Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 677 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1617

Beschreibung

Grabplatte des Stadtschultheißen Veit Hugwerner. Ursprünglich im Boden des Langhauses an nicht näher bezeichneter Stelle, wohl in der Nähe des Nordportals1; bei der Innenrenovierung der Kapelle 1972 innen vor der Südseite des Langhauses unter dem mittleren Fenster in Nord-Süd-Richtung verlegt. Roter Sandstein. Im oberen Viertel Bibelspruch (A), darunter in eingetieftem querovalen Medaillon zwei aneinandergeschobene Vollwappen, jeweils mit Nameninitialen (B) zu beiden Seiten der Helmzierden; in den ebenfalls eingetieften Zwickeln des Medaillons die eingehauenen Ziffern des Herstellungsjahrs (C); unten der Sterbevermerk (D). Leicht abgetreten, Ränder stellenweise ausgebrochen und geflickt; starke Kalkablagerungen in den Kerben der Schriftzeichen von Inschrift (D).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 182, B. 83, Bu. 2,8 (A), 4,2 (B), 2,9 (D), Zi. 4,2–5,3 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    HIOBa) · C(APITEL) · 19 · V(ERS) · 25̣b) / JCH WEIS DAS MEIN ERLÖSER / LEBT VND ER WIRDT MICH HER=/NACH AVS DER ERDEN AVFFER=/WECKHEN VND WERDE MITT / DISSER MEINER HAVTT VMB GEBEN / WERDEN VND WERDE IN MEINEM / FLEISCHc) GOTT SEHENd)2)

  2. B

    · V(eit) // H(ugwerner) · C // Ve) ·

  3. C

    1 // 6 / 1 // 7

  4. D

    Jm Jahr nach Christi Geburtt / 1617 · den · 17 · Junij ist der Ehrn=/acht Wollachtbar Herr Veit Hugwörner · GHR(ÄFLICHER) · HOHENL(OISCHER) · Gemei/nerf) Statt Schultheis allhier · Zu / Öringen in dem Herrn Seeliglich / Entschlaffen nach deme er Seinem / AMPT Jber Neun iahr Getreuttlich / Vorgestanden welchem der All=/mechtigeg) ein fröliche Vffer=/stehung Verleihen wölle / AMENh)

Datum: 27. Juni 1617 n. St.

Wappen:
Hugwerner3, unbekannt4.

Kommentar

Die Kapitalis weist nur wenige Besonderheiten auf. Auffällig ist die Unsicherheit in der Ausrichtung der Schrägschäfte. Der kurze Mittelteil des M berührt die senkrechten Schäfte nicht unmittelbar, sondern ist mit diesen mittels kurzer Balken verbunden. Analog dazu ist auch das A gelegentlich mit abgeflachter Spitze gebildet. Das C weist nur am oberen Bogenende einen Sporn auf. Die Humanistische Minuskel ist weitgehend ausgerundet und zeigt lediglich bei e und b Bogenbrechungen. Die Fahne des r wird durch ein Quadrangel gebildet. Der leicht geschwungene Schaft des f und des langen s ist weit unter die Grundlinie verlängert und dort nach links hochgebogen; in Entschlaffen endet der Schaft beider f jedoch ohne Unterlänge stumpf auf der Grundlinie. Die dem Kapitalisalphabet entnommenen Versalien ragen häufig kaum über den Mittellängenbereich hinaus.

Die Ehefrau Hugwerners ließ sich bislang nicht ermitteln. Die Ehe scheint nicht in Öhringen geschlossen worden zu sein, jedenfalls ist sie im dortigen, ab 1585 erhaltenen Eheregister nicht aufgeführt. Als terminus ad quem für die Heirat läßt sich das Jahr 1607 erschließen, da im Juni 1613 eine fünfjährige Tochter Hugwerners gestorben ist5.

Textkritischer Apparat

  1. Bibelstellenangabe als zentrierte Überschrift.
  2. 26 Birkenstock; die obere Hälfte der beiden Ziffern ist völlig zerstört.
  3. Letzte Zeile zentriert.
  4. Danach eine Zierranke als Zeilenfüller.
  5. Auflösung der Nameninitialen der Ehefrau nicht gelungen. Im Öhringer Kirchenbuch 1 (Ev. PfA Öhringen) ist die Ehe nicht verzeichnet; vgl. Kommentar.
  6. ei am Zeilenende durch fest verankertes Kirchengestühl weitgehend verdeckt.
  7. Die letzten drei Zeilen gestaffelt zentriert.
  8. AMEN links und rechts von Zierranken eingerahmt; der rechte Schaft des deutlich vergrößerten A senkrecht, der linke geschwungen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Birkenstock 12 Nr. 4.
  2. Hi 19,25–26.
  3. Stierkopf; Helmzier: zwei Büffelhörner mit Grind und Ohren, einen sechsstrahligen Stern einschließend.
  4. Gestürzte Pflugschar über Dreiberg; Helmzier: gestürzte Pflugschar.
  5. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Totenregister zu 1613 VI 5 (LKA, Film KB 1324).

Nachweise

  1. Birkenstock 12 Nr. 4 (D nur teilweise).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 677 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0067708.