Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 807 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1630

Beschreibung

Altarretabel. Johannes-Baptista-Altar im Langhaus, am östlichen Pfeiler der Nordseite. 1722 hierher versetzt; ursprünglicher Standort im gotischen Vorgängerbau in einer Kapelle des Querhauses1. Sandstein, bildhauerische Arbeiten aus Alabaster. Ädikula mit breiten Seitenteilen. Im Aufsatz Relief der Predigt des Johannes, darüber als Bekrönung die Figur Johannes’ des Täufers zwischen niedrigen Obelisken; über den Seitenteilen zwei geflügelte Putti mit Weihrauchkesseln. Im Gebälk eine zweizeilige, 1723 anläßlich einer Restaurierung eingehauene Inschrift2. In der Hauptzone, von Rundsäulen gerahmt, Relief der Taufe Christi in einem Rundbogenfeld, in den Zwickeln und im Bogenscheitel drei Engelsköpfchen. Auf den Seitenteilen je zwei kleine Bildreliefs untereinander mit Szenen aus dem Leben des Täufers, dazwischen jeweils eine leere querovale Kartusche. Im Sockel sechszeilig eingehauene Inschrift in eingetieftem rechteckigen, seitlich segmentbogig ausgezogenen Schriftfeld, flankiert von Engelsköpfen. Die Seitenteile werden von Voluten konsolenartig gestützt. Ganz unten am Sockel Restaurierungsvermerk von 17233. Teilvergoldung von 1723; auch die Inschrift mit Goldfarbe ausgemalt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. ca. 340, B. 205, Bu. 2,3 cm4.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. AD LAVDEM ET GLORIAM SACRO SAN=/CTAE TRINITATIS IN HONORE GLORIOSAE / VIRGINIS DEI GENITRICIS MARIAE ET IN / MEMORIAM S(ANCTI) IOANNIS BAPTISTAE ALTARE / HOC PONI FECIT ADM(ODVM) R(EVERENDVS) D(OMINVS) SIGISMVND(VS) / ABBAS SPECIOSAE VALLIS ANOa) M . D . CXXX

Übersetzung:

Zu Lob und Ruhm der allerheiligsten Dreifaltigkeit, in der Ehre der glorreichen Jungfrau und Muttergottes Maria und zum Gedächtnis des hl. Johannes des Täufers hat diesen Altar errichten lassen der wohlehrwürdige Herr Sigismund, Abt von Schöntal, im Jahr 1630.

Kommentar

Der – wie der Dreifaltigkeitsaltar (vgl. nr. 794) – 1627 von Abt Fichtlin in Auftrag gegebene Altar ist ein Werk des Michael Kern III von Forchtenberg. Er wurde erst am 1. Juli (vigilia Visitationis Mariae) 1644 durch Abt Christoph Haan geweiht und mit Reliquien des hl. Apostels Thomas, der hll. Märtyrer Dionysius und Stephan, des hl. Hilarius, der Unschuldigen Kinder, der Gefährten der hl. Ursula sowie der hl. Clara versehen5. Bis zur – vermutlich wegen der Kriegswirren verzögerten – Weihe der neuen Altäre waren in Kloster Schöntal seit 1636 Tragaltäre benutzt worden, die der Speyerer Weihbischof Gangolf Railinger geweiht hatte6.

Textkritischer Apparat

  1. So statt ANNO; Kürzungsstrich fehlt.

Anmerkungen

  1. Brümmer 174; Schneider, Michael Kern 142.
  2. Laut Akkord von Bildhauer Flade 1723 eingehauen, vgl. Kdm. Künzelsau 320: IPSVM AVDITE . / Luc. 9. 2. Pet. 1. Schneider, Michael Kern 142, bezieht diese Angabe offenbar fälschlich auch auf die ursprüngliche Stifterinschrift.
  3. RESTAVRATV(M) . A(nn)o . 1722 . Da der Akkord über die durchzuführenden Restaurierungsarbeiten von 1723 überliefert ist (vgl. Anm. 2), muß sich der Vermerk auf das Jahr der Neuaufstellung, nicht der Restaurierung, beziehen und wurde wohl erst im folgenden Jahr angebracht.
  4. Vergrößerte Anfangsbuchstaben bis zu 4,2 cm.
  5. Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 267.
  6. Kremer, Continuatio (StAL B 503 II Bü 1) p. 388.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 779.
  2. Gradmann, Monumentalwerke 45f. (nur erwähnt).
  3. Fuchs-Röll, Kloster Schöntal, Abb. 12.
  4. Betzendörfer, Kloster Schöntal 19 (Abb.).
  5. Kdm. Künzelsau 320f., 318 (Abb.).
  6. Schneider, Michael Kern III, 101 (Abb.).
  7. Dies., Michael Kern 142 (Abb.), 259 Anm. 751.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 807 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0080706.