Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 853 Pfedelbach, ev. Pfarrkirche 1640

Beschreibung

Abendmahlskanne. Silber teilvergoldet; gegossen, getrieben und graviert. Über rundem, gewölbtem und mit dreizeiliger eingravierter Umschrift (E) versehenem Fuß der hohe, zylindrische Gefäßkörper, der etwa in der Mitte von einem getriebenen und gravierten Lorbeerkranz umgeben ist. Am oberen und unteren Rand der beiden dadurch entstehenden Felder jeweils ein gravierter Rankenfries; auf der Vorderseite der Wandung in der oberen Hälfte innerhalb eines gravierten Lorbeerkranzes zwei Vollwappen mit jeweils zweizeilig darüber eingravierten Nameninitialen (B, C), in der unteren Hälfte ein weiterer Lorbeerkranz, ausgefüllt mit Stiftungsinschrift (D). Vergoldeter Henkel mit gegossener Frauenbüste als Daumenrast und mit gegossenem Puttenkopf als unterem Abschluß. Gewölbter Deckel mit flachem Rand und vergoldetem Knauf; auf der Deckelwölbung vierzeilig eingravierte, an der Daumenrast beginnende Inschrift (A), die sich auf dem flachen Rand fortsetzt. Rankenfriese sowie alle Flächen, die Inschriften tragen, vergoldet. Die Schattenstriche der Inschriften (A) und (D) sind in Kontur graviert. Auf der Unterseite des Bodens zwei eingepunzte identische Marken HI1. Im Deckel ein kleines dreieckiges Loch im Bereich der Inschrift (A).

Maße: H. 32, Dm. 15,5, Bu. 0,4 (A), 0,3 (B, C, D), 0,4 cm (E).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/15]

  1. A

    EINSATZVNGa)2) · CHRIStI · IM · H(EILIGEN)b) ABENDMAL · VBER · DEN · KELCH · MATc) : 26 : MAR : 14 : LVCd) : 22 : 1 : COR : 11 · / DESSELBIGEN : GLEICHEN : NAM : ER : AVCH : DEN : KELCH : NACH : DEM : ABENtMAL : DANCKEt : VND : GAB : INENe) / DEN · VND · SPRACH · TRINCKET · ALLE · DARAVS · DAS · IST · MEIN · BLVT · DES · NEWEN · TESTA/MENTS : WELCHES : FVR : EVCH : VND : FVR : VIEL : VERGOSSEN : WIRD3) : SOLCHES : THVT //f) SO · OFFT · IHRS · TRINCKT · ZV · MEINEM · GEDECHTNVS4) :g)

  2. B

    D(orothea) · G(räfin) · V(on) · H(ohenlohe) · V(nd) / F(rau) · Z(u) · L(angenburg) · G(eborne) · G(räfin) · Z(u) · E(rbach) ·

  3. C

    L(udwig) · E(berhard) · G(raf) · V(on) · H(ohenlohe) · / V(nd) · H(err) · Z(u) · L(angenburg) ·

  4. D

    GOTT / DER : HEILIGEN : / DRIFALTIGKEIT : ZV : EHRN : / VND : ZVM : REINEN GEBRAVCH : / DES : HEILIGEN : ABENDMALS : IST : / DISE : ALTAR : KANTEN : VON : DEN : / WOHLEDLEN : GESSTRENGEN : VND / VESTEN : AVCH : EHRNVESTEN : EHRN/HAFTEN : VND : DEN : NACHGEMELTENh) / IN : DIE : KIRCHEN : ZV : PFEDELBACH : GEStI/FTET : WORDEN : DARBEI : ZVVERBLEIBEN / SO : LANG : SIE : DVRCH : GOTTES : GNAD : / BEI : DER : VNVERENDERTEN : AVGSPVR/GISCHEN : CONFESSION : VND : REINEN : / EVANGELLISCHER : LVTHER:/:ISCHER : RELIGION : BESTENDIG / HALTEN : WIRT : WIE : DER : ORDEN/TLICHE , HIRR ZV AVFGE/RICHTE : STIFTVNGS : / BRIEF LAVTEN : THVT : / ANNO · 1640 ·i)

  5. E

    ·k) IVNCKER : CHRISTOPH : VON : ZORBWA5) : IVNCKER : GEORG : CHRISTOPH : FRENTZ : IVNCKER : GEORG : RVDOLPH : VON : NAVNDORFF6) ·l) / ·m) HERR : GEORG : STEINLIN : VOGT7) : GEORG : PREVNGER : GEORG : MAIER8) : EPSDERn) : STIFTER : VND : PFLEGER : HIERVBER : IOHANNES : PREINERo) / BERTRAM : BERGMAN : IOHANN : VLRICH : BERGMAN : CASPAR : VON : OLHAVSEN : IOHAN : ZOLLMAN : DAVID : STADMAN : FRANTZISCVS : RVFIRp) :

Wappen:
Erbach9, Hohenlohe-Langenburg10.

