Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 702 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1620

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Georg Ernst von Hohenlohe. Ursprünglich im südlichen Seitenschiff der Krypta im Fußboden1; jetzt dort an der Südwand angebracht. Sandstein. Umlaufend zwischen profilierten Leisten eingehauener Sterbevermerk (A); das Feld quergeteilt; im unteren Drittel Kartusche mit Bibelspruch (B); oben unter einer Rundbogenarkade die Figur des auf einem Kissen ruhenden und die Hände zum Gebet faltenden Kleinkinds im Hemdchen, mit einer an einem langen Band um den Hals hängenden kugelförmigen Rassel (?). In den Bogenzwickeln und in den unteren Ecken vier Ahnenwappen; als Konsolen des Bogens zwei Engelsköpfe und darunter jeweils ein Gebinde aus Totengräberutensilien bzw. Knochen. Alle Zeilen mit Hilfslinien vorgeritzt. Leicht abgetreten und bestoßen; Ränder ausgebrochen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 130, B. 72,5, Bu. 2,5 (A), 1,9 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A

    ANNO 1620 · 5 IAN(VARII)a) STARB DER HOCH/WOLGEBORNE GRAVE VND HERR HERR GEORG ERNST · GRAVE / VON HOHENLOE : VND HERR ZV / LANGENBVRG · SEINES ALTERS 20 WOCHEN ·b)

  2. B

    · IOB 14 ·c) / Der mensch vom weib ge=/born · lebet kürctze zeit vnd / ist voller vnruhe · gehet auff / wie ein blume · vnd fellet ab / fleücht · wie ein schatten · / vnd bleibet nicht2) ·d)

Datum: 15. Januar 1620 n. St.

Wappen:
Hohenlohe-LangenburgErbach3
Reuß von Plauen4 Barby5.

Kommentar

Die Kapitalis ist etwas nachlässig ausgeführt. So ist das A häufig nach rechts geneigt, wobei der Neigungswinkel schwankt, und das O ist nicht durchweg kreisrund geformt. E hat einen ungewöhnlich kurzen mittleren Balken, und der obere Balken ist gelegentlich länger als der untere. Z hat einmal einen Mittelbalken und einen leicht geschwungenen unteren Balken. Trotz der relativ großen Wortabstände ist es dem Bildhauer nicht gelungen, den Umschriftrahmen ganz auszufüllen. Die Fraktur ist besser geraten. Ein Versal ist nur am Beginn der Inschrift verwendet. Das D ist mit einer großen Kontraschleife am unteren Bogenende versehen. Unter den Gemeinen fällt besonders das v auf, dessen linker Schaft in hohem Bogen von links ausholt. Der Schaft von f und langem s ist tief gespalten. Der Bogen des o ist rechts oben eingedrückt. Unorganisch wirkt lediglich das breite c mit dachförmig abknickendem oberen Bogenabschnitt. Als Interpunktionszeichen dienen in beiden Inschriften dreieckige Punkte auf halber Zeilenhöhe.

Der jung verstorbene Knabe war der erste Sohn des Grafen Ludwig Eberhard von Hohenlohe, des Begründers der Linie zu Pfedelbach († 1650)6, und der Dorothea Gräfin von Erbach. Er war am 19. August 1619 geboren7. Die Pfedelbacher Linie wurde von seinen Brüdern Friedrich Kraft († 1681) und Hiskias († 1685) fortgesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt und durch zusätzlichen langen Kürzungsstrich.
  2. Das letzte Viertel der linken Leiste unbeschriftet; das Quadrangel-Schlußzeichen in eine lange Zierranke ausgezogen.
  3. Die beiden Quadrangel, die die Bibelstellenangabe einfassen, sind jeweils nach außen hin in eine Zierranke ausgezogen.
  4. Schluß-Quadrangel zu einer kurzen Zierranke ausgezogen.

Anmerkungen

  1. Vgl. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (Grabmal Nr. 23); Albrecht, Stiftskirche Oehringen 49.
  2. Hi 14,1–2.
  3. Quadriert von Erbach und Breuberg.
  4. Quadriert von Kranichfeld und Reuß; die Felder sind demnach vertauscht.
  5. Quadriert, in den Feldern 1 und 4 eine Rose, in den Feldern 2 und 3 ein jeweils einwärtsgekehrter Adler.
  6. Zu Ludwig Eberhard vgl. die knappen Angaben in Pfedelbach 1987, 28–30.
  7. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe).
  2. OAB Öhringen 110 (nur erwähnt).
  3. Boger, Stiftskirche Öhringen 93 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 702 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0070206.