Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 577 Neuenstein, Schloß, Hohenlohe-Museum 1604

Beschreibung

Stuckiertes Wappen mit Schriftbändern. Reste der Stuckierung aus dem Kaisersaal im Erdgeschoß des Westflügels. Das große kreisrunde Wappenmedaillon ist derzeit an der Südwand des Kaisersaals angebracht, während die zugehörigen Schriftbänder1 bei der Neueinrichtung des Schloßmuseums nach dem Zweiten Weltkrieg an der Ostwand des Rittersaals über der Tür befestigt und dort in ein neues Arrangement mit geflügelten Putti eingebunden wurden. Im Wappenmedaillon Eheallianzwappen in einem Schild, auf dem Schild fünf Helme; das Ganze umgeben von einem Kranz aus exotischen Früchten; alles farbig gefaßt, vermutlich restauriert. Wie die beiden breiten, geschwungenen und sich an den Enden jeweils in zwei lange Zipfel spaltenden Schriftbänder um das Wappen herum angeordnet waren, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Beide Schriftbänder tragen auf weißem Grund mit schwarzer und roter Farbe aufgemalte Inschriften: heraldisch rechts (A), links (B). Geringfügige Beschädigungen der Bänder an den Kanten.

Maße: Dm. (Wappenmedaillon) 150, H. (Schriftbänder, jeweils) ca. 25, B. ca. 95, Bu. ca. 2 cm.

Schriftart(en): Fraktur und Humanistische Minuskel (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Kraft Fürst zu Hohenlohe, Neuenstein [1/6]

  1. A

    Ehre gibt Gotta) / Philipsb) Graueb) von Hohenloeb) Herrb) Zu Langenberg / vndt Baronc) Zue Lÿsfeldt Leutenandtb) Generalb) vber / Holandtb) Seelandtb) Westfriesslandtb)d) / 1604e)

  2. B

    Zue Gott allein mein Hoffnunga) / Mariab) Greuinb) · von Hohenloeb) vnd Fraweb) zue / Langenbergb) geborne Princessin von Oranienb) grevin zue / Naszawb) Buern2) Lerdam3) vnd Frawb) zue Bredab)4) Jselsteinb)5) vnd / S : Martinsf) d[. .]tzg)6) 1604h)

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg/Oranien-Nassau7.

Kommentar

Wappen und Beischriften sind – neben einer Serie von Ahnenwappen (nr. 578) – die spärlichen Überreste der reichen figürlichen und ornamentalen Stuckierung, mit welcher der Neuensteiner Kalkschneider Christoph Limmerich zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Auftrag des Grafen Philipp von Hohenlohe die Innenräume des Neuensteiner Schlosses ausschmückte8. Die um 1873 noch großteils erhaltene Stuckdekoration9 fiel dem durchgreifenden Umbau des Schlosses durch den Architekten Bodo Ebhardt zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Opfer.

Textkritischer Apparat

  1. Die gesamte Devise in der ersten Zeile zentriert und rot ausgezeichnet.
  2. Versal rot ausgezeichnet.
  3. Wort in Humanistischer Minuskel und rot ausgezeichnet.
  4. Danach ein blütenähnlicher Zeilenfüller.
  5. Jahreszahl in der Zeile zentriert und rot ausgezeichnet.
  6. S : M rot ausgezeichnet.
  7. Zerstörung des Worts durch die nachträglich hier am Schriftband befestigte Hand des Putto. Nach dem Wort ein blütenähnliches, links und rechts von Ranken begleitetes Ornament.
  8. Jahreszahl rot ausgezeichnet.

Anmerkungen

  1. Die Schriftbänder wurden bereits 1878 getrennt von dem Wappen an nicht näher bezeichneter Stelle „im Schloß aufbewahrt“; vgl. Boger, Schloß Neuenstein 453.
  2. Buren, Prov. Gelderland.
  3. Leerdam, Prov. Zuid-Holland.
  4. Breda, Prov. Noord-Brabant.
  5. Ysselsteyn, Gem. Venray, Prov. Limburg.
  6. So für Sint Maartensdijk, Gem. Tholen, Prov. Zeeland.
  7. Gespalten, vorn Hohenlohe-Langenburg (quadriert von Hohenlohe und Langenburg), hinten Oranien-Nassau: quadriert, Felder 1/4. wiederquadriert (Nassau, Katzenelnbogen, Vianden, Diez) und mit Mittelschild belegt, dieser wiederum quadriert von Châlon und Oranien und mit Herzschild (Genf) belegt; Felder 2/3. wiederquadriert von Büren und Neuchâtel (?) und mit Mittelschild (Merenberg) belegt. Helmzierden von rechts nach links: Hohenlohe, Langenburg, Nassau, Katzenelnbogen, Diez. Die Wappendarstellung weist zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten auf. Hohenlohe: Löwen im Profil, steigend und mit erhobenem Schweif; Langenburg: Löwe steigend und ungekrönt; Nassau: Löwe ungekrönt; Katzenelnbogen: Löwe im Profil und ungekrönt, zudem falsch tingiert; Vianden: falsch tingiert; Diez: falsch tingiert; Neuchâtel: hier fälschlich drei silberne Sparren in Rot statt in Gold ein mit drei silbernen Sparren belegter roter Pfahl. In den Helmzierden von Katzenelnbogen und Diez sind zudem die auf die Flüge aufgelegten Scheiben mit den Löwen bzw. Leoparden falsch tingiert. Maßgebliche Lit. zum Wappen nach wie vor: Hermann von Goecking, Geschichte des Nassauischen Wappens, Görlitz 1880, passim.
  8. Vgl. Hohenlohe/Taddey, Schloss Neuenstein 8. Vergleichbare Arbeiten Limmerichs haben sich erhalten in den hohenlohischen Schlössern Hermersberg (vgl. nr. 631) und Weikersheim; vgl. DI 54 (Mergentheim) nrr. 375, 377.
  9. Vgl. Taddey, Bodo Ebhardt 176f.

Nachweise

  1. Boger, Schloß Neuenstein 453.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 577 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0057703.