Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 530 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche) 1600?, 1607

Beschreibung

Grabplatte des Abts Johannes Lurtz. Innen an der Südwand des südlichen Seitenschiffs, sechster Stein von Westen. Ursprünglich im Chor der gotischen Kirche im Boden, auf der Nordsseite unterhalb der Gräber der Weinsberger1; im Juni 1683 anläßlich der Neupflasterung des Chorbodens Überführung der Grabplatte samt Gebeinen in den alten Kapitelsaal, dort Verlegung im Boden als achte Grabplatte vom Abtschor aus2; 1713 in das neue Kirchenschiff überführt3 und an der jetzigen Stelle auf einem Sockel aufgerichtet, der mit einer von Abt Knittel verfaßten Versinschrift versehen wurde4. Sandstein. Eingehauene Umschrift zwischen schmalen, profilierten Randleisten; im Feld unter einem Rundbogen die stehende Gestalt des Abts in Relief, bekleidet mit Mönchshabit und Mitra, in der Rechten den Krummstab mit Sudarium, in der Linken ein Buch haltend; zu Füßen in den Ecken zwei kleine Wappenschilde. Bestoßen, Ränder stellenweise ausgebrochen und ergänzt. Schrift mit grauer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 203, B. 100,5, Bu. 4,3–4,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/1]

  1. A PARTV . VIRGINIS ANNO 16〈07 . / VI . DIE MAII〉 OBIJT . REVERENDVS . IN . CHRISTO . PATER . ET . DOMINVS . / DOMINVS . IOANNES . ABBAS . HVIVS / MONASTERIJ . SCHÖNTHAL . CVIVS . ANIMA . REQVIESCAT . IN . PACE . AMEN

Übersetzung:

Im Jahr seit der jungfräulichen Geburt 1607 am 6. Tag des Mai starb der in Christo ehrwürdige Vater und Herr, Herr Johannes, Abt dieses Klosters Schöntal. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Wappen:
Zisterzienserorden, Lurtz5.

Kommentar

Die dünnstrichige Kapitalis ist steif und unausgewogen. Besonders starken Schwankungen ist das A unterworfen, dessen rechter Schrägschaft unterschiedlich ausgerichtet ist und gelegentlich sogar – nicht nur im Nexus litterarum – senkrecht steht. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf der Grundlinie. Aus Heilbronner Rats- und Kanzleiprotokollen ist bekannt, daß 1598 ein Schöntaler Abtsgrabmal dem Heilbronner Bildhauer David Wörner in Auftrag gegeben, die Ausführung dann aber nachträglich dem aus dem Allgäu nach Heilbronn zugewanderten Bildhauer Melchior Schmidt übertragen wurde6. Mit diesem Grabmal kann nur die vorliegende Grabplatte gemeint sein, die demnach um 1599, wahrscheinlich aber erst 1600 entstanden ist, da in der Inschrift für das Todesjahr bereits ursprünglich die Ziffer 6 an zweiter Stelle eingetragen wurde. Knittels Annales zufolge soll Abt Lurtz 1607 im Chor unter einem feierlichen „mausolaeum“ aus Alabaster bestattet worden sein7, was nicht zum vorhandenen Grabmal paßt. Möglicherweise existierte demnach ein zusätzliches Epitaph, über dessen Aussehen sonst aber nichts überliefert ist.

Johannes Lurtz stammte aus Amorbach. Er wurde 1584 zum Abt gewählt. Sein Abbatiat war durch zahlreiche Baumaßnahmen geprägt, die ihm in der Schöntaler Chronistik die Bezeichnung „vir architectonicus“ einbrachten8. So wurde 1585 die Klosterkirche neu „getäfelt, geweißnet und gemalt“, ein neuer Hochaltar errichtet, die Pistorei (Fertigstellung 1586, vgl. nr. 428) und eine neue Abtei erbaut, außerdem ein Schlachthaus und ein Mühlwehr9. 1589/90 wurden umfangreiche Arbeiten am Brunnen vorgenommen10.

Anmerkungen

  1. Haan, Annales sive Diaria (StAL B 503 II Bü 2) ad 1604 (!): „sepultus super presbyterio infra DD. a Weinsberg“.
  2. Ebd. (Nachtrag); Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 26r, 23v.
  3. Haan, Annales sive Diaria (StAL B 503 II Bü 2) ad 1604 (Nachtrag).
  4. IOANNIS QUARTI / VIRTUTE PLAUDITE, ET ARTI : / CENSUS ADIECIT, / COLLAPSAQUE TECTA REFECIT .
  5. Zwei gekreuzte Pflugseche.
  6. Rauch, Balthasar Wolff 215 (Ratsprotokoll vom 23. November und 6. Dezember 1598, Kanzleiprotokoll vom 27. November). Schmidt schuf 1604 das Epitaph für Georg Friedrich Graf von Hohenlohe und Dorothea Reuß von Plauen in Öhringen (nr. 579).
  7. Knittel, Annales (StAL B 503 II Bü 13) p. 188.
  8. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 49r.
  9. Klaiber, Regesten Schöntal 291.
  10. Ebd.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 23v.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 342 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 530 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0053000.