Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 713 Neuenstein, ev. Stadtkirche 1621

Beschreibung

Grabplatte der Margaretha Hyso geb. Krafft. Seit unbekanntem Zeitpunkt außen an der Südostwand des Chors angebracht. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen profilierten Leisten; im Feld zentral ein Rundmedaillon mit Wappenschild, darüber und darunter zwei identisch gestaltete Schrifttafeln mit Roll- und Beschlagwerkrahmen, oben Bibelspruch (B), unten (D). Beide Tafeln sind nach der ersten Zeile seitlich eingezogen und unten in der Mitte mit einer rundbogigen Ausbuchtung versehen, in letzterer jeweils die zugehörige Bibelstellenangabe. Unmittelbar unter dem Wappenmedaillon die Signatur (C). Stark abgetreten (besonders im mittleren Abschnitt) und verwittert, die beiden linken Ecken abgebrochen.

Maße: L. 173,5, B. 85, Bu. 3,6–4,0 (A), 4,5 (B), 2,5 (C), 4,5 bzw. 3,2 cm (D)1.

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Fraktur und Kapitalis (B, D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    [. . . .] D(OMI)NI 1621 DEN 8 IVNII IST / [S]ELIGa) IN CHRISTO EN[T– – – T]VGE[ND]REI[CH]Eb) / [F]RAW MARGRETA [– – – / – – –] SEE[– – –] WECḲ[EN . . . . . .]

  2. B

    [J]ch weisz dasz mein Erlöszer / lebt vnd er würdt mich / Hernach ausz der Erden / aufferwecken2) · / IHOB / XIX

  3. C

    H Ịc)

  4. D

    So glẹ[uben . .]ạ[. .]ierd) vnd wissen / [dasz d]ẹṛ so ḍẹṇe) [h]ẹrrenn / Jes[u]ṃ hạṭ auf̣f̣ẹrweckt wird / ṿṇ[s a]ụch Auffẹṛ[wecke]n3) · / 2 CORINT / [. . .]

Datum: 18. Juni 1621 n. St.

Wappen:
unkenntlich.

Kommentar

Die Kapitalis weist einige charakteristische Merkmale auf. So ist der Balken des A geknickt, sind die beiden Bogenenden des C mit markanten Sporen besetzt, von denen die oberen rechtsschräg, die unteren linksschräg ausgerichtet sind, und ist das O oben und unten spitz ausgezogen. H hat einen nach unten ausgebuchteten Balken, und die geschwungene Cauda des R setzt mitunter getrennt vom Bogen am Schaft an. X hat einen s-förmig geschwungenen Linksschrägschaft. Bemerkenswert ist aber vor allem das N, dessen Schrägschaft von einer rechtsschrägen Wellenlinie durchkreuzt wird. Über I ist regelmäßig ein kleiner dreieckiger Punkt gesetzt. Die dünnstrichige Fraktur hat schmale Proportionen und wirkt dadurch wie auch durch die knappen Zeilenabstände dicht gedrängt. Obwohl die Grabplatte in ihrer gesamten Gestaltung eindeutig dem Muster der Neuensteiner Grabplatte für den 1618 verstorbenen Johann Notter (nr. 683) folgt, weisen die deutlich abweichenden Schriftformen doch auf die Hand eines anderen Steinmetzen hin, der sich vermutlich in der Signatur (C) verewigt hat.

Die Verstorbene war vermutlich eine Tochter des gräflich hohenlohischen Vogts zu Döttingen (Gde. Braunsbach, Lkr. Schwäbisch Hall) Georg Krafft4. Der Altersangabe auf dem 1622 für sie und ihren Ehemann, den 1617 verstorbenen Konrad Hyso, errichteten Epitaph (nr. 730) zufolge ist sie um 1572 geboren.

Textkritischer Apparat

  1. Vom E nur mehr der untere Balken erhalten.
  2. Von I und letztem E nur die unteren Abschnitte erhalten.
  3. H tief eingehauen und noch deutlich zu erkennen, danach nur noch die Kerbe eines Schafts schwach sichtbar.
  4. Der Text weicht hier von dem der Luther-Bibel ab und läßt sich nicht mehr rekonstruieren.
  5. Vom gesamten Wort nur die unteren Buchstabenenden erhalten.

Anmerkungen

  1. Die Bibelstellenangabe in Kapitalis ist in kleinerem Schriftgrad ausgeführt.
  2. Hi 19,25.
  3. 2 Ko 4,13–14.
  4. Zu diesem vgl. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten, Nr. 144.

Nachweise

  1. Maurer, Kirchengeschichte 36 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 713 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0071309.