Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 448 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche) 1590

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Friedrich von Hohenlohe. Ursprünglich im Fußboden des Langhauses, im Mittelgang die mittlere Platte in der vierten Reihe von Osten1; seit 1888 im Erdgeschoß des Blasturms an der Südwand angebracht, erster Stein von Osten. Steinplatte mit Metallauflagen: umlaufende Schriftleiste mit erhaben gegossener Inschrift (A) zwischen mit je zwei begleitenden Ritzlinien versehenen Randstegen; in der Mitte des Feldes ein gegossenes Vollwappen, in den Ecken vier weitere Schilde; ober- und unterhalb des mittleren Wappens zwei querrechteckige Schrifttafeln mit Bibelsprüchen: oben (B), unten (C). Schriftgrund aller Inschriften mit Punktrasterpunzen ausbereitet. Die Platte ist zusammen mit zwei weiteren in einen neogotischen Rahmen eingesetzt, wodurch alle Ränder bis auf den rechten verdeckt sind. Verwitterte Steinoberfläche mit Gips ergänzt und grau gestrichen; Farbe und Gips abbröckelnd.

Siehe Lageplan.

Maße: L. ca. 229, B. 122, Bu. 3,1 (A)2, 3,5 (B), 3,1 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Gotische Minuskel mit Frakturversalien (B, C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/5]

  1. A

    ANNO DOMINI 1590 . DEN 12 . APRILIS , ZWISCHEN 1 . VND 2 . VHRN / GEGEN TAG , IST DER WOLGEBORNE HERR HERR FRIDERICH GRAVE VON HOHENLOE , (ET)C(ETERA)a) VND HERR ZV LANGEN/BVRG , VON DEM ALLMECHTIGEN AVS DISEM IAMERTHAL / ABGEFORDERT , DESSEN ALLMACHT SEINEN GNADEN EIN FROELICHEb) VRSTEND · VERLEIHEN WOELLEb) AMEN .c)

  2. B

    Jch erkenn meine missethat vnd meine sün=/de Jst Jmmer für mir , an dir allein hab Jch / gesündigt , vnd übel für dir gethan3) . Ps(alm)d) 51 .

  3. C

    Leben wir so Leben wir dem / Herren : Sterben wir , so Ster=/ben wir dem Herren4) , Rom : 14 .

Datum: 22. April 1590 n. St.

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg;
Solms-Münzenberg5 Sulz
Mecklenburg6 Waldburg-Sonnenberg7.

Kommentar

Die Kapitalis hat ausgewogene, quadratische Proportionen. Namen und Titulaturen sind zumeist durch Vergrößerung des Anfangsbuchstabens hervorgehoben. Bemerkenswert ist das flach linksschräg geschnittene obere Ende des rechten Schrägschafts des A. M hat schräge Schäfte und einen bis zur Grundlinie herabreichenden Mittelteil. Die späte Gotische Minuskel hat einen steifen Duktus. Ihre Oberschäfte weisen zumeist in Höhe der Oberlinie des Mittellängenbereichs einen kleinen Ansatz auf. Die Fahne des f und des Schaft-s ist markant halbrund hochgebogen. Mitunter sind die Oberlängen auch durch Schleifen und Kontraschleifen verziert. Die Versalien sind der Fraktur entlehnt.

Graf Friedrich ist 1553 in Neuenstein als jüngster Sohn des Grafen Ludwig Kasimir von Hohenlohe-Neuenstein und der Gräfin Anna von Solms geboren8. Er wuchs am kursächsischen Hof auf. Bei der Landesteilung von 1586 erhielt er die Ämter Langenburg, Hollenbach, Döttingen, Kirchberg und Künzelsau9. Im selben Jahr avancierte er zum Landkomtur und Statthalter der (protestantischen) Ballei Thüringen des Deutschen Ordens10. 1587 trat er als Obrist in kursächsische Dienste11, 1588 kehrte er nach Langenburg zurück, wo er im folgenden Jahr starb12. Einen bedeutenden Prestigegewinn für das Haus Hohenlohe bedeutete 1585 Friedrichs Heirat mit Elisabeth, der Tochter des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg und der Prinzessin Dorothea von Dänemark. Elisabeth überlebte Friedrich um 31 Jahre und wurde 1621 neben ihm in Öhringen beigesetzt (vgl. nr. 714). Aus der Ehe ging nur eine Tochter hervor, die bereits in jungen Jahren verstarb (vgl. nr. 502). Ein inschriftloses Tischgrabmal mit einer im Ganzharnisch dargestellten lebensgroßen Liegefigur befindet sich heute in der Krypta der Stiftskirche. Es wird wohl zu Recht dem Grafen Friedrich zugeordnet13. Etwaige früher mit diesem Grabmal verbundene Inschriften sind ebensowenig überliefert wie bekannt ist, wo das Tischgrab ursprünglich aufgestellt war.

Textkritischer Apparat

  1. ET-Kürzel z-förmig.
  2. Das erste E klein in das O eingestellt.
  3. Als Schlußzeichen ein Punkt auf der Grundlinie mit darübergesetzter kurzer Wellenlinie.
  4. Kürzung durch Doppelpunkt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Lageplan in HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103. So auch noch im 19. Jahrhundert; vgl. OAB Öhringen 109.
  2. Versalien: 4,1 cm.
  3. Ps 51,5–6.
  4. Rö 14,8.
  5. Quadriert von Solms und Münzenberg.
  6. Quadriert und mit Mittelschild (Schwerin) belegt, 1. Mecklenburg, 2. Rostock, 3. Stargard, 4. Wenden (Werle).
  7. Quadriert von Waldburg und Sonnenberg. Bei dieser verschobenen und um ein Wappen erweiterten Ahnenprobe wurde aus der Urgroßelterngeneration das Wappen der Mutter der väterlichen Großmutter (Margaretha Gräfin von Sonnenberg) ausgewählt.
  8. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 6.
  9. Fischer II/1, 108.
  10. Ebd. 45. Die Landkomture in Thüringen wurden zu dieser Zeit von den wettinischen Herzögen eingesetzt und von der Ordenszentrale in Mergentheim lediglich als Statthalter oder Inhaber der Ballei anerkannt; vgl. Heinz Noflatscher, Glaube, Reich und Dynastie. Maximilian der Deutschmeister (1558–1618) (Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens 11), Marburg 1987, 348.
  11. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 6.
  12. Vgl. dazu auch den Bestand HZAN La 125 (Nachlaß Graf Friedrich), zu der Zeit in sächsischen Diensten bes. Bü 18.
  13. Vgl. Taddey, Grabmäler der Hohenlohe 37.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachl. Albrecht) II. 7. Bü 103 (mehrfache Wiedergabe der Inschrift u. Zeichnungen).
  2. Albrecht, Stiftskirche Oehringen 46 (nur A).
  3. Boger, Stiftskirche Öhringen 92 (nur A).
  4. OAB Öhringen 109 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 448 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0044807.