Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 350 Kocherstetten (Stadt Künzelsau), ev. Pfarrkirche 1572

Beschreibung

Epitaph des Eberhard von Leyen. Außen an der Südwand des Langhauses unter dem Erker des Herrschaftssitzes; zuvor – wohl bis zur Kirchenrenovierung 1956/57 – an derselben Wand im Innern1. Hohe Ädikula aus Sandstein. Als Bekrönung eine annähernd quadratische, von Hermenpilastern flankierte Tafel mit gestaffelt zentriert eingehauenem Sterbevermerk (A). Von der Roll- und Beschlagwerkrahmung ist nur das rechte Seitenteil erhalten, auch der Giebel fehlt. Gebälk mit symmetrischen Beschlagornamenten in Flachrelief. In der Hauptzone, zwischen Pilastern, die vor einem runden Blendbogen nach rechts hin auf einem kauernden Löwen kniende und betende, fast vollplastische Figur des Verstorbenen in voller Rüstung; der federgeschmückte Visierhelm davor abgestellt; beide Pilaster mit je vier Vollwappen belegt. Der vorspringende Mittelteil des Sockels trägt in rollwerkgerahmter längsrechteckiger Kartusche den Bibelspruch (B); auf den Postamenten der Pilaster Löwenmasken. Die Zeilenbegrenzungslinien der Inschriften sind vorgeritzt. Bestoßen, leichte Witterungsschäden; Dolch abgebrochen, einige Helmzierden verstümmelt; abgebrochene Ränder mit hellerem Zementmörtel ergänzt.

Maße: H. 290, B. 167, Bu. 3,9 (A), 3,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

  1. A

    ANNOa) D(OMI)NI 1572 · / AM 29 · TAG DECEM=/BRIS STARB DER ED=/EL VND VEST EBER/HARTa) VON LAYEN / DEM GOTa) GNE=/DIG SEYE / A(M)EN ·

  2. B

    CHRISTVSa) IST MEIN LEBE(N) VND / STERBE(N) IST MEIN GEWIN2) · PHI : I

Wappen:
Leyen3 Dienheim
Kranich von KirchheimEltz
IngelheimForstmeister von Gelnhausen
Lengefeld4 Helmstatt5.

Kommentar

Die sorgfältig und ausgesprochen regelmäßig eingehauene Kapitalis entspricht in ihren Einzelformen, im Strichstärkenwechsel und in der Gestaltung der Sporen fast völlig der auf dem Kocherstettener Epitaph für Wolfgang und Anna von Stetten und Anna von Leyen (nr. 324). Geringfügige Abweichungen sind die gelegentliche Linksschrägstellung einzelner Bogensporen und die fehlende Einrückung der Cauda des G. Auffällig ist das aus zwei stark nach rechts durchgebogenen Schäften zusammengesetzte Y. Das Grabmal wird sicherlich zu Recht dem Haller Bildhauer Sem Schlör zugewiesen6, der wohl die figürliche Ausgestaltung selbst besorgte, die Schriftausführung aber vielleicht dem Verfertiger des vorgenannten Grabmals überlassen hat.

Eberhard von Leyen war nach Ausweis der Ahnenprobe ein Sohn des pfalz-simmernschen Hofmeisters Peter von Leyen und der Anna von Dienheim. 1559 heiratete er Christina von Dalheim7. Aus dieser Ehe gingen mindestens vier Söhne und drei Töchter hervor8. Eberhards Schwester Margaretha war mit Eberhard von Stetten verheiratet (vgl. nr. 440), was sicherlich der Grund für den Umzug ihrer Mutter und ihrer Geschwister nach Kocherstetten war.

Textkritischer Apparat

  1. Anfangsbuchstabe vergrößert.

Anmerkungen

  1. Auch dieser Standort kann nicht der ursprüngliche sein. Das Epitaph muß an der Nordwand des Chors oder des Langhauses gestanden haben, da nur so die nach rechts gewandte Figur des Verstorbenen dem Hochaltar zugekehrt war.
  2. Phl 1,21.
  3. Eingebogener Sparren, allseits begleitet von oben je drei und unten vier Steinen; Helmzier: mit Straußenfederbusch besteckte Kugel.
  4. Linksgewendet. Spickelweise gestückter Schrägbalken; Helmzier: Flug, jeweils belegt mit einem nach außen gebogenen und spickelweise gestückten Pfahl. Identifizierung nach Dr. Helmut Hartmann (hs. Vermerk, Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften); Kdm. Künzelsau 201 nach Humbracht, Taf. 121: „Lengenfeld“.
  5. Helmzier (zwei Büffelhörner) abgebrochen und nur noch in Konturen erkennbar.
  6. OAB Künzelsau 631; Köpchen 85; Demmler 181, 220f.; Kdm. Künzelsau 201.
  7. So Humbracht, Taf. 121.
  8. Ebd.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 631.
  2. Der Dt. Herold 23 (1892), Beil. S. 19 (nur erwähnt, zu 1527!).
  3. Köpchen 85 (nur erwähnt).
  4. LDA Esslingen, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 14843 (1959).
  5. Kdm. Künzelsau 200 (Abb.), 201 (nur erwähnt).
  6. Rauser, Künzelsauer Heimatbuch II, 285 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 350 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0035002.