Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 472 Neuenstein, Friedhofskapelle 1593

Beschreibung

Grabplatte der Anna Bartholi. Bis 1962 im Fußboden, nach der Restaurierung der Kapelle 1963 innen an der Südwand des Langhauses als sechster Stein von Osten angebracht. Sandstein. Ohne Rahmung umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A), der sich in vier Zeilen im Feld fortsetzt; darunter Bibelspruch (B); in der unteren Hälfte des Feldes in Relief zwei aneinandergeschobene Wappenschilde, auf denen ein Putto mit Totenschädel, Knochen und Stundenglas sitzt. In beiden Schilden, jeweils über den Wappenfiguren, eingehauene Nameninitialen (C, D). Leicht abgetreten und – vor allem im oberen Bereich – verwittert, Ränder ausgebrochen.

Maße: L. 183,5, B. 87, Bu. 3,3–4,5 (A), 3,51 (B), 2,7–3,1 (C), 5,1 cm (D).

Schriftart(en): Fraktur und Kapitalis (A), Kapitalis (B, C, D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

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  2. B

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  3. C

    N(icolaus) B(artholi) C(antzleiregistrator)e)

  4. D

    A(nna) Hf)

Datum: 16. August 1593 n. St., 17. August 1593 n. St.

Wappen:
Bartholi3, unbekannt4.

Kommentar

Die etwas ungelenke Fraktur weist dieselben Merkmale auf wie die auf der Neuensteiner Grabplatte für Oswald und Barbara Glatthorn (nr. 389) und auf dem geschnitzten Öhringer Epitaph des Johann Hyso (nr. 466), so daß kein Zweifel daran bestehen kann, daß alle drei Grabmäler vom selben Bildhauer angefertigt wurden. Besonders charakteristisch sind das m mit geschwungenem linken Schaft, das v mit unten nach links gebrochenem rechten Schaft und die 8 mit spitz ausgezogenen Bögen. Das M der Kapitalis hat schräge Schäfte und einen kurzen Mittelteil; der untere Bogen des B und die Cauda des R setzen jeweils getrennt vom oberen Bogen am Schaft an. Das A in Inschrift (D) hat einen kurzen, beidseitig überstehenden Deckbalken. Worttrennung durch Quadrangel ist nur am Beginn der Inschrift (A) und als Auszeichnung der Bibelstellenangabe in Inschrift (B) zu beobachten. Die Formen der Kapitalis sind weitgehend identisch mit denen auf zwei Inschriftenträgern in Kirchensall und Pfedelbach (nrr. 430, 442), die wohl ebenfalls Arbeiten desselben Bildhauers und Steinmetzen sind.

Textkritischer Apparat

  1. 1553 Eberhard.
  2. Rundes s im Wortinnern.
  3. Sic!
  4. Erste Zeile zentriert.
  5. Auflösung der dritten Initiale unsicher; hier in Analogie zu Inschrift (A).
  6. Die Nameninitiale ließ sich nicht auflösen. Vgl. aber Anm. 4.

Anmerkungen

  1. Bibelstellenangabe in der ersten Zeile in größerem Schriftgrad: 4,5 cm.
  2. Hi 19,25.
  3. Linksgewendet. Auf einem abgeschnittenen Zweig ein auffliegender Vogel (Taube?).
  4. Strauß mit Eisenstück im Schnabel auf einem Dreiberg. Da der „eisenfressende“ Strauß häufig als Wappentier von Schmieden oder von Familien namens Schmied/Schmidt verwendet wird, könnte es sich auch hier um ein redendes Wappen handeln, vielleicht für „Hufschmied“?

Nachweise

  1. Eberhard, Grabsteine Friedhofkapelle 1 (nur teilw. u. fehlerhaft, Detail-Abb.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 472 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0047203.