Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 450 Dörzbach, ev. Pfarrkirche 1590

Beschreibung

Fragment des Epitaphs für Valentin von Berlichingen zu Dörzbach. Außen an der Südwand des Chors; das Epitaph befand sich 1861 noch „am südlichen Eingang der Kirche rechts“1. Rest einer hochrechteckigen Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen breiten Leisten; die Platte zeigte im Mittelfeld die auf einem liegenden Löwen stehende barhäuptige Figur des Verstorbenen in Rüstung, den federgeschmückten Helm zu Füßen; in allen vier Ecken ein Vollwappen in Relief. Erhalten ist das untere rechte Viertel mit dem linken Bein der Figur, dem Kopf des Löwen und dem Helm sowie dem heraldisch linken unteren Wappen (waagerechter Bruch ohne Schriftverlust). Ein kleines Fragment aus der Mitte der rechten Seite (mit Schwertgriff und Teil der Umschrift) wurde unmittelbar auf das untere Fragment aufgesetzt. Die Umschrift ist nur auf der rechten Schriftleiste erhalten.

Ergänzungen nach Berlichingen-Rossach.

Maße: H. (Rest) 121, B. 51, Bu. 2,6 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [Anno D(o)m(i)ni 1590 /a) zwischen 2 und 3 Ur], Verschiedt Der [edel vnd] Vest Valentin Von Berlingen zu / Dö[rzbachb) vnd Laipach, dem Got /c) eine fröhliche Urstettd) verleihen woll durch Christum . Amen .]

Wappen:
[Berlichingen]2[Vellberg?]
[Nothafft?3]Zillenhart?4.

Kommentar

Gemeine, Versalien und Gesamtduktus der Fraktur weisen eindeutig auf die Werkstatt des Michel Niklas von Reinsbronn hin5. Dörzbach ist der südlichste Standort der bislang bekannten Werke Niklas’, die sich im württembergischen Teil des Main-Tauber-Kreises konzentrieren. Valentin von Berlichingens gleichnamiger Vater ist 1543 gestorben und ebenfalls in Dörzbach begraben (vgl. nr. 245). Seine Mutter, Margarethe von Vohenstein, war eine Tochter Jörgs II. von Vohenstein und der Rosine von Zillenhart († 1513)6. Das vierte, erhaltene Wappen könnte somit das Zillenhartsche sein. Der Todestag Valentins d. J. ist anderweitig nicht überliefert7. Er war in erster Ehe mit Brigitte von Vellberg, in zweiter Ehe mit Anna von Rodenstein verheiratet8.

Textkritischer Apparat

  1. Zeilenumbruch geschätzt. Merkwürdigerweise fehlt die Tagesangabe. Überlieferungsfehler?
  2. Von ö nur die Umlautstriche erhalten.
  3. Zeilenumbruch geschätzt.
  4. So statt Urstend; Überlieferungsfehler?

Anmerkungen

  1. Berlichingen-Rossach, Götz 585.
  2. Alle Wappenangaben nach Berlichingen-Rossach. Da links oben offenbar das Wappen der ersten Ehefrau (Vellberg) steht, müßte rechts unten das mütterliche Wappen (Vohenstein) erscheinen. Die überlieferten Wappen lassen sich mit den – freilich nur sehr unzulänglich aufgearbeiteten – genealogischen Zusammenhängen nicht in Einklang bringen, so daß an der Zuverlässigkeit der Wappenbestimmungen durch Berlichingen-Rossach gezweifelt werden muß (vgl. Anm. 4). Da er die Wappen nicht blasoniert, ist allerdings keine Gegenkontrolle möglich.
  3. So die Angabe von Berlichingen-Rossach. Vermutlich ein Flug. Die Beschreibung in StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“, bezieht sich offensichtlich nur auf die Helmzier: „2 Flügel über einem Helm“. Es könnte auch das Wappen der von Wenkheim gewesen sein.
  4. Oberhalber Steinbock; Helmzier: wachsender Steinbock. Nach Berlichingen-Rossach: „Ellrichshausen“. Diese Zuordnung ist ausgeschlossen, da die von Ellrichshausen ein abweichendes Wappen (fünfmal schräggeteilt) führten.
  5. Vgl. DI 54 (Mergentheim), Einl. LXVf.
  6. Vgl. Gerd Wunder, Die Familie von Vohenstein im Mittelalter, in: Westheim am Kocher. 1200 Jahre Geschichte, hg. v. d. Gemeinde Rosengarten – Ortschaft Westheim (Forschungen aus Württembergisch Franken 32), Sigmaringen 1988, 64–70, hier: 69.
  7. Die Angabe „gest. 1572“ in Kdm. Künzelsau 126 ist falsch. 1572 bemühte Valentin sich, die Bestattung des in diesem Jahr verstorbenen Max von Berlichingen zu Laibach in Kloster Schöntal zu erreichen. Max hatte dem Kloster dafür 50 Taler und sein bestes Pferd vermacht; vgl. Kremer, Chronick (StAL B 503 II Bü 7) p. 226.
  8. Vgl. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“ (nur erwähnt).
  2. Berlichingen-Rossach, Götz 585 Anm. 2.
  3. Kdm. Künzelsau 126 (nur erwähnt).
  4. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 94 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 450 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0045007.