Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 591 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1606, 1627

Beschreibung

Epitaph für Stefan Geier und seine Frau Barbara geb. Breunger. Innen an der Nordseite des Langhauses, an der Westseite des westlichen Strebepfeilers. Ädikula aus rotem Sandstein. Als Bekrönung eine von Voluten gerahmte querrechteckige Tafel mit Angabe der Kinder des Ehepaars (A), unter einer einzeiligen Überschrift zweispaltig angeordnet. In der von Pilastern gerahmten Hauptzone zwei aneinandergeschobene Wappenschilde unter einem Helm und darüber ein breites Schriftband mit zwei blockweise nebeneinander angeordneten Bibelsprüchen (B, C); auf den Pilastern Fruchtbündel und Scheibchenfries; im Sockel Sterbevermerk (D); im unten halbrund ausgezogenen Unterhang Sterbevermerk (E); Pilasterpostamente mit Frauenköpfen, die den Unterhang stützende Volutenkonsole mit Männerkopf belegt; als Stützen der Pilasterpostamente seitlich im Unterhang zwei weitere Männerköpfe. Alle Zeilen vorgeritzt, Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 225, B. 96,5, Bu. 1,2 (A), 2,2 (B, C), 1,7 (D), 1,6–1,9 cm (E).

Schriftart(en): Fraktur (A), Fraktur und Kapitalis (B–E), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (Nachtrag in D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A
  2. Der Zwaÿen Eheleÿtt Kindter Namen
    · 1 · Albrecht +a)  · 4 · Maria 
    · 2 · Iohannes +  · 5 · Barbarra + 
    · 3 · Steffanus  · 6 · Madellenna + 
    · 9 · Ioha(nn) · Albrecht  · 7 · Barbarra + 
    · 10 · Ionnesb) +  · 8 · Abollonia + 
  3. B

    · PHILIPPc) : 1 : / Christus Jst mein / Leben vnd sterben / Jst Mein gewin1)

  4. C

    ACTTc) : 14 : / Durch vil Trübsall / missend) wir eingehn / in das reich gottes2)

  5. D

    ANNO DOMINI 16〈27〉 den 〈17 octobere)〉 Jst in gott / Dem Herrn Sanfft vnd seeliglich Entschlaffen / der Ehrnvest vnd Fÿrgeachtt Herr Steffanus / Geÿer Burger vnd des Raths alhie Seines / Alters 〈74〉 Ihar Deszen Leibf) Gott Ein Fröliche / Aufferstehung Verleihe Wölle AMEN

  6. E

    ANNO 1606 vff Samstag den · 13 · IVNIVS / Morgens Zwieschen 3 vnd 4 vhrn Ver=/schiedt in Christo seeliglich ausz=g)/ diszem Leben die Erbar vnd Tug=/enttsame Fraw Barbarra Breing=/erin Herr Steffanus Geÿers Ehll=/iche Hauszfraw Ihres Alters / · 54 · Ihar dere seel gott / gnedigh) seÿ

Datum: 27. Oktober 1627 n. St., 23. Juni 1606 n. St.

Wappen:
Geier3, Breunger4.

Kommentar

Die Fraktur mit ihren etwas ungelenken und im Mittellängenbereich sehr gedrungenen Buchstaben zeigt eine Verwandtschaft mit der Schrift des Öhringer Bildhauers Philipp Kolb, ist mit ihren häufigen unorthodoxen Bogenbrechungen allerdings grobschlächtiger als auf den von Kolb signierten und somit wahrscheinlich eigenhändig geschaffenen Grabmälern. Die i-Punkte sind als riesige Quadrangel gestaltet, die gelegentlich auf der Kante liegen, ebenso die Fahne des f und des langen s. Als Versalien sind in den Inschriften (A), (D) und (E) mit Ausnahme des J und des zweistöckigen Z ausschließlich Buchstaben des Kapitalis-Alphabets verwendet. Der nachgetragene Monatsname in Inschrift (D) ist in einer etwas steifen Humanistischen Minuskel mit nach rechts umgebogenen Oberlängen ausgeführt. Da die Qualität des figürlichen Schmucks deutlich höher ist als die der Inschriften, wird man erstere wohl Philipp Kolb, letztere einem Werkstattgehilfen zuschreiben dürfen.

Textkritischer Apparat

  1. Zwischen den beiden Spalten eine breite, mit Rankenornament gefüllte Zierleiste.
  2. Sic!
  3. Bibelstellenangabe zentriert über den Bibeltext gesetzt.
  4. Der zweite Buchstabe ein e mit darübergesetztem i-Punkt. Offensichtlich sollte durch den Punkt das e in ein i korrigiert werden. Vielleicht ist auch miessen zu lesen.
  5. Monatsname in Humanistischer Minuskel.
  6. L und ib auf Rasur; korrigiert aus seell, wie noch eindeutig an den Vertiefungen im Stein zu ersehen ist.
  7. Versehentlich gesetzte Worttrennstriche.
  8. Letzte Zeile aus Platzmangel in kleinerem Schriftgrad.

Anmerkungen

  1. Phl 1,21.
  2. Nach Apg 14,22.
  3. Linksgewendet. Unter einem Schildhaupt ein auffliegender Raubvogel auf Dreiberg; Helmzier: über Helmwulst ein auffliegender Raubvogel zwischen zwei Büffelhörnern.
  4. Oberhalbes speichenloses Mühlrad, durch eine Leiste mit einem drei (2:1) sechsstrahlige Sterne umschließenden unterhalben Ring verbunden.

Nachweise

  1. Birkenstock 60f. Nr. 56.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 591 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0059107.