Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 824 Neuenstein, Friedhof 1633

Beschreibung

Grabplatte des Georg Heinrich Schneitman. Bis 1962 im Fußboden der Friedhofskapelle; nach Restaurierung 1963 außen an der Ostwand des nördlich der Kapelle stehenden, damals neu errichteten Leichenhauses (jetzt Geräteschuppens) angebracht als vierter Stein von Norden. Roter Sandstein. Umlaufend zwischen schmalen Rahmenleisten eingehauener Sterbevermerk (A). Das Feld ist in drei Zonen geteilt: oben ein annähernd quadratisches Feld mit zwei Bibelsprüchen (B); darunter in kreisrund eingetieftem Feld ein reliefiertes Vollwappen, in den Bogenzwickeln Blatt- und Blütenornamente; zuunterst ein querrechteckiges Schriftfeld mit Bibelspruch (C). Abgetreten und stellenweise stark verwittert, Ränder ausgebrochen (Schriftverlust).

Maße: L. 174,5, B. 76, Bu. 2,4–2,6 (A), 2,2–2,4 (B), 2,2 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A), Fraktur (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    Anno 1633 . Den 28 . Nouembrisa) / Montags · Zwischen 7 . vnd 8 . Vhr starb der Ehrnvest vnd Vorgeacht Herr Georg Heinrich · Sch[nei]ṭtṃanb) · von / Bạ̈ringsweÿler1) Jhrer Hoch Gr[ä]fflichen / E[x]cellenti[e]a) geweszner Cammer Schreiber [. . . . . . D]eme Gott gnedig sein wölle , Amenc)

  2. B

    Psalm 73 .d) / Herr wenn Jch nur dich hab so frag / Jch nichts nach him(m)el vnd erden , wan(n) / mir gleich leib vnd seel verschmacht , / so bist du doch allzeit meines hertzen / trost vnd mein theil2) .e) /Psalm 31 .d) / Jn deine hand befehl Jch meinen geist / du hast mich erlöst Herr du trewer / Gott3) .e)

  3. C

    Römern 14 .d) / Leb[e]nf) wir , so leben wir dem Her=/ren sterben wir , so sterben wir / dem Herrn Darumb wir le/ben oder sterben , so sind / wir desz Herren4) .

Wappen:
Schneitman5.

Kommentar

Die Fraktur ist sehr gleichmäßig und sorgfältig eingehauen. Grundform der Bögen ist ein schmales Spitzoval. Die Oberlängen sind leicht nach rechts gebogen. Während die einfachen Versalien nur sparsam mit Zierlinien versehen sind, sind die deutlich vergrößerten Initialen am Beginn der drei Bibelsprüche reich mit Kontraschleifen und begleitenden Zierstrichen ausgeschmückt.

Georg Heinrich Schneitman läßt sich urkundlich nachweisen, so daß der durch Abwitterung des Steins verstümmelte Name in der Inschrift sicher ergänzt werden kann. Schneitman – bis dahin Kammerdiener –erhielt seine Bestallung zum Kammerschreiber in Neuenstein am 17. Juli 16306.

Der Todestag im Sterbevermerk ist, wie sich aus der Angabe des Wochentags erschließen läßt, nach dem Gregorianischen Kalender berechnet.

Textkritischer Apparat

  1. Wort in Humanistischer Minuskel.
  2. Ergänzung des Namens nach der archivalischen Überlieferung, s. Kommentar.
  3. Danach eine Zierranke als Zeilenfüller.
  4. Die Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  5. Die letzte Zeile des Spruchs zentriert.
  6. Die Zeilen des gesamten Bibelspruchs sind gestaffelt zentriert.

Anmerkungen

  1. Böhringsweiler, Gde. Großerlach, Rems-Murr-Kreis.
  2. Ps 73,25–26.
  3. Ps 31,6.
  4. Rö 14,8.
  5. Mit zwei Kanonen bestückte Kriegsgaleere, unten begleitet von einem Stufengiebelhaus unter einer unten anstoßenden Sparrenleiste; Helmzier: bewimpelter Schiffsmast (?) zwischen Flug, beide Flügel belegt mit dem Haus unter der Sparrenleiste.
  6. HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 56v. Hans Jakob Schneitmann, der 1649 als Schultheiß der alten Gräfin (Dorothea Walpurgis Gräfin von Hohenlohe) zu Untersteinbach bezeugt ist (Ev. PfA Untersteinbach, Kirchenbuch 1 [LKA, Film KB 1517], Taufregister zu 1649 XII 29), war sicherlich ein Verwandter des Kammerschreibers.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 824 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0082407.