Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 260 Öhringen, Altes Rathaus 1547

Beschreibung

Serie von vier Kabinettscheiben mit Wappen der Grafen Albrecht III. und Georg I. von Hohenlohe und ihrer Frauen Wandelbar geb. Gräfin von Zollern und Helena geb. Truchsessin von Waldburg. Die vier gleichartig gestalteten runden Wappenscheiben sind in vier der insgesamt fünf mit Butzenscheiben blankverglasten Fenster des Erkers an der Nordostecke des Ratssaals im 2. Obergeschoß eingesetzt1. Reihenfolge der drei ersten Scheiben mit Sicherheit vertauscht. Ob die Scheiben schon ursprünglich für das Rathaus bestimmt waren oder erst später dorthin gelangt sind, ist nicht sicher.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/8]

I. Wappenscheibe des Grafen Albrecht III. von Hohenlohe. Jetzt im dritten Fenster eingesetzt. Schmaler Rahmenstreifen aus blau gefärbtem Glas mit in Schwarzlot aufgemaltem Schriftband, aus dem die links oben beginnende Inschrift (A) – bestehend aus Name, Datierung und Devise – ausgeschabt ist; im Feld linksgewendetes Vollwappen auf Grasboden, vor schwarzem Hintergrund, der mit ausgeschabter Rankendamaszierung versehen ist.

Maße: Dm. 29, Bu. 1,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    ALBRECHT GROFF VON HOENLOE · (etcetera) ANNO DOMINI · 1547 WAN GOT MIT IST WER WIL DAN WIDER VNS SEYN2) · R3)

 
Wappen:
Hohenlohe4.

II. Wappenscheibe der Gräfin Wandelbar von Hohenlohe geb. Gräfin von Zollern. Pendant zu Scheibe I. Jetzt im ersten Fenster eingesetzt. Gestaltung wie Scheibe I., die Umschrift (B) – bestehend aus Namen, Devise und Datierung – aber oben in der Mitte beginnend; das Vollwappen vor gelbem Brokatmuster. Teile der Inschrift nicht original.

Maße: Dm. 29, Bu. 1,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. B

    WANDELBARa) GROFE VON HOENLOE GEBORN GROFFIN VO(N) ZOLLERNb) ALEYN · GOT · DIE ER5) ANNO D(O)M(INI) [1547]c)

 
Wappen:
Zollern6.

III. Wappenscheibe des Grafen Georg I. von Hohenlohe. Jetzt im zweiten Fenster eingesetzt. Gestaltung ganz wie Scheibe I., die Umschrift (C) aber nur in der oberen Hälfte umlaufend; in der unteren Hälfte des Bandes ein aus dem Schwarzlot ausgeschabter Rankenfries; Wappendarstellung wie Scheibe I. Teile der Umschrift vermutlich modern ergänzt.

Maße: Dm. 30,5, Bu. 1,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. C

    JORG GROFFE VON HOHENLOE · (etcetera) ANNO ·d) 1547

 
Wappen:
Hohenlohe7.

IV. Wappenscheibe der Helena Gräfin von Hohenlohe geb. Truchsessin von Waldburg. Im vierten Fenster, Pendant zu Scheibe III. Gestaltung wie Scheibe II., das Brokatmuster des Binnenfelds aber rot. Teile der Inschrift vermutlich modern ergänzt.

Maße: Dm. 30,5, Bu. 1,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. D

    HELENNA · VONN HOHENLOEN GEBORNE TRVCHSESIN VON WALDBVRG · (etcetera) ANNO · 1547 ·

 
Wappen:
Waldburg.

