Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 597 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1606, 1621

Beschreibung

Epitaph für Kilian Bauer und seine Frau Maria geb. Hilckher. Innen an der Südseite des Langhauses, an der Ostseite des westlichen Strebepfeilers. Hohe, schmale Ädikula aus rotem Sandstein. Als Bekrönung eine von Roll- und Beschlagwerk gerahmte Tafel mit Bibelspruch (A); schmuckloses Gebälk; in der mit vorgesetzten Rundsäulen gerahmten Hauptzone vor einem Blendbogen Kruzifixus und darunter zu beiden Seiten die Figuren des in Anbetung knienden Ehepaares; über dem Mann ein erhaben ausgehauenes kleeblattendiges Sterbekreuzchen, über der Frau ein nachträglich eingehauenes einfaches Kreuzchen; beide Säulen oben jeweils mit einem Wappenschild aus Alabaster belegt, in beiden Wappen Nameninitialen (B, C). Im Sockel querrechteckige Tafel mit profiliertem Rahmen und Sterbevermerk (D); als Unterhang eine an den unteren Ecken viertelkreisförmig ausgeschnittene Tafel mit Sterbevermerk für die Frau (E) und Bibelspruch (F); ganz unten in halbkreisförmigem Abschnitt die Bildhauersignatur (G). Alle Zeilen vorgeritzt. Stoßschäden an den Kanten; Kruzifixus (aus Alabaster?) fehlt, vermutlich war ursprünglich auch ein Täfelchen mit Kreuztitulus vorhanden.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 251, B. 84, Bu. 2,5 (A, D, E), 2,4 (B), 2,0 (C), 1,5 (F), 4,0 cm (G).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A, D, E, F), Kapitalis (B, C, G).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. A

    Also hat Gott die Welt / geliebet dasz er seinen / Eingebornen Sohn / gab auff dasz alle die / an in glauben ,a)1) (et)c(etera) . / IOHAN . 3 ·b)

  2. B

    K(ilian)c) // B(auer) ·

  3. C

    M(aria) · H(ilckherin)

  4. D

    ANNOd) 1605 · Den 20 · Junij Jst Jm / Herrn Endtschlaffen Der Ernhafft / vnd Wolgelert Kilian Bauer Gewes=/ener Praeceptor beÿ 33 · Jahr Jn der · 2 · / Clasz der Latheinischen Schull Alhie / zu Öringen Erwart einer Frölichen / Auffersteunge) ·b)

  5. E

    ANNOd) 16〈21〉 Den 〈5 · NOV(E)MB(RIS) ·〉 Verschiedt Jn dem / Herrn Die Erbar vnd Tugendtsa(me)f) Fraw / Maria Hilckherin sein Kilian Bauers selig=/en Hauszfraw Deren Gott ein Fröliche / Vfferstehung Wol Verleien Ame(n)g) ·b)

  6. F

    Christus Jst mein Leben sterben Jst / mein gewin2) ·b) PHILP : Ih) ·

  7. G

    · 1606 · / ·i) P(hilipp) · K(olb) ·b)

Datum: 30. Juni 1605 n. St., 15. November 1621 n. St.

Wappen:
Bauer3, Hilckher4.

Kommentar

Die von dem Öhringer Bildhauer Philipp Kolb wohl eigenhändig ausgeführte Fraktur zeigt als typische Merkmale breite Proportionen im Mittellängenbereich, deutliche Ausrundungen, langes s mit im Mittellängenbereich tief gespaltenem Schaft und eigenartig ausufernde Schleifenverzierungen an Ober- und Unterlängen sowie an den häufig etwas unförmigen Versalien.

Kilian Bauer ist 1548 in Baumerlenbach geboren5. Er besuchte von 1553 bis 1568 die Lateinschule in Öhringen, bevor er in Straßburg (imm. 1568) und Wittenberg (imm. 1570) studierte. 1572 wurde er zunächst Präzeptor IV. Klasse an der Öhringer Lateinschule, im folgenden Jahr Präzeptor III. Klasse. Von 1583 bis zu seinem Ruhestand 1605 bekleidete er schließlich die Position des Präzeptors II. Klasse und zugleich des Konrektors.

Textkritischer Apparat

  1. Kurzer Schrägstrich auf halber Zeilenhöhe, hier als Komma wiedergegeben.
  2. Quadrangel mit unten angesetzter, nach rechts auslaufender Zierranke.
  3. Wegen einer Beschädigung des Wappens ist nur noch der obere Schrägbalken des K erhalten.
  4. Vergrößerter A-Versal, beide Schrägschäfte nach links durchgebogen, der linke zudem zu einer Doppelschleife unter die Grundlinie verlängert.
  5. Letzte Zeile zentriert.
  6. Kürzung durch einen kurzen rechtsschrägen Doppelstrich auf halber Zeilenhöhe.
  7. me aus Platzmangel kleiner ausgeführt und hochgestellt; kein Kürzungszeichen.
  8. Zahlzeichen durch Überstreichung hervorgehoben.
  9. Quadrangel mit links angesetzter Zierranke.

Anmerkungen

  1. Jh 3,16.
  2. Phl 1,21.
  3. Laufender bärtiger Bauer mit flacher Kappe, in der Rechten einen Rechen, in der Linken eine Sichel haltend, hier flankiert von den Initialen K und B.
  4. Gekrönte doppelschwänzige Meerjungfrau, mit beiden Händen je einen Schwanz ergreifend, hier darüber die Initialen M H.
  5. Vgl. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 27. Danach auch das Folgende. Nach Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 20 Nr. 113 soll Bauer zweimal verheiratet gewesen sein, was jedoch durch Inschrift (E) eindeutig widerlegt wird. Die dort als zweite Ehefrau aufgeführte „Anna“, die 1607 als Patin genannt wird und die am 5. November 1621 gestorben sein soll, muß mit Maria Hilckher identisch sein. Maria wurde dem Öhringer Totenregister zufolge am 7. November begraben; vgl. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 23.

Nachweise

  1. Maisch, Aus dem Werk früherer Heimatforscher (KrAHK) 23f.
  2. Ders., St. Anna-Kirche (m. Abb.).
  3. Birkenstock 65–67 Nr. 61.
  4. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 19 (nur A).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 597 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0059705.