Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 771† Morsbach (Stadt Künzelsau), ev. Filialkirche 1626

Beschreibung

Glocke des Dinkelsbühler Gießers Adam Iligan. 1917 eingeschmolzen1. Schulterinschrift (A); „unten“ (am Schlag?) weitere Inschrift (B). Die Glocke war mit einem „Blattkranz oder Fruchtgehänge verziert“2.

Inschrift nach den Glockenbeschlagnahmeakten.

Maße: Dm. 82–83 cm.

  1. A

    Durch’sa) Feirb) flos ich .Meister Adam Jligan zuc) Dinkelspeil gos mich .anno 1626 .

  2. B

    Zu der Frist, da diese Klokchen gosen, ist Lenhart Jakob Herr Schuldheis zu Marspach . / Hans Rumich .

Versmaß: Prosa in Reimversen (A).

Kommentar

Glocken des Gießers Adam Iligan haben sich aus dem Zeitraum zwischen 1619 und 1631 in Mittelfranken und württembergisch Franken erhalten3. Da ihre Inschriften durchweg in Kapitalis ausgeführt sind, dürfte auch die Morsbacher Glockeninschrift – entgegen der Überlieferung in Minuskelschrift – in dieser Schriftart ausgeführt gewesen sein.

Der in der Inschrift als Schultheiß aufgeführte Jakob Lenhart (Leonhard) genannt „Beckenlienle“ ist 1679 im Alter von 79 Jahren gestorben4. Er war dreimal verheiratet. Seine erste Frau Apollonia starb 1639, seine zweite Frau Anna 1654. Noch im selben Jahr heiratete er Barbara Beuerlein († 1679).

Hans Rumich (Romig) verstarb 1636 im Alter von 58 Jahren5. In welcher Funktion er auf der Glocke genannt ist, ist unklar. Vielleicht trug er durch eine Spende zur Anschaffung der neuen Glocke bei oder er fand, auch wenn dem Namen keine Amtsbezeichnung beigefügt ist, als Amtsträger Berücksichtigung6. Er war in erster Ehe mit einer Margarethe, in zweiter Ehe mit Eva Nau († 1663) verheiratet7.

Textkritischer Apparat

  1. Durs OAB Künzelsau; durchs Pfarrbeschreibung 1905.
  2. Feuer OAB Künzelsau; Feier Pfarrbeschreibung 1905.
  3. von OAB Künzelsau.

Anmerkungen

  1. Entgegen der Empfehlung des als Glockensachverständiger eingesetzten Baurats Feil, der die Glocke vor der Ablieferung zurückstellte, wurde die Glocke auf Wunsch der Gemeinde zugunsten der großen Läuteglocke von 1889 abgeliefert; vgl. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau).
  2. Alle Angaben nach den Glockenbeschlagnahmeakten (wie Anm. 1).
  3. Vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern 75. Zwei Glocken in Bad Mergentheim (ebd. Nrr. 1010, 1011 bzw. DI 54 [Mergentheim] nrr. 430, 432), je eine in Gröningen-Bronnholzheim (Gde. Satteldorf, Lkr. Schwäbisch Hall), Michelbach an der Lücke (Gde. Wallhausen, Lkr. Schwäbisch Hall), Weiltingen (Lkr. Ansbach), Untergailnau (Gde. Wettringen, Lkr. Ansbach) und Dinkelsbühl; vgl. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern Nrr. 371, 418; Dt. Glockenatlas Mittelfranken Nrr. 203, 1012, 120.
  4. Vgl. J. H. Rauser, Familienregister Morsbach 1624–1808, 1974 (masch., KrAHK, Manuskriptenslg. 10.6.30) 21 Nr. 162; danach auch das Folgende.
  5. Ebd. 43 Nr. 324.
  6. Ein Verwandter, Hans Jörg Romig, amtierte in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts als bislang frühester bekannter Schulmeister in Morsbach; vgl. ebd. 43 Nr. 323. Möglicherweise hatte zuvor bereits Hans Romig dieses Amt inne.
  7. Wie Anm. 5; ebd. auch die Angabe der acht Kinder.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 685 (nur A).
  2. Keppler 180 (nur A teilweise).
  3. LKA, A 29 Nr. 2430: Pfarrbeschreibung für die Filialkirchengemeinde Morsbach, Pfarrei Künzelsau 1905, p. 21 (nur A).
  4. LKA, A 26 Nr. 1483,2 (Glockenbeschlagnahme 1917, OA Künzelsau).
  5. Kdm. Künzelsau 226 (nur erwähnt).
  6. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 444 (nur A, nach OAB).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 771† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0077101.