Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 492 Neuenstein, Friedhofskapelle 1596

Beschreibung

Grabplatte der Eleonora Hyso. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Südwand des Langhauses als siebter Stein von Osten angebracht. Roter Sandstein. Ohne Rahmung umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A), dessen letztes Wort unter der Kopfzeile im Feld steht; in der oberen Hälfte des Feldes Bibelspruch (B), darunter in Relief zwei aneinandergeschobene und von einem Engelskopf bekrönte Wappen. Leicht abgetreten, Ränder ausgebrochen; Oberfläche der linken oberen Ecke abgeplatzt, der Anfangsbuchstabe von Inschrift (A) hier neu eingehauen; linke untere Ecke abgebrochen (geringer Schriftverlust); rechts unten ein schräg verlaufender, mit Zementmörtel geflickter Bruch. Die Inschriften sind mit grauer Farbe – nicht immer zuverlässig – nachgezogen.

Maße: L. 164, B. 73,5, Bu. 3,6–4,0 (A), 2,8–3,6 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    [A]NOa) · 15 · 96 · DEN · 17 · AVGVSTIb) / · VERSCHIED · IN · GOT · SELIGKLICH · DIE · ERBAR · VND · TVGENTSAM · / IVNCKFRAW · ELE[N]ORA · HER[.]c) / ZACHARIE · HISONIS · DOCHTER · DERO GOT · GNEDIG · SEIN · WOLE // AMEN

  2. B

    · II · CORINT · 4 ·d) / VNSER · TRVBSAL · DIE · ZEICH/=LICH · VNSe) · LEICHT · IST · SCHAFE/=ETf) · EINE · EWIGE · VND · V̈BER AL=/=LE · MAS · WICHTIGE · HERLICHKEIT / VNS · DIE · WIR · NICHT · SEHEN · AVF · / DES · SICHTBARBg) · SVNDERN · AVF / DES · VNSICHTBARE · DAN · WES · SI=/=CHTBAR · IST · DIS · IST · ZEITLICH / WES · ABER · VNSICHTBAR · IST · DIS / · IST · EWIG1) ·

Datum: 27. August 1596 n. St.

Wappen:
Hyso, Eisenmenger.

Kommentar

Die Kapitalis ist ungelenk und mit schwankender Zeilenhöhe eingehauen. Die beiden Bögen des B setzen deutlich voneinander getrennt untereinander am Schaft an, ebenso Bogen und Cauda des R. Die Bogenenden des D greifen mitunter weit nach links über den Schaft aus. Z ist zweistöckig und hat einen gewellten Deckbalken. Als Worttrenner und als I-Punkte dienen Quadrangel, gelegentlich auch kleine Dreiecke. Auffällig ist die geschlossene aufgerichtete 4 mit nach rechts geneigtem Schaft und leicht nach rechts ansteigendem Balken. Der Steinmetz war nach Ausweis der Schrifteigentümlichkeiten wahrscheinlich derselbe, der über 20 Jahre zuvor die Neuensteiner Grabplatten für Hermann Meisol (nr. 360) und für Wandelbar Bomenstock (nr. 362) gefertigt hat.

Zacharias Hyso (1536–1600), der Vater der Eleonora, war gräflich hohenlohischer Rat (ab 1556) und Secretarius zu Neuenstein2. Er war in erster Ehe mit der Bürgermeistertochter Dorothea Sorg verheiratet, in zweiter Ehe mit Maria, einer Tochter des gräflich hohenlohischen Kanzleiverwalters Eisenmenger3. Ab 1569 bewohnte er das Anwesen Schloßstraße 25/23, das ihm von der gräflichen Herrschaft als Anerkennung seiner Dienste geschenkt worden war4.

Textkritischer Apparat

  1. Der erste Buchstabe auf dem abgeplatzten Eckstück neu nachgehauen.
  2. I unsicher, da an dieser Stelle der Rand weggebrochen ist.
  3. Vermutlich zu HER[N] zu ergänzen.
  4. Erste Zeile zentriert.
  5. Steinmetzfehler: so statt ZEITLICH · VND.
  6. So statt SCHAFFET; vgl. Text der Luther-Bibel.
  7. Steinmetzfehler: so statt DAS · SICHTBARE.

Anmerkungen

  1. 2 Ko 4,17–18.
  2. Vgl. Ganzhorn 32; Magen, Reichsgräfliche Politik 48 (Nachweis zu 1576). Hyso hatte in Straßburg studiert. Am 6. Januar 1563 erhielt er seine Bestallung zum Secretarius durch Graf Ludwig Kasimir von Hohenlohe; vgl. HZAN Oe 10 117/4/2. Der Jurist wurde von Graf Wolfgang II. mit dem Entwurf für ein Hohenlohisches Landrecht betraut, dessen ersten Teil er 1579 fertigstellte; Ganzhorn 32–40. Auch an der neuen Kapitel-, Visitations- und Konsistorialsordnung von 1579 sowie an der Kirchenordnung von 1582 war er maßgeblich beteiligt; vgl. Franz, Kirchenleitung 75–99, 129–134.
  3. Vgl. Lamm, Im alten Neuenstein 46.
  4. Ebd.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 492 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0049200.