Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 497 Laßbach-Rappoldsweiler Hof (Stadt Künzelsau) 1596

Beschreibung

Wappentafel mit Bauinschrift und Wahlspruch des Georg Sigmund von Adelsheim. Ursprünglich am Südgiebel des Schlößchens, das um 1780 zu einem Bauernhaus umgebaut wurde1. Jetzt im Erdgeschoß2 rechts neben der Haustür über Augenhöhe eingemauert. Kleine hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein. Auf dem breiten Rahmen oben eine Reihe von Initialen (A), die in der Mitte von Stz. nr. 37 unterbrochen werden; in der oberen Hälfte des Feldes die zeilenweise durch schwache, vorgeritzte Hilfslinien gerahmte Inschrift (B), darunter ein reliefiertes Wappen, das unten von der Jahreszahl (C) flankiert wird. Leicht verwittert, Ausbrüche an den Rändern.

Maße: H. 57,5, B. 33, Bu. 3,0 (A), 2,9–3,7 (B), Zi. 3,2–4,1 cm (C).

Schriftart(en): Unbeholfene Mischschrift aus Kapitalis und Kursive.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    D(er) B(au) S(teht) I(n) g(ottes) h(and)a) J // rb) W(erd) iC̣(h) g(e)n(annt)c)

  2. B

    Georg · Sigmunt / · vonn · vnnt · zV/e · AtoltzhAim · / vnnt · WAchbAc/h3) · thVe Recht · fo/rcht got · Scheu Ne/mA//ntStd)4)

  3. C

    1 · 5 · // 96

Versmaß: Deutsche Reimverse (A).

Wappen:
Adelsheim.

Kommentar

Die Schrift ist denkbar unbeholfen und ungelenk ausgeführt. Neben einzelnen Kapitalisbuchstaben, die genauso hoch sind wie die Gemeinen, sind Minuskeln verwendet, die nur bedingt der Fraktur zuzuordnen sind. Die mit einheitlicher Strichstärke eingehauenen Buchstaben weisen viel eher Elemente der Kursive auf: kurze Anstriche oben an den Schäften von m, n und gelegentlich auch von t; Oberlängenschleifen, die zum Teil mit Anstrichen versehen sind, bei kursivem b, bei stumpf auf der Grundlinie stehendem l und bei h; daneben als Doppelform kursives h in Gestalt einer Doppelschleife; 9-förmiges g mit leicht eingerolltem Unterbogen; v mit rechtsschrägem, s-förmigem oder geknicktem Anschwung; zweistöckiges z mit Unterlängenschleife.

Derselbe Steinmetz hat im selben Jahr eine Inschrift im nahegelegenen Mäusdorf gehauen (nr. 496), die jedoch nicht erhalten ist. Die kopiale Überlieferung gibt für die Mäusdorfer Inschrift dasselbe Steinmetzzeichen wieder, dort allerdings eingefaßt von den Initialen I und S 5. Möglicherweise wurde der zweite Buchstabe dort verlesen (spiegelverkehrte Ausführung eines Minuskel-Bogen-r?), in der vorliegenden Inschrift handelt es sich jedenfalls eindeutig um ein Minuskel-r.

Bauherr war nach Ausweis von Inschrift (B) der würzburgische Amtmann zu Röttingen Georg Sigmund von Adelsheim zu Wachbach († 1600)6. 1596 war er in vierter Ehe mit Maria Reiprecht von Büdingen verheiratet7. In einem 1565 geschlossenen Vergleich hatte Georg Sigmund von den von Sebastian von Adelsheim (1563 †) hinterlassenen Lehns- und Eigengütern unter anderem den Rappoldsweiler Hof zugeteilt erhalten8. 1590 und erneut 1596, also im Jahr, in dem die Inschrift entstanden ist, setzte er den freieigenen Hof als Unterpfand für Kapitalrückzahlungen ein9. Von den Erben Georg Sigmunds wurde der Hof 1622 an Hans Reinhard von Stetten verkauft10, nachdem bereits zwischen 1569 und 1593 Verkaufsverhandlungen zwischen den Herren von Stetten und Valentin und Georg Sigmund von Adelsheim stattgefunden hatten11.

Textkritischer Apparat

  1. Auflösung der Initialen nach gängigem Hausspruchformular.
  2. Zwischen J und r das Steinmetzzeichen; die beiden Initialen sind daher sicherlich Teil der Signatur und bezeichnen Vor- und Zunamen des Steinmetzen.
  3. Ungewöhnliche Abkürzung der beiden letzten Wörter, Auflösung aber wohl durch das anderweitig vielfach bezeugte Formular gesichert. Der Steinmetz fügte vermutlich jeweils einen zweiten Buchstaben zur Initiale hinzu, um die Zeile gleichmäßig zu füllen.
  4. So statt niemand. Das N retrograd; Unterbrechung des Worts in der letzten Zeile durch den oberen Rand des Wappenschilds.

Anmerkungen

  1. OAB Künzelsau 663.
  2. Nur im Erdgeschoß hat sich das (verputzte) Bruchsteinmauerwerk erhalten, die zwei Giebelgeschosse sind in ihrer jetzigen Form wesentlich jünger.
  3. Wachbach, Stadt Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis).
  4. Mit der Devise in verkürzter Form („Thue recht scheu Niemant“) verewigte sich Sigmund von Adelsheim am 9. Juli 1587 im Hermersberger Willkommbuch (HZAN, Willkommbuch I, o. Sign.). Zu ähnlichen Devisen vgl. Dielitz 325.
  5. StAL E 258 VI Bü 2117 (Ortsbeschreibung Kocherstetten), Aufzeichnung von Pfarrer Weitbrecht.
  6. Begraben in Wachbach, vgl. DI 54 (Mergentheim) nrr. 196, 322. Er war der Erbauer des Wachbacher Schlosses; vgl. ebd. nr. 290 (1592).
  7. Vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CXC.
  8. Andermann, Urkunden Adelsheim Nr. 291 (1565 VII 3).
  9. Ebd. Nr. 338 (1590 III 4), Nr. 346 (1596 III 3).
  10. OAB Künzelsau 664; vgl. auch nr. 819 †.
  11. Rückert/Ziegler, Archiv Stetten Nr. 587. 1587 hatte Georg Sigmund von Adelsheim den Hof auch Graf Friedrich von Hohenlohe zum Verkauf angeboten; vgl. HZAN La 15 Bü 183.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 663f. (nur Jahreszahl).
  2. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 402 (nach OAB).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 497 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0049700.