Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 623 Westernach-Beltersrot (Gde. Kupferzell), Gemarkungsgrenze 1609, 1611

Beschreibung

Grenzsteine mit Jahreszahlen und Initialen. Eine Markungsgrenzbeschreibung aus der Zeit um 1730 gibt den Verlauf der versteinten Beltersroter Gemarkungsgrenze detailliert wieder und benennt die Stellen, an denen die Grenzsteine, darunter auch sieben mit inschriftlichen Markierungen, stehen. Zahlreiche dieser Grenzsteine sind erhalten, und sie sind – entgegen der genannten Beschreibung – fast sämtlich inschriftlich bezeichnet. Im Folgenden wird daher zwar die fast in allen Einzelheiten anhand der Beschreibung nachvollziehbare Grenzziehung wiedergegeben, die offenbar exakt der noch heute gültigen Gemeindegrenze entspricht1, auf die Wiedergabe der wenigen kopial überlieferten Inschriften wird aber angesichts der wesentlich größeren Zahl noch erhaltener Inschriftenträger verzichtet. Die Beschreibung beginnt im Osten an der Grenze zu Kupfer (Gde. Untermünkheim, Lkr. Schwäbisch Hall), etwas südlich des Beltersroter Bachs, zieht dann nach Süden bis zur ehemaligen Haller Landhege, folgt von dort in südwestlicher Richtung der Gemeindegrenze zu Gailenkirchen (Stadt Schwäbisch Hall) bis zum Burgstall „Heidenloch“, um dann zunächst in westlicher Richtung und anschließend in mehreren Richtungswechseln nach Osten und Norden die Grenze zum heutigen Gebiet der Stadt Waldenburg zu verfolgen. Die Eselsklinge westlich des Burgstalls bildet die südwestliche Ecke der Beltersroter Markung, hier, am Eckpunkt gegen den herrschaftlichen Wald hin, beginnen die Grenzsteinmarkierungen mit dem Buchstaben W. Nur etwa 220 m weiter westlich bildet die Wolfsklinge einen weiteren Eckpunkt (gegen die ehemalige Lauracher Gemarkung). Von hier verläuft die Grenze in nordöstlicher Richtung bis zum Mühlberg, wo sie, etwas östlich der höchsten Erhebung, einen scharfen Knick nach Nordwesten vollzieht. Oberhalb des Unterrains verläuft die Grenze weiter nordwestlich, bis sie oberhalb der „Pfaffenklinge“ auf die Rodung des ehemaligen Klosters Goldbach stößt. 200 m weiter westlich, an der sog. „Rößlesmahd“, biegt die Grenze unterhalb des Buchbergs nach Norden ab. Ein Grenzsteinpaar am „Stophelinsrain“, unterhalb des Friedrichsbergs, markiert die nordwestliche Ecke der Gemarkung. Hier wird die heutige Grenze zu Waldenburg verlassen, und der fast gerade nach Osten führende weitere Verlauf bezeichnet die ehemalige Grenze zum nördlich benachbarten Westernach. Unterhalb des herrschaftlichen Walds (nördlich der heutigen Mülldeponie) war „bei dem Graben“ ein einzelner Grenzstein aufgestellt, neben dem „auf der rechten Seiten ein junges Eichlein verlohet worden“ war. Die weitere Grenze verläuft bis zum Kupferbach. Dort knickt sie nach Süden um (Grenze zu Kupfer, Gde. Untermünkheim), folgt dem Bach, dann dem „Steinernen Brücklinsweg“ (heute Grenzweg), führt dann entlang dem Fuhrweg (heute Breitwiesenweg) direkt in westlicher Richtung auf Beltersrot zu, biegt nochmals nach Süden um und stößt am Beltersroter Bach auf den Anfangspunkt der Markungsbeschreibung. Auf eine systematische Suche sämtlicher noch vorhandener Grenzsteine wurde verzichtet, die Steine im Abschnitt zwischen Burgstall und Mühlberg wurden inspiziert2.

Die meisten Steine tragen auf der von Beltersrot abgewandten Seite die Initiale (A), darunter zumeist die Jahreszahl (B). Eine zeitgleiche, also ursprüngliche, laufende Durchnumerierung wurde in der Regel auf der Beltersroter Seite eingehauen. Eine zweite, „Waldenburger“ Numerierung wurde – vermutlich etwas später (1611?) – auf der von Beltersrot abgewandten Seite angebracht, wodurch zum Teil die ursprüngliche Jahreszahl unlesbar gemacht wurde. Bei einer zweiten Versteinungsaktion wurden Steine mit der Jahreszahl (C) versehen, wiederum auf der von Beltersrot abgewandten Seite und zumeist in Verbindung mit der Initiale (A).

Maße: Bu. 8–10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Ulrich Kircher, Kupferzell-Beltersrot [1/8]

  1. A

    W(aldenburg)

  2. B

    1609

  3. C

    1611

Kommentar

Die Ziffer Null ist nur in halber Zeilenhöhe ausgeführt, der Bogen der 6 und 9 ist meist weit offen. Die Initiale W bezeichnet die an die Beltersroter Gemarkung angrenzenden herrschaftlichen Wälder („der Herrschaft Holz“) oder anderen herrschaftlichen Besitz (Laurach). Sie kann hier nicht – wie auf den Hermersberger Jagdsteinen von 1589 (nr. 447) – für den Grafen Wolfgang II. von Hohenlohe-Weikersheim († 1610) stehen, da die an Beltersrot anstoßenden hohenlohischen Gebiete seit der Landesteilung von 1553 nicht der Neuensteiner Linie des Hauses zustanden, der Wolfgang angehörte, sondern der Waldenburger Linie. Die Initiale ist demnach eindeutig mit W(aldenburg) aufzulösen. Die erste Versteinung ist den Jahreszahlen zufolge 1609 durchgeführt worden, eine erneute Grenzmarkierung erfolgte dann offensichtlich zwei Jahre später.

Der Güterbesitz in Laurach war im Laufe des 16. Jahrhunderts von den Hohenlohe erworben und zu einem Herrschaftshof zusammengefaßt worden3. Dasselbe gilt auch für den Weiler Beltersrot selbst, wo vor der Reformation die Klöster Goldbach und Gnadental sowie die Stadt Schwäbisch Hall Besitz gehabt hatten4. Beltersrot wurde 1809 nach Westernach eingemeindet.

Anmerkungen

  1. Vgl. zum heutigen Grenzverlauf den Kartenausschnitt im Maßstab 1:20 000 im Großraum-Städte- und Gemeindeatlas Frankenhöhe, Hohenlohe, Ostalb, Crailsheim, Heilbronn, Aalen, Heidenheim, Künzelsau, Schwäbisch Hall (ADAC Stadt-Atlas), Bad Soden/Ts. Schönefeld b. Berlin Gotha 2003, 136f.
  2. Eine Erfassung aller noch erhaltenen Grenzsteine wurde von Herrn Ulrich Kircher, Kupferzell-Beltersrot, durchgeführt und vor kurzem abgeschlossen. Das Ergebnis liegt im Rahmen des Projekts „Kleindenkmale Hohenlohekreis“ mittlerweile vor. Ich danke Herrn Kircher für seine freundliche Hilfe bei der „Besichtigungstour“ in dem unwegsamen Gelände am 22. November 2006.
  3. Vgl. LdBW IV, 220.
  4. Ebd. 216.

Nachweise

  1. HZAN Wa 160 Bü 46 (um 1730).
  2. Rauser, Kupferzeller Heimatbuch 286.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 623 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0062300.