Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 636 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), Schloß Stetten um 1600–1610

Beschreibung

Rundbogenportal. Außen an der Südseite des Langhauses der Schloßkapelle. Vermutlich vom Vorgängerbau in das 1677 in Fachwerk neu errichtete Langhaus integriert. Rundbogengewände aus Sandstein. Kehle-Wulst-Profil; an der Bogenstirn zwischen breiten, im Profil mit Perlstäben belegten Rahmenleisten, die eingehauene Inschrift. Verwittert und bestoßen, mit Zementmörtel ausgebessert; geringer Schriftverlust an der Fuge zwischen dem mittleren und dem rechten Bogenstein. Die Schrift wurde mit schwarzer Farbe – nicht immer korrekt – nachgezogen.

Maße: H. 210, B. 171, T. 17, Bogenstärke 26, Bu. 6,4–7,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. Dera) · Herr · behütt · deinen · Eingangb) · vnd · Auszgang · von n[u(n)]c) · an bis Jnd) · Ewigkeit1) · Amene)

Kommentar

Die sehr schmal proportionierte und dünnstrichig ausgeführte Fraktur weist exakt dieselben Schriftformen auf wie die der – zudem gleichlautenden – Inschrift auf einem 1609 entstandenen Portalbogen in Niedernhall (nr. 619.I), der auch ein weitgehend identisches Profil besitzt. Daß beide Inschriften von demselben Steinmetz angefertigt wurden, steht außer Zweifel. Die Gemeinsamkeiten gehen bis in die – in der vorliegenden Inschrift durch Verwitterung allerdings vielfach kaum mehr zu erkennenden – haarfeinen Begleitlinien und Zierhäkchen der Versalien. Dem Steinmetz können aufgrund seiner ebenfalls charakteristischen Kapitalisschrift weitere Werke in Niedernhall zugewiesen werden, die nur wenig früher 1607 gefertigt wurden (nrr. 601, 602). Demnach wird auch die vorliegende Inschrift in nicht allzu großem zeitlichen Abstand anzusetzen sein.

Die außerhalb der Kernburg nördlich des Bergfrieds erbaute Kapelle war 1436 von Bischof Johann von Würzburg konfirmiert worden2. Aus diesem spätgotischen Bau wurde der halbrunde Chor, der als Teil eines zugleich als Wehrturm dienenden halbrunden Schalenturms errichtet worden war, in den Neubau von 1677 einbezogen3. Das Rundbogenportal mit seiner Inschrift zeugt von Baumaßnahmen der Stettenschen Schloßherrschaft bereits im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, deren Umfang jedoch nicht mehr näher zu bestimmen ist.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift eine liegende doppelte Kontraschleife.
  2. Nach dem ersten n Wechsel der Inschrift vom linken auf den mittleren Bogenstein, daher hier ein größerer Buchstabenabstand.
  3. von nu(n) ohne Worttrennung. Das n am Wortende muß gekürzt gewesen sein, da die zerstörte Stelle am rechten Rand des mittleren Bogensteins für zwei Buchstaben nicht genügend Platz bietet. Jetziger Befund: vonnun (un nur aufgemalt, dabei überdeckt der letzte Buchstabe den folgenden Worttrenner auf dem rechten Bogenstein).
  4. an bis Jn ohne Worttrennung.
  5. Danach als Zeilenfüller ein Linienspiel in Form von sich mehrfach überkreuzenden Kontraschleifen; durch die Bemalung verfälscht.

Anmerkungen

  1. Ps 121,8.
  2. OAB Künzelsau 640; Fleck, Burg Stetten 22.
  3. Vgl. zur Baugeschichte die knappen Angaben in Kdm. Künzelsau 202, 205 sowie berichtigend zur ursprünglichen Gestalt und Zweckbestimmung des Turms Fleck, Burg Stetten 19–22 und zum Neubau von 1677 ebd. 27–29.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 640 (ungenau).
  2. Kdm. Künzelsau 205 (nur erwähnt).
  3. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 289.
  4. Stetten, Burg und Schloß Stetten 42.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 636 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0063607.