Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 411 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster,
kath. Pfarrkirche St. Joseph (ehem. Klosterkirche)
vor 1583, 1583

Beschreibung

Grabplatte des Abts Sebastian Schanzenbach. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, sechster Stein von Westen. Im gotischen Vorgängerbau im Langhaus, in der Nähe der Marienkapelle1. Vor 1717 (Weihe der barocken Kirche) an den jetzigen Standort versetzt und auf einem Sockel aufgestellt, der eine von Abt Knittel verfaßte Versinschrift erhielt2. Sandstein. Der Sterbevermerk ist umlaufend eingehauen und nach innen hin durch eine Ritzlinie vom Feld abgesetzt. Im Feld in wannenartig vertiefter Rundbogennische die stehende, leicht nach rechts gewandte Gestalt des Abts in hohem Relief, bekleidet mit Mönchshabit und Mitra, in der Rechten den Krummstab mit Sudarium, in der Linken ein Buch haltend; zu Füßen außen zwei kleine Wappenschilde. Über dem Rundbogen wurde nachträglich ein etwa 4 cm breites Stück des Randes mitsamt der die Umschrift nach innen begrenzenden Ritzlinie abgearbeitet, um Platz für einen schmalen Schriftstreifen zu erhalten, in den – gleichzeitig mit dem Nachtrag des Sterbejahres in der Umschrift – der Todestag des Abts eingehauen wurde. Stoßschäden, Ränder ausgebrochen und ergänzt, Schrift stellenweise beeinträchtigt. Schriftzeichen mit grauer Farbe nachgezogen.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 191, B. 97,5, Bu. 6,6–7,0 bzw. (Nachtrag) 3,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. ANNO DOMINI . 15 · 〈83〉a) //b) 〈DEN · LETZTEN · DECEMBRISc)〉 // OBII[T]d) / REVEREND[VS IN]e) CHRISTO PATER ET DOMINVS / SEBASTIAN(VS) ABBAS HVIVSf) / MONASTERII CVI(VS) ANIMA REQVIESTATg) IN PACE AMEN

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1583 … starb der in Christo ehrwürdige Vater und Herr Sebastian, Abt dieses Klosters. Seine Seele ruhe in Frieden. Amen.

Datum: 31. Dezember 1583.

Wappen:
Schanzenbach3, Zisterzienserorden.

Kommentar

Die Kapitalis ist ausgesprochen dünnstrichig ausgeführt, wobei aber doch der Strichstärkenwechsel beachtet wird. Sporen sind nur ganz schwach ausgeprägt. Besondere Sorgfalt verwendete der Steinmetz auf die kreisrunde Ausführung der Bogenlinien. Einige Anfangsbuchstaben sind erhöht. Der Mittelteil des M reicht bis auf die Grundlinie herab, was bei der relativ schmalen Form und bei der senkrechten Stellung der Schäfte ungewöhnlich ist. Der Nachtrag unterscheidet sich nicht nur in der Sprache, sondern auch in Schriftgröße, Einzelformen und Verwendung von Quadrangel-Worttrennern deutlich von der ursprünglichen Inschrift. Eine nähere zeitliche Einordnung der Grabplatte ist anhand der Schriftformen nicht möglich, solang keine weiteren Werke desselben Bildhauers nachgewiesen werden können. Da es in Schöntal offenbar üblich war, daß die Abtsgrabmäler schon zu Lebzeiten angefertigt wurden, bisweilen schon kurz nach Regierungsantritt (vgl. nr. 230), könnte das vorliegende Grabmal bereits um 1560 entstanden sein.

Sebastian Schanzenbach stammte aus Möckmühl. 1545 wurde er Prior in Schöntal, bevor er 1557 zum Abt gewählt wurde4. Zu Baumaßnahmen unter seinem langen Abbatiat vgl. nr. 200. Die Schöntaler Chronistik hebt hervor, daß Abt Sebastian am letzten Tag des Jahres, des Monats Dezember und des Alten Kalenders verstorben ist5. Die Gregorianische Kalenderreform wurde demnach in Schöntal offenbar vom 1. auf den 12. Januar 1584 eingeführt, während sonst im Bistum Würzburg die Umstellung bereits im November 1583 vorgenommen worden war6.

Textkritischer Apparat

  1. Trennpunkt zwischen den Ziffern in Form eines Vierblatts.
  2. Als Einschub ist hier der unter der Kopfzeile nachträglich im Feld angebrachte Todestag zu lesen.
  3. Danach eine liegende doppelte Kontraschleife als Zeilenfüller.
  4. Das T zerstört; nachträglich wurde an der ergänzten Stelle ein Minuskel-t eingehauen.
  5. Die zerstörte Stelle mitsamt der Schrift bei Restaurierung ergänzt.
  6. Danach in Höhe der Grundlinie ein Zierschnörkel.
  7. So statt REQVIESCAT; das vorletzte T jetzt korrigierend mit einem C übermalt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r. Zur Lage der Marienkapelle vgl. nr. 33 Anm. 2.
  2. E GREMIO INDE PATER / DATUR HUIUS NOMINIS ALTER / NON SECTANS FASTUS / HOC DIGNUS HONORE SEBASTUS .
  3. Boot, aus dem zwei schräggekreuzte Peitschen hervorkommen.
  4. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 66v.
  5. Ebd. fol. 105r: „ultimo die anni et Decembris et Calendarii veteris“.
  6. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung 27.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 72.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 24r.
  3. OAB Künzelsau 781.
  4. Kdm. Künzelsau 340f. (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 411 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0041100.