Kommentar

Die – nicht ganz konsequent – in Kontur gravierten Schattenstriche der Inschriften (A) und (D) sind mit Parallelschraffur gefüllt. Bemerkenswert ist der von Zeile zu Zeile vorgenommene Wechsel der Worttrennergestaltung in Inschrift (A): einfache Punkte wechseln mit Doppelpunkten ab. Auffällige Einzelformen sind das R mit langer, geschwungener Cauda, die meist unter die Grundlinie reicht, das analog dazu gestaltete K sowie die Minuskel-Doppelform des T mit deutlich ausgeprägter Oberlänge. Das Minuskel-t kommt auch einmal in Inschrift (D) vor. Dort haben alle A einen geknickten Mittelbalken, ebenso in der letzten Zeile von Inschrift (E). In Inschrift (E) ist zudem der Schrägschaft des N zumeist leicht geschwungen, und zweimal ist der Balken des H nach unten ausgebuchtet.

Die – hier eigenartigerweise vertauschten – Wappen und Namen Graf Ludwig Eberhards von Hohenlohe und seiner Frau Dorothea bezeichnen den Inschriften (D) und (E) zufolge nicht die Stifter der Abendmahlskanne, sondern lediglich die Inhaber der Ortsherrschaft und des Kirchenpatronats11. Initiator für die Anschaffung der Kanne war sicherlich Georg Maier, der in der Stifternennung (E) ausdrücklich als der ERSDE hervorgehoben wird und der als PFLEGER über die Einhaltung des Stiftungszwecks zu wachen hatte. In der Aufzählung der Stifter sind – ihrem ständischen Rang entsprechend – die Adeligen sowie der Vogt als gräflicher Amtsträger vorangestellt. Die in dem Stiftungsvermerk (D) ausdrücklich erwähnte Stiftungsurkunde, in der offenbar die näheren Bestimmungen schriftlich fixiert waren, ist im Pfarrarchiv Pfedelbach nicht erhalten12.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift ein Dreiblattmotiv.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. T aus R korrigiert.
  4. Das V über den Balken des L gestellt.
  5. INEN aus Platzmangel am Zeilenende in kleinerem Schriftgrad.
  6. Fortsetzung der Inschrift auf dem flachen Deckelrand im Anschluß an ein Blattmotiv.
  7. Danach eine lange Blattranke als Zeilenfüller, die fast ein Drittel des Deckelrandes einnimmt.
  8. Das zweite N aus Platzmangel am Zeilenende verkleinert.
  9. Als Schlußzeichen drei fächerförmig angeordnete kurze Striche.
  10. Am Beginn der Inschrift ein Punkt auf halber Zeilenhöhe, an den nach links drei kurze Striche fächerförmig angesetzt sind.
  11. Punkt auf halber Zeilenhöhe, nach rechts drei kurze, fächerförmig angeordnete Striche angesetzt; danach als Zeilenfüller eine lange Blattranke.
  12. Drei fächerförmig angeordnete Striche.
  13. So statt ERSDER.
  14. Danach am Zeilenende ein lilienähnliches Motiv, das sich über dem Beginn der dritten Zeile wiederholt.
  15. Erstes R aus B verbessert.

Anmerkungen

  1. Lesung unsicher; nicht nachweisbar in Rosenberg3.
  2. D. h. Einsetzungsworte.
  3. Mt 26,27–28; ähnlich Mk 14,23–24; Lk 22,20.
  4. 1 Ko 11,25.
  5. Zu ihm vgl. nr. 686.
  6. Vermutlich ein Angehöriger des thüringisch-meißnischen Adelsgeschlechts von Nau(e)ndorff; vgl. Kneschke 6, 450f.
  7. Georg Steinlein, Rat und Vogt zu Pfedelbach, verheiratet mit Sabina Elisabetha vom Klein, Vater des späteren Stadtpfarrers, Hofpredigers und Superintendenten zu Neuenstein Georg Friedrich Steinlein; vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 446 Nr. 2594. Die Bestallung zum Vogt zu Pfedelbach erfolgte 1612; vgl. HZAN Wa 25 Bü 356 Nr. 23.
  8. Vielleicht der älteste Sohn des Schulmeisters zu Pfedelbach und nachmaligen Gegenschreibers zu Öhringen Heinrich Mayer († 1612); vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 280 Nr. 1638.
  9. Quadriert von Erbach und Breuberg; Helmzier: zwei gekreuzte, mit den beiden Breuberger Balken bezeichnete Fähnchen zwischen zwei Büffelhörnern. Das Wappen der Frau hier eigenartigerweise auf der rechten Seite (ebenso auf der Hostiendose in Untersteinbach, vgl. nr. 864).
  10. Falsche Wiedergabe des Langenburger Wappens in Feld 3: der gerautete Platz hier oben, der schreitende gekrönte Löwe unten! Der obere hohenlohische Leopard in Feld 4 außerdem fälschlich mit aufgerichtetem statt untergeschlagenem Schweif.
  11. Zu Graf Ludwig Eberhard von Hohenlohe und Gräfin Dorothea von Erbach vgl. nr. 864.
  12. Freundl. telefonische Auskunft vom 6. September 2005.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 853 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0085308.