Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 169 Künzelsau, Aumühle 1 1509

Beschreibung

Bildstock. Ursprünglich vermutlich freistehend, dann in eine Gartenmauer bei der (1970 abgebrochenen) Aumühle eingesetzt1, jetzt an der Lindenstraße/Klebstraße in den spitzen Winkel der Gartenmauer des Anwesens Aumühle 1 eingemauert. Sandstein. Niedriger Vierkantschaft mit schmal abgefasten Kanten; als Aufsatz ein Gehäuse mit kräftigem, hohem Satteldach, an der Vorderseite Rundbogennische mit skulptiertem Kruzifixus, über der Nische ursprünglich ein erhaben ausgehauenes Mühlrad. An der rechten Schmalseite kleinere, leere Rundbogennische, an der linken Seite jetzt eine Rechtecknische, die aber vermutlich ursprünglich ebenfalls rundbogig war. Unter der Nische der Vorderseite ein weit vorkragendes Sims, das auf der unteren Schräge ursprünglich eine eingehauene Jahreszahl (A) aufwies, die von zwei Schildchen flankiert war. Im heraldisch rechten Schild befand sich das Stz. nr. 7. Der Unterteil des Aufsatzes verjüngt sich zum Schaft hin und nimmt dessen quadratischen Querschnitt mit abgefasten Kanten auf; an den senkrechten Seitenflächen war eine mindestens dreiseitig umlaufende Inschrift (B) eingehauen, von der nur noch geringe Reste auf der Vorderseite erhalten sind. Der Bildstock wurde bei der Neuaufstellung im Jahr 2000 in unerklärlicher Weise stümperhaft „restauriert“, indem die bestoßenen Kanten geglättet und unsachgemäß mit Zementmörtel ergänzt wurden. Das – seinerzeit schon weitgehend zerstörte – Mühlrad wurde dabei zu einem wiedergekreuzten Kreuz (!) „ergänzt“, die Jahreszahl (A) völlig zerstört und in modernen Formen ohne Orientierung am Originalbefund neu in den Mörtel eingehauen, die Schildchen samt Steinmetzzeichen wurden beseitigt, und auch die – schon vorher fragmentierte – Inschrift (B)2 wurde bis auf drei Schriftzeichen mit Mörtel überstrichen, die Schmalseiten im Bereich der Inschrift zudem durch die Einsetzung in die Mauer verdeckt. Außerdem erhielt der gesamte Stein einen dicken, Einzelheiten nivellierenden Farbanstrich.

Ergänzung nach Fotos im LDA Esslingen, in Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I und nach Kdm. Künzelsau.

Maße: H. 150, B. (Rest) 48, T. 46, Bu. 4,7 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A†

    1509a)

  2. B

    [– – – / – – –]ṇ[g]b) · aw[ṃ– – –]c)

Kommentar

Soweit an den spärlichen Resten der Inschrift und auf dem Foto in Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, erkennbar, war die Inschrift (B) in einer regelmäßigen Gotischen Minuskel ausgeführt, als Worttrenner dienten wohl paragraphzeichenförmig verzierte Quadrangel. Das Symbol des Mühlrads und der wahrscheinlich zu awm[üller] zu ergänzende erhaltene Rest der Inschrift deuten darauf hin, daß der Bildstock eine Stiftung des Betreibers der Aumühle war. Vor der Berufsbezeichnung stand sicherlich sein Name.

Die Aumühle wird namentlich 1488 urkundlich genannt, als „Untere Mühle“ (im Gegensatz zu der kocheraufwärts gelegenen Burgmühle) jedoch bereits 13893.

Textkritischer Apparat

  1. Vgl. Fotodokumentation von Klaus Hub, Künzelsau, vom 4. September 2000 mit Aufnahmen vor der Restaurierung im LDA Esslingen, Ortsakte Künzelsau, Klebweg/Lindenstraße. Die Jahreszahl war noch einwandfrei erhalten. Die 5 war linksgewendet mit kurzer, v-förmiger Fahne, der Bogen der 9 war offen.
  2. Lesung nach Foto in Rauser; ebenso OAB Künzelsau; …tag Kdm. Künzelsau. Vom ersten Buchstaben noch Teile des ersten Schafts erhalten.
  3. Unterer Teil des dritten Schafts des w zerstört. Danach sind auf dem Foto in Rauser noch einige Schäfte erkennbar, aber nicht eindeutig zu entziffern; awm . . . . (Aumüller) OAB Künzelsau; aw … Kdm. Künzelsau.

Anmerkungen

  1. Vgl. Foto in Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 303 Abb. 380.
  2. Das linke Drittel des Gehäuse-Unterteils war weggebrochen; vgl. ebd.
  3. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 237.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 278.
  2. Klemm, Württ. Baumeister 170 (nur Stz.).
  3. Keppler 176 (nur erwähnt).
  4. LDA Esslingen, Tuschzeichnung von Max Bach, 1912, mit Vorder- u. Seitenansicht (Angabe nach Kdm. Künzelsau; keine Autopsie, da die Zeichnung derzeit nicht auffindbar ist).
  5. Kdm. Künzelsau 59f.
  6. Rudolf Schlauch, Das Kruzifix …, in: Hohenloher Chronik 9 (1962) Nr. 4, 1f., hier: 2 (nur Abb.).
  7. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch I, 303 Abb. 380, 304 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 169 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0016908.