Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 657 Forchtenberg, ev. Pfarrkirche um 1612?

Beschreibung

Kanzel mit Meistersignatur des Bildhauers Michael Kern III. An der rechten (südlichen) Seite des Chorbogens. Säule und Kanzelkorb aus Sandstein, Bildreliefs, Figuren und Wappenkartusche aus Alabaster. Schlanker, mit Akanthusblättern, Löwenmasken und Festons belegter Balusterschaft. Mit fünf Seiten des Achtecks an die Wand anschließender Kanzelkorb, dessen untere Wölbung an den Eckpunkten mit Engelsköpfchen verziert ist. Dem unteren Sims ist an der Vorderseite eine Wappenkartusche aufgelegt, darin die erhaben ausgehauenen Initialen und das Meisterzeichen nr. 56. Auf vier Seitenflächen in Rundbogenfeldern Bildreliefs der vier Evangelisten mit ihren Symbolen (ohne Inschriften), an den Kanten dazwischen auf Volutenkonsolen vollplastische Figuren, die die Personifikationen der Tugenden darstellen1. Farbig gefaßt und vergoldet. Der reich mit Schnitzereien verzierte Schalldeckel wurde erst 1690 hinzugefügt2.

Maße: H. 303, B. 150, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. M(ichael) K(ern)

Wappen:
Marke:Michael Kern3.

Kommentar

Vor der Forchtenberger Kanzel hat Michael Kern III bereits 1609 im Auftrag der Stadt Würzburg die wesentlich aufwendigere Kanzel für den Würzburger Dom geschaffen4. Die auffällige Anbringung des Meisterschilds an der Vorderseite des Kanzelkorbs spricht für die bereits geäußerte Vermutung5, daß das Werk nicht nur von Michael Kern geschaffen, sondern auch von der Familie Kern in die Kirche gestiftet worden sein dürfte. Die Datierung folgt der aus stilistischem Vergleich mit anderen Werken gewonnenen Einordnung V. Schneiders, die u. a. auf das Vorbild der von Kerns Lehrer Jakob Müller 1611 geschaffenen Kanzel in Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) verweist6.

Anmerkungen

  1. Ausführliche Beschreibung bei Schneider, Michael Kern III, 45–51; dies., Michael Kern 176–179.
  2. Eine Arbeit des Schreiners Christoph Schupp; vgl. Schneider, Michael Kern III, 50. Umlaufende aufgemalte Inschrift in Fraktur: Bran(n)te nicht vnser // Hertz in vnsz da der // Herr mit vnsz redete // avff dem wege alsz er // vnsz die Schrifft öffnete Luc. 24.
  3. Unter den Buchstaben MK die Marke: Schaft mit eingebogener vorderer lotschnittiger Kopfabstrebe, schräglinker Mittelkreuzstrebe und hinterer Fußstrebe. Schneider, Michael Kern 179, will in der Marke nicht die persönliche Meistermarke Michael Kerns sehen, sondern die „Familienmarke der Kerns“, da Michael III „wahrscheinlich kein eigenes Steinmetzzeichen mehr geführt“ habe. Die Argumentation überzeugt nicht.
  4. Schneider, Michael Kern 167–176; Colsman, Frühwerk 126–134.
  5. Ebd. 134; Gradmann, Monumentalwerke 48.
  6. Schneider, Michael Kern 180. Colsman, Frühwerk 136, datiert das Werk dagegen „vor 1609“, weil sie in der 1609 entstandenen Würzburger Kanzel eine Steigerung gegenüber der Forchtenberger sieht. Zur Neckarbischofsheimer Kanzel vgl. auch DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) nr. 327.

Nachweise

  1. Öhringer Heimatbuch 453, Taf. 12.
  2. Gradmann, Monumentalwerke 48f.
  3. Dehio/Piel 130.
  4. Der Lkr. Öhringen 2, 183.
  5. Dienel, Forchtenberg II, in: Mitt. d. Stadt Forchtenberg 3 (1974) Nr. 18.
  6. LdBW IV, 224.
  7. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 79.
  8. Gustav Gellichsheimer, Der Koblenzer Bildhauer Peter Kern (1594–1638), in: WFr 68 (1984) 113–137, hier: 129 (Abb.).
  9. Schneider, Michael Kern III, 36 (Abb.), 42f. (Abb.), 45–51.
  10. Elisabeth Keller, Die Kanzel der Michaelskirche in Forchtenberg, in: Schönes Schwaben 1993 Nr. 4, 18f., hier: 18 (Abb.).
  11. Schneider, Michael Kern 176 (m. Abb.), Farbtaf. 17.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 657 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0065706.