Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 488 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1595, 1. D. 17. Jh.

Beschreibung

Abendmahlskanne. In der Südsakristei. Silber teilvergoldet, gegossen, getrieben und graviert. Über rundem, gekehltem Fuß der hohe zylindrische Gefäßkörper, der etwas unterhalb der Mitte von einem getriebenen, vergoldeten Wulst umgeben ist; den Übergang zum Fuß bildet ein von Profilen eingefaßter, vergoldeter Scheiben- und Rosettenfries; unter dem oberen Rand graviertes Ornament aus Bandwerk und Blattranken (vergoldet); auf der Vorderseite der Wandung unterhalb des Wulsts ein graviertes Vollwappen, umgeben von einem Lorbeerkranz (vergoldet). Geschwungener Henkel mit Ziergravur an der Außenseite; gegossene und vergoldete Frauenmaske als Daumenrast. Gewölbter Deckel mit gravierten und vergoldeten Verzierungen und mit gegossenem und vergoldetem Engelskopf als Knauf (spätere Zutat); im Innern des Deckels ein vergoldetes Rundmedaillon mit eingraviertem Wappenschild und einer zwischen Linien umlaufenden Umschrift (A). Auf der Unterseite des Kannenbodens die eingravierte Gewichtsangabe (B). Keine Marken.

Maße: H. 26,3, Dm. 13,7, Bu. 0,35 (A), 0,2 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Kursive (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/6]

  1. A

    STIFTa) · ORINGEN · ANNO · 1595b)

  2. B

    Wigtt / 2 Marckh 10 ½ lott

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg; Stift Öhringen1.

Kommentar

Einzige Besonderheit der Kapitalis ist das spitzovale O. Als Worttrenner dienen sechsstrahlige Sternchen auf halber Zeilenhöhe. Die Gewichtsangabe ist nicht lediglich flüchtig eingeritzt, sondern sorgfältig in einer geübten schwungvollen Kanzleischrift ausgeführt, deren Schäfte markant nach links durchgebogen sind. Der Vermerk stammt von derselben Hand wie die Gewichtsangabe auf einer Öhringer Abendmahlskanne von 1625 (nr. 756), muß also nachträglich angebracht worden sein2.

Das herrschaftliche Wappen muß nicht unbedingt darauf hinweisen, daß die Kanne von den Grafen von Hohenlohe gestiftet wurde. Es findet sich ebenso auf nachweislich von anderen Personen gestiftetem kirchlichen Gerät3. Vielleicht hängt die Stiftung mit dem Wechsel im Amt des Stiftspredigers und Superintendenten 1595 zusammen: auf David Meder folgte in diesem Jahr der bisherige Stadtpfarrer Kaspar Zinn4.

Textkritischer Apparat

  1. Am Beginn der Inschrift eine vierblättrige Blüte.
  2. Danach eine Ranke als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Zwei gekreuzte Schlüssel, der Bart jeweils nach außen gekehrt.
  2. Von derselben Hand dürfte ferner eine der beiden Gewichtsangaben auf dem Fuß eines etwa hundert Jahre älteren Öhringer Kelchs stammen (nr. 202).
  3. Vgl. z. B. nrr. 756, 853.
  4. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 1, 82.

Nachweise

  1. Boger, Stiftskirche Öhringen 70 (nur erwähnt).
  2. Fritz, Ev. Abendmahlsgerät 429 Nr. 189 (nur Jahreszahl).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 488 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0048801.