Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 566 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1603

Beschreibung

Grabplatte oder Epitaph der Philippa von Crailsheim geb. von Leyen. Innen an der Südwand des Langhauses, dritter Stein von Osten. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Sterbevermerk (A) umlaufend in eingetiefter Schriftleiste eingehauen, in den Ecken unterbrochen von vier Vollwappen in hohem Relief; im Feld zentral ein rundes Medaillon mit zwei Vollwappen; darüber Bibelspruch (B), darunter (C). Für alle Inschriften wurden die Zeilen vorgeritzt. Ränder bestoßen und stellenweise ausgebrochen.

Maße: H. 190, B. 90,5, Bu. 3,5 (A, B), 3,0 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel (B), Fraktur und Humanistische Minuskel (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    AN(N)O D(OMI)NI 1603 DE(N) 3 / MAIJ STARB DIE EDEL V(N)D TVGENTSAM FRAW PHILIPPA / VO(N) CREILSHEIM GE/BORNE VON LAIEN WITIBIN DER [GO]Ta) GNAD AMEN

  2. B

    Leben wir so leben wir dem herren , / sterben wir so sterben wir dem herre(n) / darumb wir leben oder sterben / so sind wir des herren1) . Rom . 14

  3. C

    Christus Jst Mein leben Vnd / Sterben Jst Mein Gewin2) / Philip . 1 . capb)

Datum: 13. Mai 1603 n. St.

Wappen:
Crailsheim, Leyen;
LeyenDienheim
Kranich von KirchheimEltz.

Kommentar

Das Grabmal wurde in derselben Werkstatt angefertigt wie das Kocherstettener Epitaph der Rufina von Stetten von 1595 (nr. 485). Sowohl die Kapitalis als auch die Humanistische Minuskel weisen völlig übereinstimmende Formen auf. Lediglich das A zeigt hier gelegentlich eine Verstärkung der Rechtsschräge statt der Linksschräge. Unter den Gemeinen der sorgfältig stilisierten Fraktur fällt besonders das e auf, dessen Schaft schon in halber Zeilenhöhe im 45-Grad-Winkel nach rechts abknickt, mit der Rechtsschräge weit nach rechts ausgreift und dessen Balken zu einem kreisrunden Zierhäkchen umgeformt ist. Die Grundform des d ist sechseckig.

Philippa war eine Tochter des pfalz-simmernschen Hofmeisters Peter von Leyen († 1551) und der Anna von Dienheim. Wie ihre Mutter (vgl. nr. 324) scheint auch sie zusammen mit ihrer Schwester Margaretha nach deren Heirat mit Eberhard von Stetten vom Mittelrhein nach Kocherstetten gekommen zu sein. Nach dem frühen Tod ihres Mannes, des brandenburg-ansbachischen Rats Georg von Crailsheim zu Morstein und Braunsbach, 15603 hat sie offenbar in Kocherstetten gelebt und deshalb auch hier ihre Grabstätte gefunden. Sie ist zusammen mit ihrem Mann auf dessen monumentalem Epitaph im Chor der Pfarrkirche in Lendsiedel (Stadt Kirchberg a. d. Jagst, Lkr. Schwäbisch Hall) dargestellt4.

Textkritischer Apparat

  1. Oberfläche abgeplatzt; die beiden zerstörten Buchstaben neu nachgehauen.
  2. cap in Humanistischer Minuskel.

Anmerkungen

  1. Rö 14,8.
  2. Phl 1,21.
  3. Vgl. Biedermann, Steigerwald, tab. XXXVIII.
  4. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 632 (nur A).
  2. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt).
  3. Kdm. Künzelsau 201 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 285 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 566 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0056600.