Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 811 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1631, 1637

Beschreibung

Epitaph für Sebastian Schuler und seine Frau Maria geb. Virnkorn. Innen an der Südwand des Chors. Große hölzerne Ädikula, geschnitzt und bemalt. Zweistöckiger Aufsatz, bestehend aus einem Rollwerkgiebel, Sims und querrechteckiger, von Voluten gerahmter Tafel mit in goldener Farbe auf schwarzem Grund aufgemaltem Bibelspruch (A); Giebel und Sims mit geschnitzten Frauenmasken belegt. Im Gebälk unter geschnitztem Engelskopf weiterer Bibelspruch (B), ebenfalls golden auf schwarzem Grund. In der von Pilastern und schmalen Seitenteilen gerahmten Hauptzone Gemälde mit Darstellung des Kruzifixus vor einer Stadtlandschaft, oben in Wolken Gottvater, vorn unter dem Kreuz in Anbetung kniend das Ehepaar mit einem erwachsenen Sohn, einem Mädchen und einem auf einem Kissen liegenden Wickelkind; Vater und Töchter durch vor ihnen liegende Totenschädel als verstorben gekennzeichnet; oben am Kreuz Titulus (C). Im Sockel zwischen Pilasterkonsolen zwei untereinander mit goldener Schrift auf schwarzem Grund aufgemalte Sterbevermerke (D, E); im Unterhang zwei gegeneinandergelehnte Wappen unter einem Helm, darüber als Beischriften zwei Initialenpaare (F, G). Als Wappenbestandteil sowohl im rechten Schild als auch in der Helmzier jeweils auf dem Hals des Greifen ein Einzelbuchstabe (H). Pilasterpostamente und ‑konsolen mit geschnitzten Frauen- und Löwenmasken belegt. Restauriert, Schrift von (B), (D) und (E) stellenweise verfälscht.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 220, B. ca. 115, Bu. ca. 2,0 (A), ca. 1,2 (B), ca. 1,0 (C, D, E), 4,0 (F, G), 1,3 cm (H).

Schriftart(en): Fraktur (A, B, D, E), Kapitalis (C, H), Frakturversalien (F, G).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/7]

  1. A

    · Zuna) Römern am · 4 · / Christus ist vmb Vnsern / Sunden Willen dahin / gegeben Vnd vmb vnser / Gerechtigkait willen wider / Auffer Weckhet1) ·b)

  2. B

    · Psalmc) ·b) 4̣ ·b) / Jch lige Vnd Schlaffe gantz mit Friden dan du Herr hilffst mir das / Jchd) sicher wohne ·e)

  3. C

    · I · N · R · I ·

  4. D

    Anno 1631 den 4 Aprillis nach miter nacht ist in Gott dem Heren Seliglich zu / Erlebach3) entschlaffen der Erber vnd Vorneme Sebastian Schuler metzger vnd / burger allhie sginesf) alters · 65 · Jahr der Almüchtigg) vnd Barmhertzig Gott wolle / ihme an ienem grossen tag ein fröliche aufferstehung verleihen Vns aber ein seliges end

  5. E

    Anno 16〈37〉 den 〈, 3 Appr(ilis)〉 ist ihn Gott dem Hern seeliglich ent Schlaffen die / Erbar vnd tugent same Frauw Maria Virnkornin ihres alters 〈68 , v(nd) , 3〉4) / der Allmächtig vnd Barmhertzig Gott wolle ihr an ienem grossen tag / ein fröliche aufferstehung verleihen Amen ·h)

  6. F

    · S(ebastian) · S(chuler) ·

  7. G

    · M(aria) · F(irnkornin) ·

  8. H

    S(chuler)S(chuler)

Datum: 14. April 1631 n. St., 13. April 1637 n. St.

Wappen:
Schuler5, Virnkorn6.

Kommentar

Besonderes Merkmal der sorgfältig ausgeführten Fraktur ist die Gestaltung der Balken von f, k, t und von A- und J-Versal: An der Stelle, wo der Balken den Schaft bzw. die Schrägschäfte durchschneidet, ist dieser unterbrochen. Die nach rechts gebogenen Oberlängen von b, h und t sind fast durchweg von einem halbrunden Zierbogen überfangen. Doppeltes langes s und ff sind durch eine kleine Schleife am oberen Schaftende des vorderen Buchstabens ligiert. Die Versalien greifen mit langen Anschwüngen gelegentlich weit nach links aus.

Textkritischer Apparat

  1. Erste Zeile weit nach rechts eingerückt.
  2. Vierblättrige Zierblüte.
  3. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  4. Letzte Zeile zentriert.
  5. Blüte mit links und rechts angesetzten Blattranken.
  6. Vermutlich verrestauriert aus saines.
  7. Sic!
  8. Als Schlußzeichen eine Blüte, danach als Zeilenfüller zwei weitere, unterschiedlich gestaltete Blüten und dazwischen jeweils ein Punkt auf halber Zeilenhöhe.

Anmerkungen

  1. Nach Rö 4,25.
  2. Ps 4,9.
  3. Vermutlich Baumerlenbach (Stadt Öhringen).
  4. So vermutlich für „68 Jahre und 3 Monate“.
  5. Linksgewendet. Geteilt, oben in Silber ein wachsender goldbewehrter und auf dem Hals mit einem silbernen S belegter roter Greif, unten in Rot ein silberner sechsstrahliger Stern; Helmzier: über rot-silbernem Helmwulst der wachsende und mit dem S belegte Greif zwischen silber-rot übereckgeteilten Büffelhörnern.
  6. In Rot zwei gekreuzte goldene Kornähren.

Nachweise

  1. Birkenstock 77–79 Nr. 71.
  2. Kleinehagenbrock, Grafschaft Hohenlohe 305 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 811 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0081100.