Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 656 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1612 (?), 1630–39

Beschreibung

Grabplatte des Johann Ulrich Zobel. Im Chor im Boden, erste Reihe von Westen, zweite Platte von Norden. Roter Sandstein. Nachträglich eingehauener umlaufender Sterbevermerk (C) in eingetiefter Randleiste; im Feld oben versifizierter Bibelspruch (A), unten Grabgedicht (B), dazwischen in erhaben hervortretendem quadratischen Feld ein eingetieftes Rundmedaillon mit linksgewendetem Vollwappen. Stark abgetreten, Oberfläche schichtweise abgeblättert; Ausbrüche stellenweise mit Zementmörtel zugestrichen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 173, B. 85,5, Bu. 2,8 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B), Fraktur, Kapitalis und Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    PSALa) : 116 /Quitb) faciam tibi quod gratum / sit Christe Redemptor /Narraboc) Regni Nomina magna / tui1)

  2. B

    Weil ich vor Gott [ungerecht]d) / erfunden .Verbar[g] ich miche) / in Christi wundn . /Darinf) ruḥ [ich]d) . gantz Sicher=/lich ·Bis Gottg) mein Herr . / auffwecketh) mich .

  3. C

    ANNO 163[. . . . . . . . N]OVEMB[. . . . . . . / . . . .]i) zwischen · 3 · vnd · 4 · Vhrn ist in Go[tt . . . . . . . . . . . . . der] ẹhrnhafftk) vnd Vor/geachte J[o]hann Vlrich Zobell / Allter Sÿndicusl) zu Oringen seines allters · 80 · Jahr ·m)

Übersetzung:

Was kann ich tun, was dir willkommen ist, Christus, Erlöser? Ich werde die großen Namen deiner Herrschaft verkünden.

Versmaß: Elegisches Distichon (A), deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Zobel2.

Kommentar

Die Grabplatte wurde offenbar gleichzeitig mit der für Zobels erste Ehefrau Maria geb. Rinckauer (nr. 649) nach deren Tod 1612 vom selben (Öhringer?) Steinmetzen angefertigt. Darauf deuten die völlig übereinstimmende Gestaltung des Wappenmedaillons und die identischen Schriftformen der mit Frakturelementen durchsetzten Humanistischen Minuskel hin. Der in einer schmal proportionierten Fraktur ausgeführte Sterbevermerk (C) ist demnach erst nachträglich eingefügt worden. Soweit dies noch erkennbar ist, weichen auch die in Kapitalis und Humanistischer Minuskel ausgeführten Wörter innerhalb dieser Inschrift von den entsprechenden Buchstabenformen der Inschriften (A) und (B) ab.

Johann Ulrich Zobel ist angeblich den Öhringer Kirchenbüchern zufolge 1635 gestorben3. Er war ein Sohn des Johann Zobel (vgl. nrr. 637, 725)4. In zweiter Ehe (1614) war er mit Maria Marcard, in dritter Ehe (1623) mit Maria Feder verheiratet5. Das Amt des Stiftssyndikus bekleidete er von 1583 bis 1599 und erneut von 1616 bis 16186.

Textkritischer Apparat

  1. Die gesamte Inschrift zentriert.
  2. So statt Quid.
  3. Zweiter Vers durch größeren Zeilenabstand vom ersten abgesetzt.
  4. Ergänzt nach der gleichlautenden Inschrift nr. 675C.
  5. ich mich erheblich beschädigt, bei starkem Streiflicht aber noch eindeutig zu lesen.
  6. Zweites Verspaar durch größeren Zeilenabstand vom ersten abgesetzt.
  7. Von tt nur die unteren Schaftenden erhalten.
  8. Letzte Zeile zentriert.
  9. Zu ergänzen vermutlich: 163[. DEN . . N]OVEMB[RIS] und danach abends oder morgens.
  10. Obere Hälfte aller Buchstaben zerstört.
  11. Wort in Humanistischer Minuskel.
  12. Quadrangel mit unten angesetzter und nach rechts geführter Zierlinie als Zeilenfüller; weitgehend zerstört.

Anmerkungen

  1. Der Bibelstellenangabe zufolge vermutlich nach Ps(G) 117,17: „et narrabo opera Domini“.
  2. Linksgewendet. Über erniedrigtem und mit zwei (fast völlig zerstörten) Sternen belegtem Balken ein springender Marder, in den Vorderläufen ein Herz haltend; Helmzier: über Helmwulst der Marder mit Herz wachsend.
  3. So jedenfalls Birkenstock 17 Nr. 13 („laut Kirchenregister 1635“); ebd. 126. Eine Durchsicht der Totenregister zu 1635 (Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 [LKA, Film KB 1324]) ergab freilich keinen Hinweis auf Zobel, wohl aber zu einem im November (ohne Tagesangabe) verstorbenen Enkel (?) desselben: „Hern Ulrich Zobel … sein kind“. Die Angabe Birkenstocks scheint demnach auf einem Lesefehler zu beruhen. Auch für die übrigen Jahre des vierten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts findet sich kein Sterbeeintrag für Johann Ulrich Zobel.
  4. Vgl. Birkenstock 125f.
  5. Ebd. 126.
  6. So jedenfalls nach der Namenliste der Stiftssyndici und Verwalter in HZAN SB 15 (Stift Öhringen) Bü 47.

Nachweise

  1. Birkenstock 17 Nr. 13.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 656 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0065609.