Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 639 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1611

Beschreibung

Grabplatte des Abts Theobald Koch. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, siebter Stein von Westen. Ursprünglich im südöstlichen Bereich des Langhauses des gotischen Vorgängerbaus im Boden, vor dem Auferstehungsaltar1 und in der Nähe der Kanzel2. Vor 1717 (Weihe der barocken Kirche) Überführung an den jetzigen Standort und Aufstellung auf einem Sockel, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde3. Sandstein. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk; im eingetieften Mittelfeld unter einem auf Engelskopfkonsolen ruhenden Baldachin die stehende Gestalt des Abts in Flachrelief. Er trägt Mönchshabit und Mitra und hält in der Rechten den Stab mit Sudarium, in der Linken ein Buch. Oben in den Bogenzwickeln zwei kniende geflügelte Putten mit Palmzweigen. Zu Füßen des Abts zwei kleine Wappenkartuschen. Leicht abgetreten, Ränder bestoßen und stellenweise ergänzt. Schrift mit grauer Frabe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 194,5, B. 102, Bu. 5,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/2]

  1. AN(N)O D(OMI)NI M . DC . XI . DIE IANVA=̣/RII XXII . OBIIT REVEREND(VS) IN CHRISTO PATER AC DOMIN(VS) / THEOBALD(VS) ABBAS HVI(VS) / SCHONTHALLE(N)SISa) MONASTERIJ C(VIVS) ANIMA R(E)Q(VI)ESCAT IN PACEb) A(MEN)c)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1611 am 22. Tag des Januar starb der in Christo ehrwürdige Vater und Herr Theobald, Abt dieses Schöntaler Klosters. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Zisterzienserorden, Koch (Abtswappen)4.

Kommentar

Die mit fast gleichbleibend schmaler Kerbe eingehauene Kapitalis bietet kaum Besonderheiten. Auffällig sind die kleinen 9-förmigen us-Haken, die mit dem linken Bogenabschnitt auf der Grundlinie aufsitzen und mit dem rechten unter die Grundlinie hinabreichen. O ist oval. Für die Annahme einer erst nachträglichen Anfertigung der Grabplatte um die Mitte des 17. Jahrhunderts5 besteht kein Grund. Auch die Form der Wappenkartuschen spricht für eine Entstehung im 1. Viertel des 17. Jahrhunderts. Die Schrift stimmt zwar weitgehend mit der Kapitalis des Forchtenberger Bildhauers Michael Kern III überein, doch läßt sich das Bildrelief stilistisch wohl kaum mit dem Oeuvre Kerns verbinden. Es wäre somit zu erwägen, ob die Grabplatte bereits zu Lebzeiten des Abts in einer anderen Werkstatt angefertigt und dann erst nachträglich 1611 von Michael Kern mit der Inschrift versehen wurde.

Theobald Koch stammt aus Amorbach. Er war ab 1598 Prior von Schöntal, ab 1602 außerdem Propst in Mergentheim6 und wurde 1607 zum Abt von Schöntal gewählt. Er starb nach nur dreieinhalbjährigem Abbatiat in Heilbronn7. In seiner Amtszeit wurde die Jagstbrücke errichtet (vgl. nr. 622).

Textkritischer Apparat

  1. Das E verkleinert über den Balken des zweiten L gesetzt; Kürzungsstrich darüber zerstört, jetzt nur aufgemalt.
  2. E klein in den Bogen des C eingestellt.
  3. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24v: „coram altari Resurrectionis“.
  2. Kremer, Chronick (StAL B 503 II Bü 7) p. 245; Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 189: „prope suggestum“.
  3. LUXIT CLARORUM / THEOBALDUS CULMINE HONORUM; / DUM CURAM GESSIT, / VITIUM VIRTUTE REPRESSIT .
  4. Zwei gekreuzte Knochen, überdeckt von einem Totenschädel, hinterlegt von einem senkrecht gestellten Abtsstab mit Sudarium. Es handelt sich offensichtlich um ein persönliches Wappen, das von Koch selbst erfunden wurde.
  5. So Himmelheber in Kdm. Künzelsau 342.
  6. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 66v, 75r.
  7. Ebd. fol. 49v.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24v.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 639 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0063905.