Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 595† Obersteinbach-Sailach (Stadt Waldenburg) 1606, 1607

Beschreibung

Türgewände mit Jahreszahl und Fachwerkständer mit eingeschnitzten Namen und Jahreszahl. 1873 erstmals und 1876 letztmals bezeugt an einem nicht näher bezeichneten Sailacher Bauernhaus; genauer Standort des Gebäudes und Verbleib der Inschriften unbekannt.

I. Steinerner Türpfosten mit Jahreszahl; im „unteren Stock“1 an nicht näher beschriebener Stelle.

Inschrift nach Hohenlohe-Waldenburg, Sailacher Inschrift.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. 1606

II. Fachwerkständer aus Eichenholz, an der Außenwand. Zwei in vier Zeilen untereinander eingeschnitzte Namen, darunter in größerem Abstand die Jahreszahl. Beschreibung und Wortlaut der Inschrift nach Zeichnung2.

Schriftart(en): Verfremdete Kapitalis.

  1. BARTHEL / BASTJON / MJFHELa) / JERGb) / 1607

Kommentar

Die Kapitalis ist durch zahlreiche Schrifteigentümlichkeiten verfremdet: Die beiden Schäfte des A verlaufen parallel, so daß der Buchstabe oben offen bleibt; der Balken des H ist schwach nach unten ausgebuchtet; an den Schaft des L und T ist etwa in halber Höhe nach rechts ein kurzer Balken angefügt3; N ist spiegelverkehrt, G in Gestalt eines spiegelverkehrten B, und statt I ist eine J longa mit kreisrund gebogenem Schaftende und nach unten durchgebogenem Deckbalken gewählt. Auch die Ziffernformen sind seltsam: Das freie Ende der 6 ist breit gespalten, die Null ist klein und rautenförmig.

Wie Fürst Hohenlohe-Waldenburg bereits nachweisen konnte, handelt es sich bei den beiden genannten Personen um den Bauherrn Bartholomäus Bastian und um den Zimmermann Michel Jörg4. Ersterer ist von 1598 bis 1614 im Gnadentaler Taufbuch bezeugt, zunächst als Wirt in Gnadental, dann ab 1605 in Sailach. Spätestens 1620 ist er gestorben. Der Umzug nach Sailach und die Inschriften stehen sicherlich in unmittelbarem Zusammenhang, Bastian scheint sich am neuen Wohnort ein neues Haus erbaut zu haben. Michel Jörg ist zwischen 1605 und 1609 vereinzelt im Gnadentaler Taufbuch genannt, darunter einmal als Zimmermann.

Textkritischer Apparat

  1. So statt MJCHEL.
  2. Links an das J herangerückt steht ein kleiner Kreis, der vermutlich keine Bedeutung hat und lediglich als Verzierung anzusehen ist; vgl. bereits Hohenlohe-Waldenburg, Sailacher Inschrift 131: „Der Ring … dürfte vielleicht sein Werkzeichen sein, oder hat es der Mann für eine schöne Verzierung gehalten“. Das G ist wie ein spiegelverkehrtes B mit gleich großen Bögen ausgeführt.

Anmerkungen

  1. Hohenlohe-Waldenburg, Sailacher Inschrift 131.
  2. Zeichnung „in 1/10 der natürlichen Größe nach einer Photographie ganz genau abgebildet“ in Hohenlohe-Waldenburg, Inschrift an einem Bauernhause 441.
  3. So ist vermutlich auch die Verschreibung des Namens MYCHEL zu erklären. Wahrscheinlich ist der kurze Mittelbalken lediglich als Verzierung des eckigen C gedacht gewesen. Da dann aber der untere Balken vergessen wurde, ergab sich die F-Form.
  4. Die von Hohenlohe-Waldenburg, Sailacher Inschrift 131 erwogene Möglichkeit, Jörg könnte auch Mitbesitzer gewesen sein, ist weniger wahrscheinlich. Die folgenden Personennachweise ebd.

Nachweise

  1. [Hohenlohe-Waldenburg], F[riedrich]-K[arl Fürst zu], Inschrift an einem Bauernhause, in: Zs. d. Vereins f. d. württ. Franken 9 H. 3 (1873) 441–443 (nur II, m. Abb.).
  2. Ders., Zu der Sailacher Inschrift, ebd. 10 H. 2 (1877) 131f. (Aufsatz dat. 1876).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 595† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0059509.