Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 278 Kloster Schöntal (Gde. Schöntal), Kloster, Kreuzgang 1553

Beschreibung

Epitaph des Hans von Berlichingen zu Schrozberg. Im Ostflügel des Kreuzgangs, 14. Stein von Norden; bis zur Neuanordnung der Grabmäler im Zuge des barocken Neubaus des Kreuzgangs sechstes Epitaph von Norden1. Sandsteinädikula mit Segmentbogengiebel; im Gebälk der zweizeilig eingehauene Sterbevermerk (A). In der Hauptzone, gerahmt von breiten, mit Renaissanceornament belegten Pilastern, der nach rechts hin vor dem Kruzifixus kniende und betende Verstorbene in hohem Relief. Er ist in einen Ganzharnisch gekleidet, der federgeschmückte Helm ist vor ihm abgestellt. Am Kreuz Titulus (B). Auf den Pilastern vier Ahnenwappen. Der an der Vorderseite glatt abgearbeitete Sockel trug ursprünglich vielleicht eine weitere Inschrift. Mittelband der Inschrift (A) vorgeritzt. Reste farbiger Fassung.

Maße: H. 200, B. 95, Bu. 2,0 (A), 1,8–2,0 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Heilbronn [1/4]

  1. A

    Anno d(omi)ni 1553 an S(ankt) niclaüszen tag starb der Edel vnd Ernvest hans / von berlichingen dem gott genedig seÿ woella) amen ·b)

  2. B

    INRIc)

Datum: 6. Dezember 1553.

Wappen:
BerlichingenThüngen
AdelsheimSteinau gen. Steinrück.

Kommentar

Die Schriftmerkmale wie auch die stilistischen Eigenheiten der bildlichen Darstellung weisen das Epitaph eindeutig als das Werk des „Meisters von Niederstetten und Wachbach“ aus, der auch das Grabmal für Hans Philipp von Berlichingen (nr. 241), Hans’ Sohn, geschaffen hat. Das gestreckte Sechseck als Grundform des gebrochenen Bogens, der eingebogene Schaft des g, der weit ausgestellte linke Schaft von v und w und gespaltene Oberlängen sind die typischsten Merkmale der Gemeinen. Das Schluß-s ist völlig ausgerundet und weist keine Brechungen mehr auf. Der quadrangelförmige i-Punkt ist eigenartig nach rechts versetzt. Die Versalien sind die für den Steinmetzen charakteristischen: pseudounziales A mit eingedrückter tropfenförmiger Schwellung am linken Schrägschaft, kapitales S und zweibogiges E.

Hans von Berlichingen ist als Sohn Kilians von Berlichingen aus dritter Ehe mit Margaretha von Thüngen 1493 geboren2. Er war mit Ursula von Westerstetten verheiratet3. Hans verlor drei seiner vier Söhne im Kriegsdienst für das Reich. Kaiser Karl V. bewilligte ihm 1548 aufgrund dieses großen Opfers für den Fall, daß auch sein überlebender Sohn Hans Georg ohne männliche Nachkommen sterben sollte, eine Gnadensteuer von 4000 rhein. Gulden4. Hans’ Grabplatte ist nicht erhalten, ihre Inschrift ist aber überliefert (nr. 277 †). Dort wird abweichend als Todestag der 29. November angegeben. Der in der vorliegenden Inschrift genannte 6. Dezember findet sich dagegen auch im Schöntaler Mortilogium5.

Textkritischer Apparat

  1. e klein über das o übergeschrieben.
  2. Danach eine Zierranke als Zeilenfüller.
  3. N spiegelverkehrt.

Anmerkungen

  1. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  2. Möller, Stamm-Taf. I, Taf. XXI.
  3. Ulmschneider, Götz 237; Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 224.
  4. Kraus, Urkundenregesten Jagsthausen Nr. 213. Der Fall trat nicht ein, die Schrozberger Linie der Berlichingen blüht heute noch.
  5. Rückert, Zur Memoria 90.

Nachweise

  1. Hebenstreit (StAL B 503 II Bü 10) p. 68.
  2. Müller/Stöcklein (WLB Cod. Don. 600) fol. 20r.
  3. Schönhut, Chronik Schönthal 196 (nach Aufzeichnung des Repetenten Zeller).
  4. Schönhuth, Grabdenkmale Berlichingen 451.
  5. Berlichingen-Rossach, Denkmale 299.
  6. Ders., Götz 726.
  7. Schönhuth, Burgen … Württembergs IV, 226.
  8. Kröll 107 (nach Schönhut).
  9. OAB Künzelsau 788.
  10. Kdm. Künzelsau 351f. (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 278 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0027805.