Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 837 Westernhausen (Gde. Schöntal), kath. Pfarrkirche St. Martin und St. Sebastian 1634

Beschreibung

Epitaph der drei Pfarrer Johann Walther, Adam Kuhn und Georg Kuhn. Außen an der Südseite des Langhauses. Ädikula aus rotem Sandstein. Im Giebel ein Rundmedaillon mit Darstellung des schreibenden Evangelisten Johannes, dem in den Wolken Christus erscheint, hinter ihm der Adler; in den Zwickeln zu Seiten des Medaillons Fruchtbündel. Anstelle des Gebälks nur ein schmales Sims; in der Hauptzone eine von Pilastern gerahmte Flachbogennische, darin die drei Priester nach links hin vor einem Altar kniend und den Kruzifixus anbetend; oben am Kreuz auf einem Schriftband der Titulus (A); in den Bogenzwickeln zwei geflügelte Putti mit Buch, Hostienkelch und Kreuz. Im Sockel eine von zwei Engelsköpfen flankierte querovale Kartusche mit Versinschrift (B). Leichte Witterungsschäden.

Maße: H. 137,5, B. 79,5, Bu. 0,8 (A), 2,3 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    INRI

  2. B

    Sunt , tres , pastores , quos , an(n)us , sustulit . vnus Iohan(n)es , Adam , tertius ipse Georg : ·Waltheri agnomen primo Kunumq(ue) duobusa) : Quos tegit hic tellus : suscipe , S(ancta)b) Trias
    An(n)o Christiano . 1634 ·

Übersetzung:

Es sind drei Pfarrer, die ein einziges Jahr dahinraffte: Johann, Adam, und als dritter Georg, der erste führte den Zunamen Walther, die zwei (anderen) den Namen Kuhn. Sie, die diese Erde bedeckt, nimm auf, Heilige Dreifaltigkeit!

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Die dichte Drängung der Schrift in der ersten Zeile hat eine unvollkommene Worttrennung zur Folge, deshalb wurden zur Verdeutlichung Kommata als Worttrenner eingefügt. Die Humanistische Minuskel weist relativ schmale Proportionen auf, sie verzichtet völlig auf Brechungen, und alle Bögen sind ausgerundet. Schaft-r und Bogen-r wechseln sich ohne erkennbares System ab, dagegen wird für s ausschließlich die runde Form verwendet. Über u ist als diakritisches Zeichen eine Wellenlinie oder ein kurzer Bogen gesetzt. Vera Schneider schreibt das Grabmal versuchsweise Bernhard Müller, einem Gesellen Michael Kerns, zu, der allerdings nur bis 1614 in den Forchtenberger Kirchenbüchern nachweisbar ist1.

Die drei Pfarrer starben an der Pest, der im selben Jahr weitere 110 Einwohner von Westernhausen zum Opfer fielen2. Die Todesdaten sind nicht zweifelsfrei überliefert: Dem Westernhausener Totenbuch zufolge starb Adam Kuhn am 5. Februar, Johann Walther am 25. Oktober und Georg Kuhn am 20. November, doch kann dies nicht stimmen, da Walther der erste der drei Pfarrer war und bereits 1628, vielleicht sogar schon 1620 in Westernhausen amtierte3.

Textkritischer Apparat

  1. Verbessert aus diebus, zunächst durch Abänderung von ie zu einem unorthodoxen uo-Nexus. Nachträglich wurde zur Verdeutlichung vo in kleinerem Schriftgrad darübergesetzt.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Schneider, Michael Kern 222.
  2. Vgl. OAB Künzelsau 879.
  3. Der Hinweis auf den Widerspruch bereits ebd. 870, 879.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2139 (Ortsbeschreibung Westernhausen), geschichtl. Mitteilungen des Pfarrers Ernst, 1879.
  2. OAB Künzelsau 870.
  3. Kdm. Künzelsau 410 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 650 (nach OAB), 667 (Abb.).
  5. Schneider, Michael Kern 222 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 837 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0083704.