Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 311 Öhringen, ev. Stadtkirche (ehem. Stiftskirche), Kreuzgang 1564

Beschreibung

Grabplatte des Christoph Senft von Sulburg. Im Westflügel des Kreuzgangs an der Außenseite aufgerichtet, 13. Stein von Norden. Sandstein. In der oberen Hälfte der rahmenlosen Platte die zeilenweise eingehauene Inschrift, darunter ein linksgewendetes Vollwappen in Relief. Starke Witterungsschäden durch aufsteigende Feuchtigkeit, Oberfläche schichtweise absandelnd. Wappen weitgehend zerstört; im Bereich des oberen und des rechten Rands Teile der Inschrift abgeplatzt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 177,5, B. 82,5, Bu. 6,2–6,7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/1]

  1. AN(N)O [·] DO(MI)NI · M [·] Da) [·] / L · X · IIII · IAR · DEN · X · Vb) / IANVARIVS · STAR[B] / AVF · GOTES · GNA[D]c) / DER · EDEL · VND · ERN/VESTd) CHRISTOFFEL / SENFT · DER · SELE · / GOT · GNEDIG · VND / BARMHERTZIG · SEI · / AMEN

Wappen:
Senft von Sulburg1.

Kommentar

Die Buchstaben der Kapitalis sind mit schmaler Kerbe, weitgehend ohne Strichstärkenwechsel und mit unauffälligen Serifen eingehauen. H, M, N und V haben quadratische Proportionen, O ist kreisrund. Auch die übrigen Bögen sind sorgfältig mit dem Zirkel konstruiert. Der sehr kurze Mittelbalken von E und F ist gelegentlich unterhalb der Zeilenmitte angesetzt. Der I-Punkt scheint nur unregelmäßig gesetzt zu sein. Die Cauda des R ist geschwungen. Eine Fremdform innerhalb des Kapitalis-Alphabets stellt das zweistöckige Z dar. Als Worttrenner dienen winzige Dreisporne.

Der Name Christoph kommt um die Mitte des 16. Jahrhunderts in mehreren Linien des Geschlechts der Senft von Sulburg vor2. Da auf dem vorliegenden Grabmal keine Ahnenprobe angegeben ist, läßt sich der Verstorbene somit genealogisch nicht eindeutig zuordnen. Die ungewöhnliche Formulierung des Sterbevermerks STARB AVF GOTES GNAD ist sicherlich als Reflex auf Luthers Gnadenlehre zu verstehen: Sie bringt deutlich zum Ausdruck, daß nicht eigene Verdienste oder die Fürbitte anderer, sondern allein Gottes Gnade dem Verstorbenen zu Auferstehung und ewigem Leben verhelfen kann.

Textkritischer Apparat

  1. Vom D nur das untere Ende des Schafts und der untere Bogenabschnitt erhalten.
  2. Nach dem V ist die Oberfläche abgeplatzt. Vom zur Verfügung stehenden Raum wären daher auch die Lesungen X · V[I], X · V[II] oder X · V[III] möglich.
  3. Vom D nur der Schaft erhalten.
  4. Vom N nur der linke Schaft erhalten; das T offensichtlich zunächst vergessen und dann erst nachträglich in kleinerem Schriftgrad zwischen S und dem folgenden Wort eingefügt, wodurch der an dieser Stelle plazierte Worttrenner getilgt wurde.

Anmerkungen

  1. Linksgewendet. Der Schild jetzt völlig zerstört. Auf einem um 1970 entstandenen Foto (Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften) ist der Schrägbalken noch ansatzweise erkennbar; die Helmzier (wachsendes Einhorn) in Umrissen erhalten.
  2. Vgl. die – freilich sehr unpräzisen und unvollständigen – Angaben in Biedermann, Ottenwald, tab. CCCXXXV–CCCXXXVIII.

Nachweise

  1. Esenwein, Grabsteine, Nr. A4 (teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 311 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0031105.