Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 280 Waldenburg, ev. Stadtkirche 1554

Beschreibung

Grabplatte des Ludwig Erer. Seit 1973 außen im offenen Turmuntergeschoß an der inneren Nordwand; vorheriger und ursprünglicher Standort unbekannt. Roter Sandstein. Umschrift zwischen nur schwach eingeritzten Linien; im eingetieften Feld Vollwappen in hohem Relief, darunter geduckt zwei Putti, die sich mit den Armen unterhaken und mit den freien Händen nach oben an die Helmdecken greifen. Ränder ausgebrochen; schräger Bruch im unteren Drittel, mit Zementmörtel notdürftig ausgebessert. Am unteren Rand und in der rechten oberen Ecke starke Verwitterungsschäden.

Maße: L. 204, B. 99, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. AN(N)O · D(OMI)NI · 1 · 5 · 5 · 4a) · / VFF · DEN · 2 · 6 · TAG · OCTOBRIS · STARB · DER [· E]DEL · VṆ[D · / VES]Tb) · LVDWIG · ERER · / DEMc) · GOT · GE[N]EDIG · VND · BARMHERTZIG · SEY ·

Wappen:
Erer1.

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr schmal proportioniert. Lediglich das ovale O, das D mit nach links über den Schaft hinausragenden Bogenenden und das Z sind breiter, ohne aber quadratische Proportionen zu erreichen. M hat senkrechte Schäfte und einen kurzen Mittelteil. Die beiden Bögen des B setzen ebenso wie der Bogen und die Cauda des R getrennt untereinander am Schaft an. Die Schattenachse der Bögen ist senkrecht, während bei den geraden Linien der Strichstärkenwechsel ohne erkennbares System erfolgt. Das A am Beginn der Inschrift ist leicht vergrößert und hat einen geknickten Balken. Einzige besonders auffällige Buchstabenform ist das Y am Ende der Inschrift. Es setzt sich aus einem einmal gebrochenen und gebogenen Schrägbalken und einem stark nach rechts durchgebogenen Schrägschaft zusammen. Letzterer bildet unten eine flache Schleife, deren Ende weit nach rechts ausschwingt und somit als Zeilenfüller dient. Charakteristisch ist daneben die Form der 2, die sich aus einem geraden unteren Balken, einem bis fast zur oberen Zeilenbegrenzung reichenden Schrägschaft und einem nach oben gewölbten oberen Balken zusammensetzt und somit eine Zwischenform zwischen runder und spitzer 2 darstellt. Als Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe. In der Kopfzeile sind sie durch angesetzte Zierhaken paragraphzeichenförmig gestaltet.

Alle genannten Schriftmerkmale stimmen vollständig mit denen auf dem 1558 entstandenen und von Sem Schlör signierten Epitaph für Friedrich und Margarethe Sturmfeder in Oppenweiler (Rems-Murr-Kreis) überein2. Es kann kein Zweifel bestehen, daß auch die Waldenburger Grabplatte von Schlörs Hand stammt. Die bislang offenbar unbeachtete Grabplatte wäre somit vorläufig das früheste bekannte Werk des Haller Bildhauers3, käme diese Stellung nicht der schon zwei Jahre früher 1552 entstandenen Grabplatte der Gräfin Helena von Hohenlohe in Kloster Gnadental (Lkr. Schwäbisch Hall) zu, die man Schlör ebenfalls aufgrund des Schriftvergleichs eindeutig zuweisen kann4. Beide Grabplatten widerlegen die Vermutung Th. Demmlers, Sem Schlör habe seine frühen Werke regelmäßig signiert5.

Ludwig Erer entstammt einem Heilbronner Patriziergeschlecht, das zeitweilig auch in Hall und Künzelsau ansässig war und unter anderem im 16. und 17. Jahrhundert Besitz in Amrichshausen6, Bodenhof7 und Morsbach8 hatte. Er ist ein Sohn des Heilbronner Schultheißen Hans Erer († 1545) und der Barbara Nenninger († 1548)9. Näheres zur Person ist nicht bekannt, er soll Geistlicher gewesen sein10, worauf die Grabplatte freilich keinerlei Hinweise gibt.

Textkritischer Apparat

  1. 4 stark verwittert, aber noch eindeutig zu lesen.
  2. Ergänzungen nach üblichem Formular unter Berücksichtigung des vorhandenen Platzes. Vom letzten Buchstaben nur das untere Viertel des Schafts erhalten.
  3. D fast völlig zerstört.

Anmerkungen

  1. Vgl. Alberti 172. Das Wappenbild ist hier eindeutig ein oberhalber Bär, kein Wolf.
  2. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 167.
  3. Zu seinen Werken vgl. die Zusammenstellung bei Demmler, Grabdenkmäler 179–182. Vgl. auch die Waldenburger Grabplatte von 1556 für Philipp Erer (nr. 288).
  4. Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  5. Demmler, Grabdenkmäler 182.
  6. OAB Künzelsau 355.
  7. Ebd. 451.
  8. Ebd. 689.
  9. v. Rauch, Erer 43f.
  10. Ebd. 45.

Nachweise

  1. v. Rauch, Erer 45 (erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 280 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0028005.