Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 625 Waldenburg, Friedhofskapelle 1610

Beschreibung

Epitaph des Liebmann von Meusebach. Innen an der Südwand zwischen den beiden mittleren Fenstern. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit giebelartiger Bekrönung. Als Aufsatz ein von Voluten eingerahmtes Rundmedaillon mit Darstellung eines schlafenden Putto, der den rechten Arm auf einen Totenschädel stützt und in der Linken ein (verstümmeltes) Stundenglas hält. Die Mitte der Platte wird von dem eingehauenen Sterbevermerk in einem hochrechteckigen eingetieften Feld eingenommen, darüber und darunter je zwei reliefierte Vollwappen. In der Mitte unter dem Schriftfeld Stz. nr. 53. An den Rändern vier rechteckige Einschnitte zur Aufnahme der als Halterung dienenden Eisenklammern.

Maße: H. 232, B. 78, Bu. 3,8–5,0 bzw. 4,0 cm.1

Schriftart(en): Kapitalis und Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. ANNOa) DOMINI M . DC . / X . DEN . VIb) . NOVEMBRIS . / STARB · DER EDEL VND . / VÖST LIEBMANN VON / MEV̈SBACH . ZV . BRAV=/NSDORFc)2) . OTTENDORFd)3) / VND . TREBINZe)4) : . / DESSEN SEEL GOTT / GENEDIG . SEIE : Amen :f)

Datum: 16. November 1610 n. St.

Wappen:
Meusebach5 Ende6
unbekannt7 Brandenstein?8

Kommentar

Die Kapitalis hat annähernd quadratische Proportionen. Auffällige Einzelformen sind das A mit senkrechtem rechten Schaft und weit unter die Grundlinie gezogenem und leicht durchgebogenen linken Schrägschaft, R mit geschwungener und mitunter weit nach rechts ausgreifender Cauda sowie das einmal verwendete N mit über den rechten Schaft hinaus verlängertem und am Ende leicht nach oben gebogenem Schrägschaft. Der Linksschrägschaft des X ist geschwungen. Die Worttrenner-Quadrangel sind nur unregelmäßig gesetzt, einmal auf Zeilenmitte, sonst durchweg auf der Grundlinie. Das A am Anfang der Inschrift besteht aus einem senkrechten rechten Schaft und einem in zahlreiche geschwungene und sich überschneidende Zierlinien aufgelösten linken Schrägschaft sowie aus einem kurzen geschwungenen Mittelbalken. Der Versal des unbeholfen in Frakturschrift angefügten Amen nimmt diese Buchstabenform auf. Das Steinmetzzeichen kommt seitenverkehrt an den beiden Portalen der Waldenburger Stadtkirche von 1590 (nr. 456) vor, möglicherweise war hier derselbe Steinmetz am Werk.

Liebmann von Meusebach entstammt einem thüringischen Niederadelsgeschlecht (Stammsitz Meusebach, Saale-Holzland-Kreis). Seine Eltern waren der Ahnenprobe zufolge die um 1562 nachweisbaren Konrad von Meusebach auf Schwerstedt (Lkr. Weimarer Land) und Ottendorf und Katharina von Ende9. Seine Grabplatte ist ebenfalls erhalten (nr. 626).

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe durch Größe und Verzierung ausgezeichnet.
  2. Über den Zahlzeichen ein waagerechter Strich.
  3. Die unter die Grundlinie reichende Cauda des R und der ebenfalls die Grundlinie durchstoßende linke Schrägschaft des A überschneiden sich. Als Worttrennzeichen zwei übereinandergesetzte Quadrangel.
  4. Die Cauda des R schneidet den Schaft des F.
  5. So statt TREBNIZ; vgl. Anm. 4.
  6. Das letzte Wort in Fraktur.

Anmerkungen

  1. Die zweite Maßangabe bezieht sich auf das letzte, in Fraktur angefügte Wort der Inschrift.
  2. Braunsdorf bei Zeulenroda, Lkr. Greiz.
  3. Ottendorf, Saale-Holzland-Kreis.
  4. Trebnitz, Lkr. Weißenfels.
  5. Geviert (statt geteilt), oben zwei verschlungene Lorbeerkränze, unten ein Mohrenrumpf; Helmzier: Mohrenrumpf mit Stirnbinde, besteckt mit zwei Federn. Etwas abweichend Siebmacher Si 1, 144.
  6. Springender Fuchs; Helmzier: sitzender Fuchs über Helmkrone. Vgl. Siebmacher Si1, 154.
  7. Zwei Balken; Helmzier: mit dem Schildbild bezeichneter Flug. Vielleicht Mauchenheim gen. Bechtolsheim? Vgl. Siebmacher Si1, 143.
  8. Wolf mit Gans im Rachen; Helmzier: Schildfigur über Helmkrone.
  9. Vgl. Kneschke 6, 272. Nicht mit dem Zwei-Balken-Wappen der vorliegenden Ahnenprobe vereinbar ist allerdings die Angabe ebd., Konrads Mutter sei eine Katharina von Einsiedel gewesen. Zum Wappen der von Einsiedel vgl. Siebmacher Si1, 153.

Nachweise

  1. Rauser, Waldenburger Heimatbuch 104 (nur erwähnt).
  2. Englert, Waldenburg 476 (nur erwähnt: „Freiherr von Ottendorf“!).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 625 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0062504.