Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 864 Untersteinbach (Gde. Pfedelbach), ev. Pfarrkirche 1610–1643

Beschreibung

Hostiendose. Silber, graviert. Ovale Dose mit gerader Wandung, darauf eingraviertes Rollwerk und Fruchtbündel; auf dem Boden eingepunzt das Haller Beschauzeichen1 und eine Goldschmiedemarke mit Monogramm HB2. Auf dem flachen Deckel sind nebeneinander zwei von Lorbeerkränzen gerahmte gekrönte Wappenschilde und, dem Bogenverlauf folgend, über beiden Wappen Namenbeischriften eingraviert: heraldisch rechts (A), links (B); in den Zwickeln zwischen den Wappenmedaillons zwei Fruchtbündel.

Maße: H. 4,0, L. 10,6, B. 6,1, Bu. 0,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    D(orothea) G(räfin) V(on) · H(ohenlohe) · V(nd) · F(rau) · Z(u) · L(angenburg) · G(eborne) · G(räfin) · Z(u) · E(rbach)

  2. B

    L(udwig) E(berhard) G(raf) V(on) H(ohenlohe) V(nd) H(err) Z(u) L(angenburg)

Wappen:
Erbach3, Hohenlohe-Langenburg.

Kommentar

Bei einigen der Buchstaben sind Schattenstriche durch Doppelgravur der Linien angedeutet. Die langen Balkensporen sind durchweg rechtsschräg ausgerichtet. Die Schrägschäfte des V sind leicht nach innen durchgebogen; Z hat einen langen Mittelbalken. Durch die Wappen und Beischriften lassen sich als Stifter der Hostienbüchse Graf Ludwig Eberhard von Hohenlohe-Waldenburg († 1650) und seine Frau Dorothea, Tochter des Grafen Georg III. von Erbach, identifizieren. Für die Anfertigung der Dose markieren das Jahr der Eheschließung 1610 und das Todesjahr der Gräfin 1643 die Eckdaten4. Ludwig Eberhard war der älteste Sohn Georg Friedrichs I. († 1600) und der Dorothea Reuss von Plauen. Bei der Landesteilung 1615 erhielt er den Pfedelbacher Anteil, zu dem auch das Amt im Ohrntal gehörte, dessen Sitz Untersteinbach war.

Unklar ist, warum auf der Hostiendose gegen die Regel das Wappen der Gräfin dem ihres Mannes vorangestellt ist.

Anmerkungen

  1. Vgl. Rosenberg R3 Nr. 2279.
  2. H und B in Nexus litterarum verbunden; nicht nachgewiesen bei Rosenberg R3.
  3. Quadriert von Erbach und Breuberg. Die Quadrierung ist fehlerhaft, da die waagerechte Teilungslinie in der hinteren Schildhälfte am Spalt nach unten verschoben ist. Im zweiten Feld ist zudem das Breuberger Wappen falsch wiedergegeben (dreimal geteilt statt zwei Balken).
  4. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 864 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0086401.