Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 653 Krautheim, Schloß 1612, um 1612

Beschreibung

Wappentafel des Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs Johann Schweickart von Kronberg sowie zwei Rundbogenportale mit Jahreszahlen. Im und am Treppenturm des Schlosses.

I. Wappentafel. Ursprünglich über dem – nicht erhaltenen – Portal des Treppenturms, der den Eingang zum westlichen Schloßflügel bildete1; vermutlich bei der Anlage der heutigen Halle (einstige Durchfahrt) entfernt2 und am jetzigen Standort über dem zweiten Fenster des Treppenturms eingemauert. Hochrechteckige Sandsteintafel: Wappenschild unter drei Helmen, darunter in der Mitte eine Maske und seitlich zwei Engelsköpfe im Profil und zwei Blumenvasen; das untere Fünftel als Sockelzone abgesetzt, darin eine querrechteckige, beiderseits halbkreisförmig ausgezogene Schrifttafel mit zweizeilig eingehauener Titulatur. Stark verwittert, Oberfläche stellenweise großflächig abgeplatzt, die Inschrift fast völlig zerstört.

Ergänzung nach DI 8 und nach älteren Fotos3.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

Maße: H. 86, B. 56, Bu. 2,5–3,0 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [SVICARDVS D(EI)a)] G(RATIA)a) / A[R]CH[IEP(ISCOPV)]S [MOG]VNT(INVS)a)

Übersetzung:

Schweickart von Gottes Gnaden Erzbischof von Mainz.

 
Wappen:
Erzstift Mainz/Kronberg (Kronenstamm)4.

II. Türgewände mit Jahreszahl. Innen, Eingang in den Flur des ersten Obergeschosses. Rundbogenportal aus rotem Sandstein. Bogeninnenkante mit Kehle-Wulst-Profil, im Bogenscheitel die mit spitzer Kerbe eingehauene und mit schwarzer Farbe nachgezogene Jahreszahl; Bogen und Pfosten sind mit länglichen Diamantquadern belegt.

Maße: H. (Gesamt) 206, B. 125, Zi. 11 cm.

  1. 1612b)

III. Türgewände mit Jahreszahl. Innen, Eingang in den Flur des zweiten Obergeschosses. Gestaltung des Portals und der Inschrift ganz wie bei II.

Maße: H. (Gesamt) 205, B. 132, Zi. 9,5–10,5 cm.

  1. 1612

Kommentar

Das westlich an die Kapelle der im Bauernkrieg zerstörten Krautheimer Burg – vermutlich zumindest stellenweise auf älteren Fundamenten der äußeren Mantelmauer – angebaute Schloß wurde im wesentlichen unter der Regierungszeit des Erzbischofs Johann Schweickart von Kronberg (1604–26) errichtet und diente als Sitz des kurmainzischen Amtmanns. Der achteckige Treppenturm ist in seinem unteren Teil in Kalkstein gemauert, im oberen Teil in Fachwerk aufgeführt5. Die Wappentafel erweist sich aufgrund der Ornamentformen und vor allem aufgrund der Gestaltung der Helmdecken als ein Werk des Forchtenberger Bildhauers Michael Kern III. Dazu passen auch die – freilich nur mehr in geringen Resten erkennbaren – Schriftformen der Kapitalis.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Doppelpunkt.
  2. 1617 Kdm. Tauberbischofsheim. Die erste 1 ist nach rechts durchgebogen und bildet unten eine große kreisrunde Schlinge. Ähnliche Schlingenbildung bei 6; die 2 z-förmig.

Anmerkungen

  1. Leistikow, Burg Krautheim 92; Rauser, Krautheimer Heimatbuch 58. Die Versetzung muß vor 1898 stattgefunden haben, da sich die Wappentafel zu diesem Zeitpunkt bereits am heutigen Standort befand; vgl. Kdm. Tauberbischofsheim 94.
  2. Freundl. Mitteilung von Herrn Dr.-Ing. Dankwart Leistikow, Dormagen.
  3. Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Aufnahmen von Herbert Neumüllers 1963.
  4. Quadriert, 1/4. Erzstift Mainz, 2/3. Kronberg (Kronenstamm); Helmzier: in der Mitte Mitra auf Kissen (Bischofswürde), rechts Erzstift Mainz, links Kronberg (Kronenstamm); der Schild schräg hinterlegt mit einem Krummstab.
  5. Ausführliche Beschreibung und Würdigung der Burg durch Leistikow, Burg Krautheim, passim; zum Schloßneubau um 1612: 91–93, 104.

Nachweise

  1. Kdm. Tauberbischofsheim 94f. (nur I, II).
  2. Dankwart Leistikow, Maßskizze des Portals im 1. Obergeschoß, 3.7.1949 (Privatbesitz D. Leistikow; Fotokopie Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften).
  3. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) nr. 132 (nur I, m. Abb.).
  4. Leistikow, Mosbach von Lindenfels 661 (nur II).
  5. Leistikow, Burg Krautheim 92 (nur II, III).
  6. Rauser, Krautheimer Heimatbuch 52.
  7. Dankwart Leistikow, Die Restaurierung der Burg zu Krautheim (1888/89) in der Rückschau nach einem Jahrhundert, in: Burgen u. Schlösser 45 (2004) 156–166, hier: 165 Anm. 2 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 653 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0065308.