Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 759 Gommersdorf (Stadt Krautheim), kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist 1. V. 17. Jh.

Beschreibung

Epitaph des Gommersdorfer Schultheißen Melchior Lurtz und seiner Frau Maria geb. Mertz. Außen an der Südwand des Langhauses. Roter Sandstein. Das Epitaph besteht aus einer hohen, unförmigen Bekrönung, einer breiten, flachbogig abgeschlossenen Hauptzone, einem niedrigen Sockel und zwei mächtigen Konsolen. In der Bekrönung ein Rundmedaillon mit Engelskopf, das von zwei Engeln gehalten wird, auf dem Medaillon steht ein dritter Engel, alle mit Fackeln; als seitliche Bekrönung des Mittelteils zwei primitive Delphinköpfe (?). In dem flachbogigen Bildfeld in der Mitte Kruzifixus, darunter zu beiden Seiten die Familie des Melchior Lurtz kniend und betend. Oben am Kreuz Titulus (A) in eingerolltem Schriftband; zu beiden Seiten des Kreuzes Wappenschilde, im heraldisch rechten die erhaben ausgehauenen Initialen (B), im linken die eingehauenen Initialen (C); alle dargestellten Personen sind durch Beischriften über ihren Köpfen namentlich bezeichnet, auf beiden Seiten jeweils von außen nach innen in absteigender Folge: links (D) bis (I), rechts (K) bis (P); alle Namenbeischriften sind mit Ritzlinien umrandet. Die flache Sockelzone hat einen breiten Rahmen mit Rollwerkornament; im eingetieften Feld zwei vierzeilige Sterbevermerke (Q, R) nebeneinander. Die beiden Konsolen sind mit einer gekrönten Männer- bzw. Frauenbüste belegt. Witterungs- und Stoßschäden, Schrift der Inschriften (Q) und (R) mit grauer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 186, B. 127, Bu. 1,8 (A), 2,7 (B), 2,3 (C), 2,0 cm (D–R).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. A

    INRI

  2. B

    M(elchior) L(urtz) S(chultheis)

  3. C

    M(aria) M(ertzin)

  4. D

    MELCH(IOR)a) LVRTZ

  5. E

    HANS : END(RES)

  6. F

    DIETRICH :

  7. G

    H(ANS) · ALBRECHT

  8. H

    H(ANS) · BASTIAN

  9. I

    H(ANS) [·] MELCH(IOR)

  10. K

    MARIA

  11. L

    ANNA

  12. M

    MARGRET

  13. N

    BARBARA

  14. O

    MARIA : LVCIA

  15. P

    ELISABET

  16. Q

    MELCHIOR LVRTZ VON AMORBACH 〈. . . .〉 IAHR / SCHVLTHEIS ZV GOM(M)ERSDORF STARB IM / 〈. .〉 IAHR SEINES ALTERS DEN 〈. . . . . . . . . . .〉 / 〈. . . . . .〉 DESSEN SEHLE GOTT GNEDIG SEI

  17. R

    MARIA MERTZIN VON DER NEVENSTADT1) / SEIN HAVSFRAV STARB IN 〈. . .〉 IAHR IHRES / ALTERS DEN 〈. . . . . . . . . . . . .〉 VND HABEN SO / VIL KINDER MITEINANDER GEZEVGT

Wappen:
Lurtz2, Mertz3.

Kommentar

Die Kapitalis wirkt ungelenk. Bemerkenswert ist das M mit sehr kurzem Mittelteil, dessen Schrägbalken teilweise leicht gebogen sind und mitunter weit seitlich über die schräggestellten Schäfte hinausragen. Melchior Lurtz hat 1610 einen Bildstock auf Gommersdorfer Gemarkung (nr. 629 †) gestiftet. Die freigelassenen Passagen in den Sterbevermerken bezeugen, daß das Epitaph noch zu Lebzeiten der Eheleute gesetzt worden ist. Für zwei der abgebildeten und namentlich bezeichneten Kinder sind die Taufdaten überliefert: Hans Albrecht (Johann Albert) wurde am 31. Mai 1599, Maria Lucia (Maria Luise) am 14. Dezember 1603 getauft4. 1599 bekleidete Melchior Lurtz bereits das Schultheißenamt5. Er ist 1638 gestorben6, im Jahr darauf folgte ihm sein jüngster Sohn Johann Melchior im Amt des Schultheißen7. Da Johann Melchior auf dem Epitaph noch als Kind dargestellt ist, dürfte das Grabmal geraume Zeit vor 1638 entstanden sein. Dazu paßt, daß dem Schriftbefund zufolge vom selben Steinmetzen 1615 ein Grabmal in Marlach (nr. 669) geschaffen wurde.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Vermutlich Neuenstadt am Kocher (Lkr. Heilbronn).
  2. Zwei gekreuzte Pflugseche, unten bewinkelt von einem sechsstrahligen Stern (und oben durch die Initialen).
  3. Schräggelegter Pfeil, überdeckt von einem Herz.
  4. Hans-Jürgen Pauli, Geburten und Heiraten in Gommersdorf 1598–1608, in: Südwestdt. Bll. f. Familien- u. Wappenkunde 19 H. 8 (1989) 432–436, hier: 434f.; mit Berichtigung ebd. 19 H. 9 (1990) 547.
  5. Ebd. 434.
  6. Vgl. Eugen Sternad, Materialien zu Krautheim (KrAHK, o. Sign.): Das Gommersdorfer Kirchenbuch 1598–1826, bearb. v. E. Sternad, Okt. 1993 (nur Auszüge, o. S.zählung). Demnach ist Melchior Lurtz vom 20. März 1608 bis zum 17. Februar 1638 als Schultheiß nachgewiesen.
  7. Ebd.: nachgewiesen von 1639 III 15 bis 1641 III 11.

Nachweise

  1. Schönhuth, Crautheim sammt Umgebungen 104 (nur erwähnt).
  2. Schreck, Gommersdorf 18 (nur erwähnt).
  3. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 438 (nur Q, R).
  4. Morand, Verborgene Schätze ³1979, 209 (Abb.).
  5. Rauser, Krautheimer Heimatbuch 193 (Abb.).
  6. Der Hohenlohekreis 1, 145 (Abb., verzerrt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 759 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0075902.