Kommentar

Die Beurteilung der Schrift ist schwierig, da nicht sicher feststellbar ist, welche Teile der Inschriften tatsächlich noch original sind und welche nachträglich ergänzt wurden. Bei einigen Textpassagen ist die moderne Fassung anhand der Schriftformen eindeutig nachzuweisen. Die unterschiedliche Blautönung der einzelnen Scheibenstücke läßt freilich darauf schließen, daß auch noch weitere Abschnitte der Inschriften Ergebnis einer späteren Restaurierung sind. Die Schrägschäfte von A, V und W weisen deutliche Strichstärkenunterschiede zwischen fetten Linksschrägen und haarfeinen Rechtsschrägen auf, ebenso variiert die Strichbreite der Bögen (senkrechte Schattenachse der Bogenverstärkungen). Dagegen sind ungewöhnlicherweise die Schäfte und Balken aller Buchstaben sowie auch der Schrägschaft des N annähernd gleich breit. Letzterer sowie der Balken des H und der Schaft des I sind zumeist nach einer Seite hin ausgebuchtet, der Balken des A ist gewöhnlich geknickt.

Das Öhringer Rathaus war nach einem Brand des Vorgängerbaus 1504 neu errichtet worden8. Ob die vorliegenden Wappenscheiben bereits ursprünglich 1547 von der Stadtherrschaft in den Ratssaal gestiftet wurden, der dann um 1603 eine neue Innenausstattung erhielt (vgl. nrr. 572, 573), ist unsicher. Bezeugt sind sie dort jedenfalls erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Textkritischer Apparat

  1. Der Name mit Sicherheit modern ergänzt.
  2. Rechte Hälfte des O von VO(N) sowie ZOLLERN mit Sicherheit modern ergänzt.
  3. 1547 konjiziert; jetziger Befund: · 1507 mit abschließender Wellenlinie auf halber Zeilenhöhe. Ursprünglich war hier sicherlich, wie bei den drei übrigen Scheiben der Serie, das Fertigungsjahr eingetragen. 1507 ist das Jahr der Eheschließung zwischen Albrecht III. von Hohenlohe und der Gräfin Wandelbar von Zollern.
  4. An allen vier Ecken mit eingerollten Zierlinien bzw. Ranken versehenes Quadrangel. Die beiden Scheibenabschnitte, die den Text von VON bis ANNO · enthalten, sind wohl modern ergänzt.

Anmerkungen

  1. Bedeutung des Einzelbuchstabens unklar; vermutlich aber Bibelstellenangabe R(ömer).
  2. Im fünften Fenster eine moderne runde Wappenscheibe mit württembergischem Stammwappen.
  3. Rö 8, 31.
  4. Stammwappen linksgewendet; Helmzier: wachsender silberner Adler mit goldenem Schnabel und roten Schwungfedern.
  5. Häufig gebrauchte Devise; nach 5 Mo 32, 3. Zu weiteren inschriftlichen Belegen vgl. DI 63 (Odenwaldkreis) nr. 194 Anm. 2.
  6. Quadriert von Zollern und Erbkämmereramt (in Rot zwei gekreuzte goldene Szepter).
  7. Wie Anm. 4.
  8. Vgl. nr. 150 †; vgl. ferner Martin Roth, Unter mehreren Landesherren, in: Öhringen. Stadt und Stift 117–133, hier: 119.

Nachweise

  1. HZAN GA 55 (Nachlaß Albrecht) IX. Bü 271 (Öhringen) (nur erwähnt).
  2. Wilhelm Lotz, Kunst-Topographie Deutschlands. Ein Haus- und Reise-Handbuch für Künstler, Gelehrte und Freunde unserer alten Kunst, Bd. 2: Süddeutschland (Statistik der deutschen Kunst des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts 2), Cassel 1863, 361 (nur erwähnt, zu 1541).
  3. OAB Öhringen 115 (nur teilw., zu 1541).
  4. Boger, Schloß Neuenstein, in: Bes. Beil. d. Staats-Anzeigers 1878, 450 (nur I u. II erwähnt).
  5. Der Lkr. Öhringen 2, 31 (nur erwähnt, zu 1541).
  6. Rauser, Ohrntaler Heimatbuch 65 (nur erwähnt, zu 1541).
  7. Knoblauch II/1, 253 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 260 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0026003.