Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 576 Forchtenberg, Neues Tor (Würzburger Tor) 1604, 1612–41

Beschreibung

Torbogenschlußstein mit Baumeistersignatur und Wappentafel des Grafen Kraft von Hohenlohe. Außen an der Nordseite.

I. Torbogenschlußstein. Großes Torbogengewände aus Sandstein. Die senkrechten Gewändeteile mit einfacher Fase, der Bogen mit Hohlkehle. Am Schlußstein Relief einer Löwenmaske mit Ring im Rachen (untere Hälfte des Rings abgebrochen), darüber die eingehauene Baumeistersignatur, bestehend aus Jahreszahl, Stz. nr. 43 und Initialen. An den Bogenanfängern zwei kleine reliefierte Wappenschilde mit Stz. nr. 501, die Marke auf der rechten Seite ist erhaben ausgehauen. Stz. nr. 43 kommt noch einmal am rechten Teil des Torgewändes in Kniehöhe sowie am Gewände des Fensters im Erdgeschoß vor. Farbig gefaßt, Schriftzeichen schwarz ausgemalt.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

Maße: Bogenstärke 40, Bu. ca. 9, Zi. ca. 4,5–10 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. · 1 · 6 0 · 4 // M(ichel) K(ern)

II. Wappentafel. Im ersten Obergeschoß, unmittelbar über dem Torbogen der Durchfahrt zwischen den beiden Fenstern eingemauert. Hochrechteckige Sandsteintafel mit tief gekehltem Rahmen. Oben eine rollwerkgerahmte, von einem Puttenkopf bekrönte und unten mit einer Fratze versehene Kartusche mit Nameninschrift, darunter in quadratischem Feld ein Vollwappen mit zwei Helmen in hohem Relief; unter dem Schild ein Engelsköpfchen. Farbig gefaßt, die Schrift mit schwarzer Farbe ausgemalt. Renoviert.

Maße: H. ca. 160, B. ca. 110, Bu. ca. 4,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. Crafft Graue von Hoenloe .a) / Herr zu Langenburg vnd / Cranchfeldt2) .a) Obrister vnd Ritter .a)

 
Wappen:
Hohenlohe-Langenburg3.

Kommentar

Das Würzburger Tor wurde neben dem Oberen Tor im Osten und dem auf die Kupferbrücke hinführenden Unteren Tor im Westen 1604 als drittes „neues“ Stadttor im Nordwesten der Stadtummauerung errichtet. Es ist direkt auf die Kocherbrücke ausgerichtet (daher auch „Kochertor“), die etwa gleichzeitig als fünfjochige Steinbrücke errichtet wurde, an deren Stelle aber schon eine ältere Brücke gestanden hatte4. Baumeister der Brücke und des Tors war Michael Kern II. Die Signatur (I.) wurde sicherlich von ihm eigenhändig ausgeführt und zeigt das K mit geschwungenem unteren Schrägbalken und das M mit schräggestellten Schäften und kurzem Mittelteil. In Kerns Werkstatt wurde auch die nachträglich angebrachte Wappentafel gefertigt, deren Inschrift den Grafen Kraft von Hohenlohe-Neuenstein († 1641) als Stadtherrn nennt. Da Graf Kraft erst 1610 nach dem Tod seines Vaters Wolfgang Forchtenberg erhielt, er außerdem erst 1606 kaiserlicher Obrist wurde und 1604 noch den Rang eines Hauptmanns bekleidete und da er erst 1612 zusammen mit seinem Bruder Georg Friedrich von Kaiser Matthias den Ritterschlag empfing5, kann die vorliegende Wappentafel nicht schon 1604 entstanden sein. Der konkrete Anlaß für ihre Anbringung ist unbekannt. Sicherer terminus ante quem ist das Todesjahr des Grafen.

Textkritischer Apparat

  1. Quadrangelpunkt auf der Grundlinie, mit einem unter die Grundlinie reichenden Zierschnörkel versehen.

Anmerkungen

  1. Zum Stz. vgl. Klemm, Baumeister 189 Nr. 524a.
  2. Kranichfeld, Lkr. Weimarer Land; Wittum der mit Graf Karl von Gleichen († 1599) verheirateten Gräfin Felizitas von Hohenlohe († 1601); ab 1599 nach langem Rechtsstreit hohenlohischer Pfandbesitz. Graf Kraft führte als erster Graf von Hohenlohe den Titel „Herr zu Kranichfeld“; vgl. Hohenlohe-Waldenburg, Das Hohenlohische Wappen 305 Anm. 45; Fischer II/1, 42f.
  3. Quadriert von Hohenlohe und Langenburg, alle Figuren einwärtsgekehrt; Helmzierden: rechts Hohenlohe (aus Flammen hervorwachsender Phönix), links Langenburg.
  4. Vgl. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 70, 75. Zur Brücke ferner: Wilhelm Müller, Die Forchtenberger Kocherbrücke, in: Hohenloher Chronik 4 (1956) Nr. 7, 1f.
  5. Magen, Reichsgräfl. Politik 4f.; zum Ritterschlag vgl. auch DI 54 (Mergentheim) nr. 421. Hohenlohe-Waldenburg, Das Hohenlohische Wappen 305f., datiert die Wappentafel ohne Begründung, aber vermutlich aufgrund der Bezeichnung Krafts als Ritter, auf „ca. 1612“.

Nachweise

  1. Hohenlohe-Waldenburg, Das Hohenlohische Wappen 305.
  2. Gradmann, Monumentalwerke 7 Anm. 4 (nur I).
  3. Gradmann, Forchtenberg, Sp. 205 (nur erwähnt).
  4. Der Lkr. Öhringen 2, 174 (nur erwähnt), 177 (Abb.).
  5. Rauser, Forchtenberger Heimatbuch 84 (nur erwähnt).
  6. Rößler, Michael Kern II, 39 (Abb.).
  7. Schneider, Michael Kern 12 (nur I).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 576 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0057606.