Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 764 Neuenstein, Friedhof 1626

Beschreibung

Grabplatte des Leutnants Andreas Kapusch. Bis 1962 im Fußboden der Friedhofskapelle; nach Restaurierung 1963 außen an der Ostwand des nördlich der Kapelle stehenden, damals neu errichteten Leichenhauses (jetzt Geräteschuppens) angebracht als zweiter Stein von Norden. Roter Sandstein. Umlaufend zwischen profilierten Rahmenleisten eingehauener Sterbevermerk (A); im Feld in der Mitte zwei aneinandergeschobene Wappen innerhalb eines kreisrund eingetieften Feldes; darüber und darunter jeweils ein Bibelspruch in einer querrechteckigen Kartusche mit Roll- und Beschlagwerkrahmen: oben (B), unten (C). Ränder vielfach ausgebrochen, Wappen bestoßen und verwittert. Im mittleren Bereich der Platte auf den Schriftleisten und unter den Wappen insgesamt drei unregelmäßig angeordnete kleine quadratische Bohrlöcher, ein viertes unterhalb der unteren Schrifttafel.

Maße: L. 170, B. 83,5, Bu. 4,2–4,7 (A), 2,2 (B)1, 2,0 cm (C)2.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    ANNO · 1625 · DEN · 26 · / DECEMB(RIS) · ZWISCHEN · 1 · V(N)ND · 2 · NACa) · MIT · TAG · IST · IN · GOTT · SELIGLICH · / ENTSCLAFENb) · DER · EDEL · VND · GESTRENG · / [A]NDREAS · KAPVSCH = DE = SCAḶ[. .]c) · F · W · Bd) · LEIDENAMBT3) · SEINES · ALTERS · 69 · IAR ·

  2. B

    Job am · 19 cap / Jch weisz dasz mein Erlöser lebt / vnnd Er wirdt mich hernacher / ausz der Erden Aufferweckhen , / vnd werde mit dieser meiner haut / vmbgeben werden vnd werde in / Meinem Flaisch Gott sehen denselb=/en werde ich mir Sehen meine Au=/gen werden ihn Schawen4) ·e)

  3. C

    · [2 ·] Timoth · 4 · Cap · / Die Zeit · meines · Abscheidens · ist · vorhanden · ich / Habe · einen · gueten · kampff · gekämpffet · ich · / Habe · den · Lauff · vollendet · ich · habe · glau=/ben g[e]halten hinfort ist mir beÿ/gelegt die Kron der Gerechtigkeit / welche mir der Herr an Jenem / tag der gerechte Richter geben / wirdt . nit aber mir allein sonder5)

Datum: 5. Januar 1626 n. St.

Wappen:
Kapusch6, unbekannt7.

Kommentar

Die Schriftformen der Fraktur wie auch der Kapitalis stimmen völlig mit denen auf einer 1625 entstandenen Neuensteiner Grabplatte überein (nr. 750), lediglich das Z ist hier nicht spiegelverkehrt gebildet, und neben dem A mit geknicktem Balken kommt auch die Normalform mit geradem Balken vor. Außerdem sind die Worttrenner hier als Quadrangel, nicht als Dreiecke gestaltet. Beide Grabplatten wurden fraglos vom selben Steinmetzen geschaffen.

Welchem Regiment der Verstorbene angehörte, ließ sich nicht ermitteln. Er könnte aber identisch sein mit dem 1602/03 als Lakai am württembergischen Hof bezeugten Andreas Cabutze8. Seinem – leider kaum entzifferbaren – Eintrag im Neuensteiner Totenregister zufolge war Kapusch („Andres de Kays“ [?]) ein „geborn Franzoss von Chalôns [?], so sich von Jugendt uff an Heer [?] Hofen [?] und Kriegswesen in Deutschland uffgehalten, also auch alhie zu Neuenstein, seins alters gegen 70 Jare“9.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Das F in Nexus litterarum mit A steht auf dem Kopf.
  3. Vom vierten Buchstaben ist nur der untere Abschnitt erhalten, der Rest ist zusammen mit den folgenden zwei Buchstaben mit Zementmörtel überschmiert. Eine Lesung als E ist vom Befund her nicht auszuschließen, vermutlich ist der Ortsname aber zu SCAL[ON] zu ergänzen; vgl. den Kirchenbucheintrag (s. Kommentar bei Anm. 9). Vom letzten Buchstaben (spiegelverkehrtes N ?) ist noch der untere Abschnitt des rechten Schafts zu sehen.
  4. Vermutlich F(ürstlicher) · W(ürttembergischer) · B(estallter).
  5. Danach eine geschwungene Zierlinie als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Bibelstellenangabe in der ersten Zeile in verkleinertem Schriftgrad: 1,8 cm.
  2. Bibelstellenangabe in der ersten Zeile in verkleinertem Schriftgrad: 1,2 cm.
  3. Leutnant.
  4. Hi 19,25–27.
  5. 2 Ti 4,6–8. Der Text bricht unvermittelt ab.
  6. Unter Schildhaupt drei (2:1) fünfspeichige Räder (das linke obere zerstört), im Schildhaupt drei fächerförmig mit den Spitzen nach rechts unten angeordnete Nadeln (?) mit großen runden Köpfen.
  7. Schräggelegter Fisch.
  8. Vgl. Pfeilsticker § 235.
  9. Ev. PfA Neuenstein, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1347), Totenregister zu 1625 XII 28. Der Herkunftsort ist vermutlich Châlons-en-Champagne (dép. Marne).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 764 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0076406.