Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 884 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1649

Beschreibung

Grabplatte der Anna Margaretha von der Margarethen geb. Schenkin von Schmidburg. Außen an der Nordseite des Langhauses in der Vorhalle, dem sog. Pavillon, links vom Portal an der Wand angebracht. Sandstein. In der Mitte zwei aneinandergeschobene Vollwappen über einem Engelskopf; in den Ecken vier Wappenkartuschen mit darübergesetzten Schriftbändern. Nur das heraldisch rechte obere Wappen ist ausgeführt, und alle Schriftbänder sind leer. Der zwischen den Wappendarstellungen freigebliebene Platz wird oben von einem Bibelzitat (A), unten von dem Sterbevermerk (B) ausgefüllt. Alle Zeilen sind vorgeritzt. Die ausgebrochenen Ränder der Platte sind stellenweise ergänzt.

Maße: L. 176, B. 86,5, Bu. 4,2 (A), 3,0 (A, 1. Zeile), 4,0 cm (B). Fraktur und Humanistische Minuskel (A), Fraktur und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    Philipa) 3 / Vnser Wandel / ist im Himel , vo(n) / dannen wir auch / warten desz Heilands Jesu / Christi desz Herrn , welcher vnser(n) / nichtigen Leib verklären wirdt , dasz / er Ehnlich werde seinem verklärte(n) Leibe1) .

  2. B

    Hie Ruhet //b) die weiland / Wohl Edelgeborne //b) Frau ANNA MAR=/GARETHA von der Margaretha , geborne / Schmidtbergerin welche den 23 APRILIS / ANNO 1649 in Christo See(lig)c) entschlaffe(n) / Gott wolle sie an / seinem groszen Tag / Frölich erwecken / AMeNd) .

Datum: 3. Mai 1649 n. St.

Wappen:
von der Margarethen2, Schenk von Schmidburg;
Schenk von Schmidburgleer
leerleer3.

Kommentar

Die Breite der Frakturbuchstaben schwankt erheblich. Die Schäfte sind insgesamt im Verhältnis zur Gesamtbreite der Buchstaben relativ schmal. Besonders auffällig ist das breite Bogen-r, das sich aus einem linksschrägen Balken und einem spitzwinklig angesetzten, fast halbrund nach links durchgebogenen Bogen zusammensetzt. Die Versalien sind ausgesprochen schlicht, nur bei A, F und G sind vereinzelte Zierlinien zu beobachten. Die Anfangsbuchstaben der in Kapitalis ausgeführten Wörter sind leicht vergrößert. Die Grabplatte ist nach Ausweis der Schriftformen und der charakteristischen Gestaltung der Helmdecken zufolge ein Werk des Achilles Kern.

Die Verstorbene entstammt einem Niederadelsgeschlecht mit Stammsitz im Hunsrück, das seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das kurtrierische Erbschenkenamt innehatte4. Ihre Eltern sind Philipp Heinrich Schenk von Schmidburg († 1613) und dessen erste Frau Christina Vogt von Hunoldstein, eine Tochter Hans Adams von Hunoldstein und der Elisabeth von Hagen5. Anna Margaretha war verheiratet mit dem hohenlohischen Rat und Stallmeister zu Neuenstein Wolf Heinrich von der Margarethen († 1632). Auch seine Grabplatte (nr. 818) ist erhalten, außerdem das 1649 angefertigte Epitaph für beide Eheleute (nr. 885).

Textkritischer Apparat

  1. Das Wort in Humanistischer Minuskel; Zeile zentriert.
  2. Unterbrechung der Inschrift durch den Engelskopf.
  3. Kürzung durch Doppelpunkt.
  4. M und N als vereinfachte Versalien ausgeführt, aber völlig in den Mittellängenbereich eingefügt.

Anmerkungen

  1. Phl 3,20–21.
  2. Mit zwei Helmen; vgl. nr. 818 Anm. 2.
  3. Die korrekt ergänzte Ahnenprobe müßte oben links das Wappen der Vogt von Hunoldstein und unten die Wappen Dienheim und Hagen zeigen; vgl. dazu Hattstein I, 484.
  4. Vgl. Kneschke 8, 136f.
  5. Vgl. Humbracht, Taf. 258; Hattstein I, 484. In beiden genealogischen Werken ist die Ehe Anna Margarethas nicht vermerkt, und es werden keine weiteren Lebensdaten genannt.

Nachweise

  1. Maurer, Kirchengeschichte 36 (nur erwähnt).
  2. Hesler/Taddey, Stadtkirche 9 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 884 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0088403.