Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 620 Oberkessach (Gde. Schöntal), kath. Pfarrhaus 1609, 1610

Beschreibung

Rundbogenportal mit Jahreszahl sowie Fensterbrüstung mit Bauinschrift des Abts Theobald von Schöntal. Außen an der Westseite des im Erdgeschoß gemauerten und mit Fachwerkobergeschoß und ‑giebel versehenen Gebäudes.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

I. Kellereingang. Rundbogenportal mit Sandsteingewände; auf dem Scheitelstein eingehauene Jahreszahl. Ein größerer Ausbruch an der Oberfläche zwischen der zweiten und dritten Ziffer ist mit Zementmörtel ausgebessert. Linker Bogenstein und Kämpferstein durch neue Werkstücke ersetzt.

Maße: H. (Werkstück) 37, B. 108, Zi. 9,0–9,5 cm.

  1. · 16 09a) ·

II. Fachwerkfensterbrüstung im ersten Obergeschoß; unter einer Zwei- (ursprünglich Drei-)Fenstergruppe an der Südwestecke. In die mittlere Raute des Zierfachwerks ist anstelle der Ausfachung ein Holzbrett eingefügt, in das eine dreizeilige Inschrift eingeschnitzt ist. Bei der Freilegung des Fachwerks 1956 „nach Spuren erneuert“1 und mit gelber Farbe nachgezogen. Zumindest an einigen Stellen läßt sich noch erkennen, daß man bei der Renovierung von diesen „Spuren“ abgewichen ist, der Schriftbefund also nur noch annäherungsweise dem ursprünglichen entsprechen dürfte.

Maße: H. (Brüstung) ca. 100, B. ca. 340, Bu. ca. 4–5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. MDCXb) / THEOBALD / A(bbas) SP(eciosae) V(allis)

Übersetzung:

Theobald, Abt von Schöntal.

Kommentar

1608 hatten Abt Theobald Koch (1607–11), Prior und Konvent von Schöntal das alte Oberkessacher Pfarrhaus an den Zimmermann Steffen Burckard von Esslingen verkauft2. Der Bau des neuen Pfarrhauses, zusammen mit einem Weinkeller (Cella vinaria), erfolgte 16093, die Schreinerarbeiten führte ein Meister Eberhart aus4. Die Inschrift an der Brüstung sollte vermutlich den Abschluß der Baumaßnahmen dokumentieren. Zur Zeit des Neubaus war ein Bruder des Schöntaler Abts, Sebastian Koch (Cocus), Pfarrer in Oberkessach (1602–1611)5.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen 6 und 0 eine geflickte Fehlstelle; hier vielleicht ursprünglich ein Trennpunkt.
  2. So der derzeitige Befund; das ursprüngliche C ist noch erkennbar und stand näher bei dem vorausgehenden D.

Anmerkungen

  1. Kdm. Künzelsau 269.
  2. StAL B 503 II Bü 902: Abschrift (1689) des Kaufvertrags; vgl. auch Kdm. Künzelsau 269.
  3. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) f. 49v.
  4. Verzeichnis der Schreinerarbeiten 1609: StAL B 503 II Bü 902.
  5. OAB Künzelsau 765.

Nachweise

  1. Kdm. Künzelsau 269.
  2. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 510 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 620 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0062009.