Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 238 Schöntal-Rossach, Schloß 1540?

Beschreibung

Wappentafel des Götz von Berlichingen „mit der Eisernen Hand“. Außen am Torbau (einzig erhaltener Teil des alten Schlosses), an der Südseite über dem Portal eingemauert. Zu unbekanntem Zeitpunkt vermutlich von einem älteren, abgebrochenen Bauteil hierher versetzt1. Sandstein. Kleine Ädikula, ohne die ursprünglich sicherlich vorhandene Bekrönung. Weit vorkragendes, über seitlichen Pilastern verkröpftes Sims mit Kehle-Wulst-Profil; in der Hauptzone zwischen den Pilastern ein Vollwappen in hohem Relief vor Muschelnische; die Pilaster mit vier Ahnenwappen belegt. Im Sockel Bauinschrift (A), auf den seitlichen Pilasterpodesten, jeweils in eingetieften quadratischen Feldern, Steinmetzsignatur (B). Begrenzungslinien der Zeilen in (A) vorgeritzt.

Maße: H. ca. 90, B. ca. 75, Bu. ca. 3 cm.

Schriftart(en): Verfremdete Kapitalis mit einzelnen Minuskeln (A), Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    ANNOa) DOM(IN)I · 1 · 5 · 40 DO HOT / DER · EDEL · vN(D)b) ERNvEstc) GOTFRIDT · / vO(N)b) BERLICHEN · DIS · HAVS ERBAVDT

  2. B

    M //V ̣/Bd)

Wappen:
Berlichingen;
BerlichingenThüngen
AdelsheimSteinau gen. Steinrück.

Kommentar

Die mit Formen der Frühhumanistischen Kapitalis (offenes unziales D, spitzovales O, A mit senkrechtem rechten Schaft und nach links überstehendem Deckbalken, zweibogiges neben kapitalem E) und mit eingestreuten Gemeinen der Fraktur (v, st-Ligatur) verfremdete Kapitalis, die als Worttrenner Kreise oder große Punkte verwendet, stammt eindeutig von derselben Hand wie das zwischen 1550 und 1559 entstandene Epitaph Götz’ von Berlichingen im Schöntaler Klosterkreuzgang (nr. 299). In der vorliegenden Inschrift sind Nexus litterarum und Frakturversalien aber noch deutlich sparsamer eingesetzt, und das I zeigt noch nicht wie dort die Verlängerung unter die Grundlinie. Auch die Variationsbreite der Worttrenner ist noch wesentlich geringer. Der Steinmetz, dessen Name sich vermutlich hinter den Initialen der Inschrift (B) verbirgt, ließ sich bislang nicht ermitteln. Da seine übrigen bisher bekannten Werke zwischen frühestens 1550 und 1581 entstanden sind2, wäre zu erwägen, ob die vorliegende Wappentafel nicht erst in den 1550er Jahren – vielleicht anstelle einer älteren Bauinschrift – gefertigt wurde.

Burg Rossach, Stammsitz der im 14. Jahrhundert ausgestorbenen Edelfreien von Rosseriet (Zweig der von Aschhausen?), kam ab 1360 schrittweise in den alleinigen Besitz der Herren von Berlichingen und wurde im 16. Jahrhundert zum Stammhaus der von Götz „mit der Eisernen Hand“ begründeten Rossacher Linie3. Von der alten Burg ist innerhalb der teilweise ummauerten Anlage einzig der um 1577/78 errichtete zweigeschossige Torbau erhalten. Die vorliegende Wappentafel stammt vermutlich von einem der abgebrochenen Burggebäude.

Textkritischer Apparat

  1. Als Versal ein breites, trapezförmiges, aus Schwellzügen zusammengesetztes A.
  2. Kürzung durch Doppelpunkt.
  3. Fraktur-st-Ligatur; der Schaft des langen s steht auf der Grundlinie, der Schaft des t reicht nur knapp unter die Zeilenmitte hinab.
  4. Befund: breiter, v-förmiger Winkel, dessen Spitze an das obere Schaftende des B stößt; vielleicht auch Nexus litterarum von Y und B?.

Anmerkungen

  1. Der Torbau wurde nach Ausweis zweier Bauzahlen am Portal und an einem der Fenstergewände in seiner heutigen Form erst 1577/78 errichtet, vgl. nr. 378. Der Bau diente im 19. Jahrhundert als Archiv, vgl. StAL E 258 VI Bü 2131 (wie unten).
  2. Vgl. nr. 299.
  3. OAB Künzelsau 818–820; LdBW IV, 250.

Nachweise

  1. StAL E 258 VI Bü 2131 (Ortsbeschreibung Schöntal), Quellenauszüge v. Julius Hartmann, darin Doppelbl. „Rossach“.
  2. Berlichingen-Rossach, Götz 644.
  3. OAB Künzelsau 818 (zu 1549!).
  4. Kdm. Künzelsau 270.
  5. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 356 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 238 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0023801.