Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 835 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1634

Beschreibung

Epitaph des Martin Roscher. Innen an der Ostwand des Langhauses, rechts vom Chorbogen. Holz, bemalt. Ädikulaähnlicher Aufbau ohne Stützen. Als Bekrönung eine von Voluten flankierte querrechteckige Schrifttafel mit dem in schwarzer Farbe aufgemalten Sterbevermerk (A); darüber ein schmales, darunter ein breites, gestuftes und marmoriertes Sims. In der Hauptzone ein quadratisches, von einem breiten Rahmen umgebenes Gemälde, das den Traum Jakobs von der Himmelsleiter zeigt; an den geschweiften Seitenteilen jeweils ein geschnitzter und teilvergoldeter Engelskopf. Auf dem breiten Bilderrahmen ist mit goldener Farbe auf rotem Grund ein Bibelspruch (B) aufgemalt, die zugehörige Bibelstellenangabe (C) steht oben in der Mitte der inneren Rahmenleiste. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet ein marmoriertes Sims. Der Unterhang fehlt. Ob die Inschriften (A) und (C) noch den ursprünglichen Befund bewahren, ist sehr fraglich. Vielmehr scheinen sie bei einer Restaurierung nach Beseitigung der originalen Schriftreste neu aufgemalt worden zu sein. Inschrift (B) ist stark verblaßt und stellenweise ganz verschwunden.

Maße: H. (Rest) 94, B. 77, Bu. 0,7 (A), 1,6 (B), 0,7 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A), Fraktur (B), Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    A(NN)O . 1634 . den 8 . Nov(embris)a) ist in Gott S(eelig)a) entschlaffen der / Edel , gestreng Ehrnveste vnd Manhaffte H(err) Mart=/in Roseherb) geborn vffm Schneberg in Meissen1) dero / Röm(isch)c) Kaÿs(erlicher) wie auhd) zu Hungarn Vnd Böheim (etc.) / Königl(icher)a) Maÿestätt , vnder Jhr EXELLENTZ / Herrn Graffen Philipps Von Mansfeld2) . hoch=/lebl(ichem) Regament zu Fusz3) bestelten Wachtmeister / Leütenampt , seines alters . 37 . Jahr 27 Woch=/en . deme Gott gnädig sein Wölle Amene)

  2. B

    [Jch ha]b einen gu[ten kampff gekempffet Ich hab]f) / ḍen lauff [vo]llenḍ[et]g) Jch hab glauben gehalten / hinfort ist mir beÿgel[eg]t [die] C[r]o[n der Gere]cht/iḳait , welche mir der Herr an ienem Tag geben wirt4)

  3. C

    2 TIMOTH 4 CAP .

Kommentar

Die noch erkennbaren Reste der Inschrift (B) deuten auf eine sorgfältige Gestaltung und Ausführung der Fraktur hin, wozu die nachlässig geschriebene Inschrift (A) mit ihren fetten Schattenstrichen nicht paßt. Sie dürfte somit das Ergebnis einer Neufassung anläßlich einer Restaurierung sein und taugt nicht zur paläographischen Auswertung.

Die Herkunftsangabe und die relativ genaue Berechnung des erreichten Alters ermöglichen eine nähere Identifizierung des Verstorbenen. Im ersten, 1568 begonnenen Kirchenbuch der Pfarrei Schneeberg im Erzgebirge ist zum 21. April 15975 die Geburt eines Mert Roscher vermerkt. Seine Eltern, die am 19. Juli 1591 geheiratet hatten, waren Paulus Roscher und Anna, Tochter eines Mert (Martin) Hennel6. Das kaiserliche Regiment Mansfeld zu Fuß hielt sich 1634 zeitweilig in Böhmen, 1635 dann im Elsaß auf7. Der Zug führte offenbar durch Franken.

Textkritischer Apparat

  1. Als Suspensionskürzungszeichen zwei kurze parallele Schrägstriche auf der Grundlinie.
  2. So eindeutig der jetzige Befund; Roscher Pfarrbeschreibung 1905; Rösener Englert.
  3. Kürzung durch Doppelpunkt.
  4. Sic!
  5. Danach eine liegende Zierranke als Zeilenfüller.
  6. Ergänzt nach dem Text der Luther-Bibel.
  7. Nur noch geringe Reste der Buchstaben erhalten.

Anmerkungen

  1. Schneeberg, Lkr. Aue-Schwarzenberg (Sachsen).
  2. Philipp III. Graf von Mansfeld zu Bornstedt (Zählung nach Europ. Stammtaf. NF XIX, Taf. 87), kaiserlicher Geheimer Rat und Oberst, dann Generalfeldwachtmeister und schließlich Feldmarschall und Gouverneur von Raab, † 1657. Mansfeld war ab 1629 Regimentsinhaber; vgl. Anm. 3.
  3. Kaiserliches Regiment zu Fuß, 1625 aufgestellt; erster Regimentsinhaber Wilhelm Wratislaw Graf zu Mitrowitz, ab 1627 Hans Georg von Arnim, ab 1629 bis zur Auflösung 1636 Graf Philipp von Mansfeld; vgl. Tessin I, 18; III, 206.
  4. 2 Ti 4,7–8.
  5. Aus der Altersangabe der Inschrift ergibt sich als Geburtstag ungefähr der 3. Mai 1597. Trotz dieser geringfügigen Abweichung handelt es sich zweifellos um dieselbe Person.
  6. Die Angaben verdanke ich der freundlichen briefl. Mitteilung des Evangelisch-Lutherischen Pfarramts St. Wolfgang in Schneeberg/Erzgebirge (18.10.2004). Die Kirchenbucheinträge enthalten keine Informationen über den Beruf Paulus Roschers.
  7. Tessin II, Fiche 15.

Nachweise

  1. LKA, A 29 Nr. 4956, Pfarrbeschreibung für die Pfarrei Waldenburg 1905, p. 221 (nur erwähnt).
  2. Englert, Waldenburg 478 Anm. 26 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 835 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0083500.