Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 283 Waldenburg, Friedhof 1555

Beschreibung

Grabplatte des Johann Merwart1. Außen an der Ostwand der 1982 erbauten Leichenhalle, erster Stein von Norden. Ursprünglich im Boden der Friedhofskapelle. Roter Sandstein. Umlaufend ohne Rahmung eingehauener Sterbevermerk; im Feld Wappenschild in Flachrelief. Die Begrenzungslinien des Mittellängenbereichs sind vorgeritzt. Leicht abgetreten.

Maße: L. 188, B. 106, Bu. 5,8–6,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und mit Frakturversalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. Anno Dom(ini) · 15 · 55 · Jar · / am heilig(en) Carfreitag · den 12 · aprillis starb · der Erbar · / Johan merwart · Jn das 3̣1a) / Jar · gewesener vogt zu waldenburg · dem gott gnadb)

Wappen:
Merwart2.

Kommentar

Der strenge Formenkanon der Textura mit konsequenter Brechung der Schäfte und Bögen ist fast durchweg beibehalten, so daß die Schrift fraglos als Gotische Minuskel einzuordnen ist. Die Oberlängen sind rechtsschräg geschnitten, nur das h bildet am oberen Schaftende eine Zierschleife aus. Anstelle eines i-Punkts ist ein eingerollter Zierbogen gesetzt. An die Fahne des r ist ein kleiner s-förmiger Zierhaken angehängt. Der rechte Schaft des u ist oben im Wort waldenburg rechtsschräg geschnitten, im Wort zu dagegen gebrochen. Der Einfluß der Fraktur zeigt sich neben den Versalien bei den Formen von f und langem s, deren unten spitz zulaufende Schäfte weit in den Unterlängenbereich ragen, allerdings ohne eine Schaftschwellung auszubilden. Die Quadrangel dienen hier in erster Linie als Interpunktionszeichen.

Der Inschrift zufolge dürfte Merwart die Stellung als Amtmann zu Waldenburg um 1524 angetreten haben3.

Textkritischer Apparat

  1. Von der ersten Ziffer nur der untere Bogen erhalten; Lesung als 5 paläographisch ebenso möglich, inhaltlich jedoch ausgeschlossen.
  2. Anschließend als Zeilenfüller eine Zierranke.

Anmerkungen

  1. Nicht „Johann Peter Schratt“ (so Englert, Waldenburg 476).
  2. Gekrönte Meerjungfrau mit zwei Fischschwänzen. Die sonst darunter dargestellten Wellen fehlen hier.
  3. Dieselbe Amtsdauer von 31 Jahren wird auch in einem Brief der Witwe Margaretha Merwart genannt, in dem diese um Fortzahlung der Jahresbesoldung ihres Mannes bittet: HZAN Wa 25 Bü 349 (1555 X 8, Dienstag nach Remigii).

Nachweise

  1. Rauser, Waldenburger Heimatbuch 104 (erwähnt).
  2. Englert, Waldenburg 476 (erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 283 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0028306.