Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 301 Dörzbach, ev. Pfarrkirche 1560

Beschreibung

Epitaph des Ehepaars Philipp von Berlichingen und Sabina geb. von Adelsheim. Innen an der Nordwand des Chors. Ädikula aus Sandstein. Im Giebel unter einer Muschelbekrönung und gerahmt von Voluten eine niedrige, breite Bogennische mit zwei Vollwappen in Relief. Die Gebälkzone ist auf das weit vorspringende Sims reduziert. In der Hauptzone, gerahmt von Pilastern mit je vier Ahnenwappen, Bildrelief: Kruzifixus (Kreuztitulus A) zwischen Sonne und Mond, darunter im Gebet kniend die beiden Eheleute, links der Mann in voller Rüstung auf einem Löwen kniend, den federgeschmückten Visierhelm vor sich abgestellt. Im Sockel zwischen den beiden vorspringenden Pilaster-Postamenten ein querrechteckiges Schriftfeld mit siebenzeilig eingehauener Inschrift (B); diese unsachgemäß mit dunkler Farbe nachgezogen.

Maße: H. 284, B. 162, Bu. 3,5 (A), 3,0 cm (B).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    INRI

  2. B

    An(n)o · d(omi)ni 1560 den 28 Ottoberris ist verschiede(n) / Der Edell vnd Crnuesta) philipisb) von Berlichinge(n) / Zu Dorczbach welcher sell gott der herr gnedig / Sei well amen vnd darnach 15〈. . . . . . . . . . . . . . . .〉 ist / Die Edell vnd Dugentsame Frawc) Sabina vo(n) / Berlichingen ein geborne von Adolczhaym 〈. . . . /. . . .〉 der gott gnedig sei woll Amen

Wappen:
Berlichingen, Adelsheim;
BerlichingenAdelsheim
StettenGebsattel
StettenbergRüdt
Zobel von GiebelstadtStiebar von Buttenheim.

Kommentar

Die Fraktur ist ungelenk und mit ungleichmäßigen Wortabständen eingehauen und bleibt damit in der Qualität weit hinter der Ausführung des figürlichen Schmucks zurück. Der Schaft des langen s ist in vier Fällen nicht in den Unterlängenbereich gezogen, sondern nach Art der Gotischen Minuskel auf der Grundlinie gebrochen. Die Sterbedaten der Ehefrau wurden nach ihrem Tod nicht nachgetragen.

Philipp von Berlichingen ist ein Sohn des Asmus von Berlichingen aus der Dörzbach-Laibacher Linie († 1544) und einer Tochter Konrads von Stetten zu Buchenbach1. Seine Frau Sabina ist die älteste Tochter Stephans d. J. von Adelsheim († 1563) aus dessen erster Ehe mit Barbara von Gebsattel2. Sabina ist 1530 geboren, ihre Hochzeit mit Philipp von Berlichingen fand 1557 statt3. Nach Philipps Tod heiratete sie in zweiter Ehe 1566 Christoph von Steinau gen. Steinrück. Dies erklärt auch, warum sie nicht in Dörzbach bestattet und warum ihr Sterbedatum auf dem Epitaph nicht nachgetragen wurde.

Textkritischer Apparat

  1. So statt Ernuest; der Balken des E ist lediglich aufgemalt.
  2. Sic!
  3. Fahne des r nur aufgemalt.

Anmerkungen

  1. Konrad war mit Amalia Zobel von Giebelstadt verheiratet, was zu der Ahnenprobe des Dörzbacher Epitaphs paßt; vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. XXXVII. Biedermann verzeichnet nur eine Tochter Veronika aus dieser Eheverbindung, die mit Ludwig Rink zu Baldenstein verheiratet war. Entweder war sie in zweiter Ehe mit Asmus von Berlichingen verheiratet, oder Asmus’ Frau war eine – namentlich nicht bekannte – Schwester Veronikas.
  2. Vgl. ebd., tab. CLXXXIX.
  3. Ebd.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2105 (Ortsbeschreibung Dörzbach), Einzelbl. „Grabsteyn Dörzbach“ (ungenau).
  2. Berlichingen-Rossach, Götz 579 Anm. 2.
  3. OAB Künzelsau 485.
  4. Kdm. Künzelsau 126 (nur erwähnt).
  5. Rauser, Dörzbacher Heimatbuch 94 (nach Kdm.).
  6. Der Hohenlohekreis 1, 43 (Abb., verzerrt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 301 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0030109.