Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 112† Unterheimbach (Gde. Bretzfeld), ev. Pfarrkirche 1492

Beschreibung

Glocke. Schulterinschrift, „unterbrochen durch Schriftzeichen“1, also vermutlich durch Worttrenner; keine weitere Glockenzier. Mittlere Glocke eines dreiteiligen Geläutes; 1918 abgeliefert, nach dem Krieg aber wieder zurückgekehrt; 1922 dann allerdings von der Kirchengemeinde verkauft zur Finanzierung des Ankaufs zweier gebrauchter Bronzeglocken2.

Inschrift nach der Pfarrchronik von 18163.

Schriftart(en): Gotische Minuskel4.

  1. + hilfa) · Lucasb) · Marcusc) · Matthäus · Johannes · euan(gelistae) · an(n)id) 1492 ·

Kommentar

Das einfache, weit verbreitete Formular der Evangelistennamen erlaubt keine sichere Zuweisung der Glocke an eine Gießhütte. Allerdings könnte die Verwendung der arabischen Ziffern für die Jahreszahl – die Vier war schlingenförmig, die Zwei z-förmig ausgeführt – in Verbindung mit der im ausgehenden Jahrhundert seltener werdenden Anrufung der Evangelisten auf den Heilbronner Gießer Bernhart Lachaman hindeuten, von dem zwei ebenfalls unsignierte Glocken von 1488 und 1496 mit ähnlichem Text in der Blasiuskapelle in Röhlingen-Neunstadt (Stadt Ellwangen, Ostalbkreis) und in der Gangolfskapelle in Bühlertann (Lkr. Schwäbisch Hall) erhalten sind5. In der Unterheimbacher Kirche ist eine Glocke des Christoph Glockengießer, wohl aus dem ausgehenden 16. oder frühen 17. Jahrhundert (nr. 551), erhalten.

Textkritischer Apparat

  1. bilt Glockenbeschlagnahmeakten. Die Anrufung ist Bestandteil einiger Glockeninschriften Bernhart Lachamans d. J. aus dem späten 15. Jahrhundert; vgl. etwa Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1394 (1492) und nr. 52 (1488, wie Anm. 5).
  2. Lukas Glockenbeschlagnahmeakten.
  3. Markus Glockenbeschlagnahmeakten.
  4. euan . an(n)i Pfarrchronik; anno · domm Glockenbeschlagnahmeakten.

Anmerkungen

  1. Glockenbeschlagnahmeakten.
  2. Vgl. Englert, Unterheimbach 108. Eine der neu angeschafften Glocken wurde bereits im Zweiten Weltkrieg wieder eingeschmolzen, die zweite, eine inschriftlose, aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammende Glocke aus Affaltrach (vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 1130), ist ebenfalls nicht mehr vorhanden. Sie wurde vermutlich bei der Anschaffung dreier neuer Glocken 1960 abgenommen.
  3. Zitiert nach Englert, Unterheimbach 107 (Abb. der Seite aus der Chronik).
  4. Nach den Glockenbeschlagnahmeakten „spätgotische Schrift“, nach der Pfarrchronik von 1816 (zit. nach Englert, Unterheimbach 107) „in alter Mönchschrift“.
  5. Vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nr. 52: + s lvcas · s marcvs · mathevs · s iohannes · hilf · got 1488; ebd. Nr. 1439: + lavcas · mrcvs · mathevs · iohannes 1496.

Nachweise

  1. Pfarrchronik des Pfarrers Vollmöller, 1816 (zit. nach Englert, Unterheimbach 107).
  2. OAB Weinsberg 355 (nur erwähnt).
  3. Keppler 397 (nur erwähnt).
  4. LKA, A 29 Nr. 4792: Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Unterheimbach 1905, p. 51 (nur erwähnt).
  5. LKA, A 26 Nr. 1479,8 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Weinsberg).
  6. Rauser, Brettachtaler Heimatbuch 213 (nur erwähnt, nach OAB).
  7. Englert, Unterheimbach 107.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 112† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0011202.