe Steinmetz den Sterbevermerk 1569 komplettierte wie auf dem vorliegenden Grabmal.

Textkritischer Apparat

  1. Deutlich vergrößerter und verzierter Versal.
  2. Vielleicht ist auch nur die letzte Ziffer nachträglich eingefügt worden.
  3. Über dem W ein überflüssiger Kürzungsstrich.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Rumpf einer Hirschkuh (?). Vgl. zu den heraldischen Problemen dieser „Ahnenprobe“ nr. 240.

Nachweise

  1. Knoblauch II/1, 296.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 330 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0033000.